Die erfolgreiche Sanierung von Brilliance Auto

Von Zuo Youqiang

Qi Yumin war Vizebürgermeister der Stadt Dalian. Vor eineinhalb Jahren wurde er mit der Sanierung der Brilliance China Automotive Holdings Ltd. beauftragt. Er sah gleich, dass er es mit einem maroden Unternehmen zu tun hatte, welches kurz vor der Abwicklung stand. Nachdem er harte Sanierungsmaßnahmen durchgesetzt hatte, stieg die Firma ein Jahr später wie ein Phönix aus der Asche auf. Die Produktion und der Umsatz stiegen innerhalb dieses Jahres um 70% und die Firma zog in der Automobilindustrie des Landes allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Qi Yumin wiederum erwarb sich hohes Renommee.

Wechsel einer Arbeitseinheit

Für Qi Yumin war Brilliance Auto vor seiner Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden Ende 2005 eine nahezu unbekannte Bezeichnung. Die Autofirma liegt in Shenyang und er war Vizebürgermeister in der Stadt Dalian. In dieser Stadt hatte er ein völlig anderes Arbeitsprogramm. Seit seiner Ernennung leitet er nicht nur die Holding, sondern auch ihre Tochterfirmen. Er erkannte sofort die Bedeutung seiner Arbeit, denn die Provinz Liaoning spielt eine wichtige Rolle für die Wiederbelebung der Industriebasen in Nordostchina und sein Unternehmen ist ein Schlüsselunternehmen für die Industrie der Provinz. Eine erfolgreiche Sanierung dieses Unternehmens kann ein gutes Beispiel geben für die dortige industrielle Entwicklung. Zudem verfügt er über Erfahrungen im Bereich der Schwerindustrie, die von allen Seiten hochgeschätzt werden.

Auf dem Weg nach Shenyang schickte er eine SMS an seine Schwester: „Das Wetter ist eiskalt, aber ich habe das Feuer für Höchstleistungen. Mit Leidenschaft gehe ich an meine Arbeit.“

Gelungene Kreditaufnahme

Qi Yumin erinnerte sich an den Anfang seiner Arbeit: „Am Anfang versuchte ich, einen Überblick über den Zustand der Firma zu bekommen. Ich führte Gespräche mit Managern auf verschiedenen Ebenen und habe viele Akten gelesen. Aufgrund der Informationen habe ich die Hauptprobleme ermitteln können: Mangel an Geldmitteln, uneffektive Geschäftsführung, mangelhaftes Management und das Fehlen von Teamgeist usw.“ Qi Yumin war kein Laie auf dem Gebiet der industriellen Produktion. Als Vizebürgermeister war er in Dalian für das Ressort Industrie zuständig. Zuvor hatte er 20 Jahre in einem renommierten Unternehmen der Schwerindustrie gearbeitet. Er erkannte schnell die Ursachen der Probleme bei Brilliance Auto. Dazu sagte er: „Ein Automobilunternehmen ist ein vollständiges System, das dadurch veranschaulicht werden kann: Am Oberlauf sind die Zulieferer, am Mittellauf sind wir Produzenten und am Unterlauf ist der Vertrieb. Die drei Teile blockieren sich in der Firma gegenseitig, so dass die wichtigste Sparte Zhonghua-Car einen drastischen Rückgang beim Vertrieb zu verzeichnen hatte. Früher genoss das Zhonghua-Car ein hohes Renommee, später wurden pro Monat nur noch einige Hunderte Autos verkauft, was den täglichen Absatzzahlen anderer Autofirmen entsprach.“

„Um die Blockaden in den Produktionsketten zu beseitigen, wurden zuerst die Zulieferer aktiviert, bei denen wir jedoch eine Milliarde Yuan Schulden hatte, so dass wir Bankkredite aufnehmen mussten. Dafür haben wir einen Sanierungsplan ausgearbeitet, in dem verschiedene Maßnahmen zur Sanierung ausführlich dargelegt werden. Wir haben darauf hingewiesen, dass als erstes die Zulieferung von Komponenten abgesichert werden muss.“ Zwei Wochen nach dem Antritt seines Postens reiste Qi Yumin nach Guangzhou, um mit dem Vorstandsvorsitzenden der Guangdong Development Bank über eine Kreditaufnahme zu sprechen. Dieser war von Qi Yumins Sanierungskonzept überzeugt und versprach ihm, dem Unternehmen zuerst einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Yuan zu gewähren. Später hat Qi Yumin drei Milliarden Yuan von ihm bekommen. Bei anderen Banken hat Qi Yumin weitere Kredite in Höhe von vier Milliarden Yuan aufgenommen. Mit diesem Geld wurden die Schulden bei den Zulieferbetrieben beglichen, womit die Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Betriebsablauf erfüllt werden konnte.

