Timothy
Fok Tsun-ting
Präsident des Sportvereins und des
Olympischen Komitees Hongkongs
Von Xu Xiaoyan
Der 61-jährige Timothy Fok Tsun-ting, der nach seinem Studienabschluss
an der University of Southern California nach Hongkong zurückkehrte
und seitdem kaufmännisch tätig ist, war zweimal Mitglied
der chinesischen Delegation für die Bewerbung um die Ausrichtung
der Olympischen Spiele. 2001 wurde er zum Mitglied des Internationalen
Olympischen Komitees gewählt. An vielen internationalen Aktivitäten
chinesischer Sportkreise ist er beteiligt.
Die Verbindung der Familie Fok mit der Olympiade Chinas wurde
über Timothy Fok Tsun-tings Vater, Henry Fok Ying-tung, geknüpft.
Damals ließ dieser im Namen der nach ihm benannten Fok
Ying-tung-Sportstiftung denjenigen chinesischen Sportlern,
die bei den Olympischen Spielen eine Gold- oder Silbermedaille
erworben hatten, eine hohe Prämie zukommen. Ein Sportler,
der eine Goldmedaille erringt, kann noch eine Medaille aus 1 kg
Gold und ein Silbermedaillen-Gewinner noch eine Medaille aus 500
g Gold von der Fok Ying-tung-Sportstiftung erhalten.
Diese Tradition existiert seit der Olympiade in Los Angeles 1984.
Darüber sagt Timothy Fok Tsun-ting lächelnd, dass die
Fok Ying-tung-Sportstiftung, in die man insgesamt
knapp 600 Millionen Hongkong-Dollar investiert hat, den bei der
Olympiade ausgezeichneten chinesischen Sportlern weiterhin materiellen
Ansporn geben und gleichzeitig die Entwicklung des Sportwesens
des chinesischen Festlandes bzw. Hongkongs finanziell unterstützen
wird.
Während der 29. Olympiade 2008 wird Reiten, das man im Jahr
1900, als die 2. Olympiade veranstaltet wurde, zur offiziellen
olympischen Disziplin ernannte, in Hongkong stattfinden. Hongkong
hat eine mehr als 160-jährige Geschichte des Pferderennens.
So ist Hongkong nach der Meinung von Timothy Fok Tsun-ting auch
der geeigneteste Austragungsort für die Reit-Wettkämpfe
im Rahmen der Olympiade 2008. Er kann sich noch daran erinnern,
wie begeistert die Einwohner Hongkongs im Jahr 2005 waren, als
Hongkong zu einem der Schauplätze der Olympischen Spiele
2008 bestimmt wurde. Dazu sagt Timothy Fok Tsun-ting stolz: Später
können wir sagen, dass Hongkong auch eine Olympia-Stadt ist.
Von den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts an erlebte Timothy
Fok Tsun-ting zusammen mit seinem Vater, der am 28. Oktober 2006
im Alter von 84 Jahren in Beijing starb, die Veränderungen
Beijings von den Asiatischen Spielen bis zur Olympiade. Dazu meint
er: Ich möchte betonen, dass wir heute nicht mehr nur
Wert auf Medaillen legen. Der Grund dafür, dass mein Vater
Sportlern, die Medaillen errungen haben, eine hohe Summe als Prämie
gab, liegt darin, dass China damals auf der internationalen sportlichen
Bühne noch ,arm war. Heute, nachdem das Sportwesen
Chinas sich schnell entwickelt hat, sollten wir viel mehr den
olympischen Geist der Teilnahme betonen und den Massensport verbreiten.
Nicht nur die Athletik hohen Niveaus, sondern auch der Massensport
wird durch die Gelegenheit, eine Olympiade ausrichten zu dürfen,
gefördert. Darum verkündet Timothy Fok Tsun-ting,
er werde seinen Arbeitsschwerpunkt im Bereich Sport nach 2008
allmählich auf die Verbreitung des Massensports unter der
Bevölkerung legen. Die Stadien und andere Sporthallen und
-plätze, die man mit ungeheuren Investitionsmitteln für
die Olympiade 2008 gebaut hat, werden nach deren Abschluss einfachen
Anwohnern zur Verfügung stehen. In Hongkong ist der
Lebensrhythmus sehr schnell und viele Einwohner leiden unter großem
Stress. So ist es sehr wichtig für sie, Sport zu treiben.
