Deutsche Firmen übernehmen Verantwortung
Von Inga Thomsen
In der heutigen Zeit, in der Firmen immer mehr Macht haben und
global agieren, ist es wichtig, dass Unternehmen Verantwortung
übernehmen. Ein politischer Name dafür lautet CSR
Corporate Social Responsibility, die gesellschaftliche Verantwortung
von Unternehmen. In China wird immer wieder über unzureichende
Absicherung der Arbeitnehmer, zu niedrige Löhne und die Umweltbelastungen
durch Unternehmen gesprochen. Was tun die Firmen hier, um Verantwortung
für die Gesellschaft zu übernehmen und welche Rolle
spielen die deutschen Unternehmen in China bei der Verwirklichung
von CSR?
Diese Frage stellten sich auch die Universität Bremen und
die deutsche Handelskammer in China, die dazu im Herbst 2006 eine
Befragung durchführten, deren Ergebnisse im März veröffentlicht
wurden. Über 80 Unternehmen, von kleineren über mittlere
bis zu großen Firmen, beantworteten Fragen zu ihrer Einstellung
zu CSR und den Maßnahmen, die sie bereits ergriffen haben.
Im internen Bereich ist die Tradition des Hauptfirmensitzes der
größte Grund für soziale Verantwortung in den
Unternehmen. Weitere Gründe sind die gesetzlichen Bestimmungen,
die Regeln der chinesischen Seite des Unternehmens sowie internationale
Standards. In den meisten Unternehmen spielen die Ansprüche
der Kunden und anderer Beteiligter ebenfalls eine, wenn auch geringere
Rolle.
Die freiwilligen Sozialleistungen der Unternehmen beinhalten
Fortbildungen, zusätzliche Ferien und Versicherungen, Essenszuschüsse
und Zuschüsse für Pendler. Dabei ist der meistgenannte
Punkt, genau wie in Deutschland, die Fortbildung. Knapp 70% der
Unternehmen beteiligen sich an Versicherungsbeiträgen oder
bieten zusätzliche Versicherungen an. Immerhin die Hälfte
organisiert Kultur- und Sportveranstaltungen und hat in ihren
Unternehmen Gleitzeit eingeführt, während nur 20% eine
betriebliche Rentenvorsorge anbieten.
Doch gesellschaftliche Verantwortung umfasst auch die Verantwortung
für die Zulieferer. Immerhin 48% der Befragten geben an,
auf soziale Standards bei ihren Zulieferern zu achten. Unter denjenigen,
die dies nicht tun, erklären es einige mit unzureichender
Logistik oder mit der Resignation vor Chinas zahlreichen Problemen.
Im internen ökologischen Bereich versuchen immerhin 68%
der befragten Unternehmen, den gleichen Standard wie in Deutschland
zu halten. 65% der Unternehmen haben einen internen ökologischen
Verhaltenskodex, 53% achten beim Produzieren auf Energieeffizienz.
Je größer dabei eine Firma ist, desto leichter scheint
ihr die Einhaltung solcher Regeln zu fallen.
Extern haben die deutschen Unternehmen zuhause eine sehr gute
Bilanz vorzuweisen. Kleine familiengeführte Geschäfte
sind zu 95% gesellschaftlich engagiert, größere Unternehmen
sogar zu 100%. Deutsche Unternehmen in China engagieren sich immerhin
zu 61%. Zum Beispiel betreibt Siemens in China zwei große
Projekte, caring hands hilft Bedürftigen und
generation 21 unterstützt die Ausbildung von
Jugendlichen. Überhaupt ist die Bildung ein großer
Teil des Firmenengagements.
Aber auch Umweltschutz, Gesundheitswesen und HIV/AIDS, öffentliche
Wohlfahrt und Hilfe für arme Menschen, Katastrophenhilfe,
internationaler Dialog und kultureller Austausch sind Bereiche,
in denen deutsche Unternehmen aktiv sind. Belohnt wurde dies unter
anderem mit einem Platz für Bayer und BASF unter den Zehn
Verantwortungsvollsten Unternehmen Chinas 2005, ein von China
News Week vergebener Preis.
Auch die Unternehmen selber finden Gefallen an gesellschaftlich
verantwortlichem Handeln. Während sichtbare Erfolge der ökologischen
Arbeit erst in der Zukunft gesehen werden, finden die meisten
Unternehmen interne soziale Verantwortung schon jetzt wichtig.
Das Engagement der Angestellten, der gute Ruf und sogar die Wettbewerbsfähigkeit
und Geschäftsergebnisse verbessern sich.
Deutsche Firmen in China übernehmen Verantwortung für
ihre Angestellten und für die Gesellschaft. Wenn dieses auch
unter den Bedingungen in China manchmal nicht ganz leicht ist,
so spielen deutsche Unternehmen bei der Förderung von CSR
in China eine große Rolle und sollten sich nicht entmutigen
lassen. Es ist zu hoffen, dass mehr Unternehmen soziale, ökologische
und kulturelle Verantwortung übernehmen und auf nachhaltige
Entwicklung setzen.
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