Chance durch die Preissenkung

Etwa gleichzeitig mit der Kreditaufnahme verschrieb Qi Yumin Brilliance Auto eine weitere Medizin, um die Sanierung zu erreichen. Er ordnete eine Preissenkung an. Das Modell Zunchi war eigentlich eine verbesserte Version des Zhonghua. Als es im Jahr 2005 auf den Markt gebracht wurde, war der Absatz gut, später ging er allerdings rasch zurück. Ende 2005 konnten pro Monat nur noch einige Dutzende Autos verkauft werden. Den Kunden war der Preis zu hoch.

Qi Yumin hatte einen guten Überblick über die Lage am chinesischen Automobilmarkt und traf die Entscheidung zur Preissenkung: Der Verkaufspreis des Zunchi mit einfacher Ausführung wurde von 130 000 Yuan (ca. 13 000 Euro) auf 110 000 Yuan gesenkt, und der Preis des Modells mit gehobener Ausführung wurde von 170 000 Yuan auf 130 000 Yuan gesenkt. Durch die Preissenkung ging zwar der Gewinn pro verkauftem Wagen zurück, gleich nach der Preissenkung stieg jedoch der Absatz: Pro Monat wurden einige tausend Stück verkauft.

Noch wichtiger war es, dass einige Monate nach der Preissenkung andere Automobilkonzerne des Landes aufgrund der sich verschärfenden Konkurrenz die Verkaufspreise senkten. Qi Yumings Entscheidung wurde somit als wegweisend angesehen. Ein Branchenkenner meinte: „Wenn die Entscheidung über die Preissenkung einige Monate später erfolgt wäre, dann hätte Brilliance Auto nicht so viele Autos verkaufen können. Insbesondere hätte sich das Unternehmen nicht den Ruf eines ,Echten Freundes der Kunden‘ erwerben können.“

Verbesserungsvorschläge für das Automodell Junjie

In Qi Yumins Sanierungsplan spielt das Automodell Junjie eine wichtige Rolle. Das Unternehmen hat drei Jahre für die Forschung und Entwicklung dieses Modells gebraucht. Aus verschiedensten Gründen wurde die Markteinführung immer wieder verschoben. Nach Einschätzung des ausländischen Kooperationspartners hätte das neue Modell erst im September 2006 herausgebracht werden können. Qi Yumin war das zu spät.

Er stellte sofort ein Team von Ingenieuren zusammen, welches die technischen Probleme lösen sollte. Er fuhr selbst jeden Tag nach Feierabend mit dem Testwagen auf dem Testgelände in der Vorstadt, um Schwächen des Autos aufzudecken und anschließend beheben zu lassen. Er berichtete der Entwicklungsabteilung des Unternehmens über seine eigenen Erfahrungen. So zeigte er seine fachliche Kompetenz und infolge der Diskussion mit Technikern und Ingenieren wurden insgesamt 18 Verbesserungsvorschläge erarbeitet.

Am 18. Februar 2006 verließ der erste Junjie das Fließband und kam einen Monat später auf den Markt. Qi Yumin legte den Preis auf 90 000 Yuan fest. Von da an wurden pro Monat über 10 000 Stück von diesem Modell verkauft. Diese Absatzzahlen konnten bis heute gehalten werden. Durch das Erfolgsmodell Junjie ist das ganze Unternehmen gestärkt worden. Produktionsmenge, Umsatz und Gewinne stiegen an. Beispielsweise konnte die Firma im Jahr 2006 200 000 Autos absetzen. Brilliance Auto ist zum großen Star in der Automobilindustrie des Landes aufgestiegen.

Export von Autos nach Europa

Als die Automobilbranche noch die gelungene Sanierung von Brilliance Auto bewunderte, unternahm Qi Yumin einen weiteren wichtigen Schritt, durch den die ganze Automobilindustrie Chinas in Staunen versetzt wurde. Das Unternehmen Brilliance Auto schloss mit der renommierten europäischen Autohandelsfirma HSO einen Vertrag für den Verkauf von 158 000 Autos für einen Zeitraum von fünf Jahren ab. Dies bedeutet den bisher größten vertraglich vereinbarten Export von chinesischen Autos ins Ausland und den ersten größeren Export von chinesischen Autos in entwickelte Länder überhaupt.



 
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