Wenn mehr Einwohner Hongkongs anlässlich der Olympiade Sport
treiben, ist das von noch größerer Bedeutung als der
Gewinn von Goldmedaillen. Ich glaube, dass man auf dem chinesischen
Festland das Bewusstsein für Sport und Bewegung weiter erhöhen
sollte. Denn Hongkong nimmt zwar eine kleine Fläche ein,
und der Bodenpreis in Hongkong ist auch hoch, aber Hongkong hat
mehr Fußballplätze und andere sportliche Einrichtungen
pro Kopf als viele Städte des chinesischen Festlandes.
Das Fußballspiel ist die Lieblingssportart von Timothy
Fok Tsun-ting, was wahrscheinlich auf den väterlichen Einfluss
zurückzuführen ist. Ich habe Sport von klein auf
geliebt, er ist ein Teil meines Lebens geworden. Als ich noch
jung war, spielte ich fast jede Woche zwei- bis dreimal Fußball.
Nun bin ich wegen meines Alters auf die Zuschauertribüne
verbannt. Timothy Fok Tsun-ting ist der Meinung, dass die
Entwicklung des Fußballs auf der Beteiligung der breiten
Bevölkerung basiert. Beispielsweise gibt es in den
USA über eine halbe Million Frauen, die Fußball spielen,
was das hohe Niveau des US-amerikanischen Frauenfußballs
garantiert. Der Sport bedeutet nicht nur Wettbewerb, vielmehr
soll er eine Kultur sein. Die Teilnahme der ganzen Bevölkerung
ist wichtiger als die Athletik.
Wie auch andere Bereiche hat sich das Sportwesen in Hongkong
in den letzten zehn Jahren gut entwickelt. Neben der Ausrichtung
der olympischen Reit-Wettbewerbe 2008 hat sich Hongkong erfolgreich
um die Ausrichtung der Ostasiatischen Spiele 2009 beworben. Damit
wird Hongkong zum ersten Mal ein regionales, zahlreiche Disziplinen
umfassendes Sportfest ausrichten. Im vorigen Jahr haben die Sportler
aus Hongkong bei den Asiatischen Spielen in Doha ihre besten Leistungen
erzielt. In diesem Jahr gewann Wong Kam-po aus Hongkong bei der
Fahrradweltmeisterschaft die Goldmedaille.
Beim Interview weist Timothy Fok Tsun-ting darauf hin, dass Hongkong
nach Rückgabe an China weiterhin unabhängig und unter
dem Namen Chinas Hongkong an internationalen Sportwettkämpfen
teilnehmen darf, was die effektive Praktizierung des Systems Ein
Land, zwei Systeme verkörpert. Über die Vorbereitung
auf die Ausrichtung der olympischen Reit-Wettkämpfe sagt
Timothy Fok Tsun-ting, dass Hongkong zu diesem Zweck eine Milliarde
Hongkong-Dollar investieren wird. Aufgrund der konkreten Umstände
in Hongkong gibt die lokale Regierung keine Geldmittel für
sportliche Wettkämpfe. Geldquelle ist die finanzielle Unterstützung
durch Unternehmen und Geldbeschaffung durch die Gesellschaft.
Die Hongkonger Gesellschaft für Pferderennen wird die meisten
Kosten tragen. Als die größte Wohltätigkeitsorganisation
Hongkongs bzw. der Welt erwirtschaftet sie für Hongkong jedes
Jahr Gewinne und Steuern in Höhe von mehr als 10 Milliarden
Hongkong-Dollar. Darüber hinaus stellt sie der Gesellschaft
jährlich ca. eine Milliarde Hongkong-Dollar für wohltätige
Zwecke zur Verfügung. So ist sie völlig in der Lage,
die olympischen Reit-Wettkämpfe 2008 zu finanzieren.
Der 13. Juli 2001 ist ein Tag, den kein Chinese in der Welt je
vergessen wird. An diesem Tag bekam Beijing das Recht auf die
Ausrichtung der 29. Olympiade. Drei Tage später, nämlich
am 16. Juli, wurde Timothy Fok Tsun-ting offiziell zum Mitglied
des Internationalen Olympischen Komitees gewählt. Noch heute
kann er sich an die Worte von Juan Antonio Samaranch erinnern:
Jetzt sind Sie ein Mitglied des Internationalen Olympischen
Komitees und sollen später einen größeren Beitrag
zum internationalen Sport leisten. In Hongkong wird Timothy
Fok Tsun-ting Außenminister für Sport genannt.
Seit 1974 bemüht er sich zusammen mit seinem Vater darum,
der Welt Chinas Sport vorzustellen. Es gelang ihnen, den Status
Chinas in den Disziplinen Fußball, Badminton und Fahrradrennen
in den entsprechenden internationalen Vereinen wieder herzustellen.
Für die Asiatischen Spiele, die 1990 zum ersten Mal in China
stattfanden, spendete die Familie Fok Geldmittel, mit denen man
die Ying-tung-Schwimmhalle, die Wushu-Halle und das Sportmuseum
in Beijing errichtete. Nach der erfolgreichen Bewerbung Beijings
um die Ausrichtung der 29. Olympiade, spendete die Familie Fok
dem Olympischen Organisationskomitee Beijing 200 Millionen Hongkong-Dollar
für den Bau des Nationalen Schwimmzentrums. Nach Meinung
Timothy Fok Tsun-tings liegt der Grund dafür, dass das Nationale
Schwimmzentrum mit den Spenden der Landsleute aus Hongkong, Macao
und Taiwan sowie der Auslandschinesen gebaut werden soll, nicht
darin, dass es unserer Regierung an Geldmitteln mangelt, sondern
darin, dass dem Wunsch aller Menschen mit chinesischen Wurzeln,
an den Vorbereitungen für die Olympiade 2008 teilnehmen zu
dürfen, entsprochen wird. Die Bedeutung der Ausrichtung
eines großartigen Sportfestes besteht nicht nur im Wettkampf
um die Zahl der Medaillen, sondern viel mehr in der allgemeinen
Teilnahme. Und die Teilnahme beschränkt sich nicht nur auf
den Bereich Handel, sondern erstreckt sich auch auf die Kultur,
auf die ganze Gesellschaft bzw. Bevölkerung, sagt Timothy
Fok Tsun-ting.
Als Präsident des Hongkonger Sportvereins hebt Timothy Fok
Tsun-ting die Kommerzialisierung des Sportes hervor. Dazu sagt
er: Die Olympiade von heute ist abhängig von der kommerziellen
Vermarktung. In diesem Punkt haben wir das Olympische Organisationskomitee
Beijing in einer Reihe von Fragen wie Fernsehübertragungsrechte
und kommerzielle Unterstützung zu konsultieren.
Abschließend möchte Timothy Fok Tsun-ting eine andere
Bedeutung der Olympiade für Hongkong hervorheben, nämlich
die mögliche Verstärkung des Zugehörigkeitsbewusstseins
der Hongkonger. Lange Zeit hatten wir bei internationalen
Sportaktivitäten keine Nationalflagge, nur die Flagge der
Kolonie, keine Nationalhymne, nur ,God Save the Queen. Wir
lernten in der Schule auch fast ausschließlich die Geschichte
des Auslands und kannten das chinesische Festland, unser Vaterland,
nicht gut. Aus historischen Gründen hat noch heute manch
ein Einwohner Hongkongs ein schwaches Zugehörigkeitsgefühl
zu China. So meine ich, dass die Ausrichtung der Reit-Wettkämpfe
im Rahmen der Olympiade 2008 eine gute Chance bietet. Hongkong
ist eine besondere Stadt. Sie ist sehr ausländisch geprägt
und zur gleichen Zeit lässt sich die chinesische Tradition
finden. Unter diesen Umständen ist es insbesondere für
junge Leute nicht leicht, eine klare Richtung in ihrem Leben einzuschlagen.
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