Innovation: das chinesische Herz der schweren LKWs

Von Wang Jing

Die schweren LKWs werden vor allem zum Gütertransport über große Entfernungen, etwa von 500 bis 1000 km, eingesetzt und bilden eine gute Ergänzung zum Schienenverkehr. Im Vergleich zu diesem erreicht der Straßenverkehr mit schweren LKWs mehr Gebiete in den kontinentalen Ländern mit großer Landfläche, in denen der Aktionsradius von Wirtschafts- und Güterzirkulationszentren relativ groß ist. Aus diesem Grund ist der schwere LKW ein wichtiges Verkehrsmittel.

Im Gegensatz zum PKW-Markt weist der Bereich für schwere LKWs ein völlig anderes Verhältnis vom inländischen und ausländischen Kapital in diesem Marktsegment auf: Obwohl die Joint Ventures wie Jinan Huawo (mit Volvo) und Northbenz in der Branche aktiv sind, beherrschen die einheimischen Unternehmen wie FAW, DFM und SinoTruck den Markt.

Die Aktienkurse an der Börse spiegeln in der Regel deutlich und frühzeitig die Konjunktur einer Branche wider. Nachdem die Aktienkurse im Industriezweig schwerer LKWs ein großes Auf und Ab in den Jahren 2004 und 2005 erlebt hatten, stiegen sie 2006 kräftig an.

Beginn des Zeitalters schwerer LKWs

„Die Produktion und der Bestand von schweren LKWs, die große Kapazität und hohe Nutzlast haben, erhöhen sich schnell. Das signalisiert, dass auf der weiträumigen Landfläche in China das Zeitalter von schweren LKWs beginnt,“ sagt Ma Chunji, Vorstandsvorsitzender von China National heavy Duty Truck Group auf einem Handelssymposium 2007 über schwere LKWs in China.

Er legt seine Analyse dar: „Das Jahr 2007 ist das erste Jahr nach der fünfjährigen Übergangsperiode nach Chinas WTO-Beitritt. Der Prozess der Urbanisierung beschleunigt sich, der Transport und Verkehr sowie der Aufbau der städtischen Infrastruktur nehmen einen wichtigen Platz ein. Das Gesamtverkehrsvolumen für die Warenzirkulation steigt ständig. Die auf der Grundlage der Steyr-Technik-Plattform gebauten LKWs, die einst im wirtschaftlichen Aufbau eine große Rolle gespielt haben, sind größtenteils erneuerungsbedürftig.“ Er setzt fort, all dies biete nicht nur dem Industriezweig der schweren LKWs eine breite Entwicklungsperspektive, sondern treibe auch die Regulierung der Produktstruktur des Industriezweiges für schwere LKWs voran. Leistungsfähige, sichere und Kraftstoff sparende LKWs kennzeichnen die Entwicklungsrichtung.

Das Wachstum des Umsatzes im LKW-Geschäft im vorigen Jahr bestätigte Ma Chunjis Ansichten. In den ersten drei Quartalen des vorigen Jahres hat sich die Tendenz eines steigenden Umsatzes acht Monate lang erhalten, im Ergebnis ein Anstieg um 39% gegenüber der Vorjahrsperiode. Nach offiziellen Statistiken wurden von Januar bis September 2006 landesweit insgesamt 282 007 schwere LKWs verkauft, was einem Wachstum um 38,72% gegenüber der Vorjahrsperiode entspricht, und erneut eine Rekordhöhe beim Umsatz im Geschäft mit schweren LKWs bedeutet. Noch aussagekräftiger ist die Tatsache, dass sich der Anteil der schweren LKWs am gesamten LKW-Bestand ständig erhöht. Er betrug 2003 21% und stieg bis August 2004 auf 35%.

Wang Zhihui, Analyst von Shenyin & Wanguo Securities, stellt die Prognose auf, dass der Bedarf an LKWs in den kommenden drei Jahren im Durchschnitt um 15% bis 20% steigt und damit die Tendenz des schnellen Wachstums beibehalten wird. Das ist auf zwei Triebkräfte zurückzuführen: einerseits auf das fortgesetzte hohe Wachstum der Anlageinvestitionen, welche parallel zum 11. Fünfjahrplan getätigt werden; andererseits auf den Ausbau des Autobahnnetzes. „Die Konkurrenzsituation auf dem Markt ist relativ stabil. Die Regulierung der Struktur wird drei bis fünf Jahre dauern. Bis 2010 wird der chinesische Industriezweig für schwere LKWs Weltmeister sein,“ sagt er.

Branchenkenner meinen, dass sich die Konkurrenz im Zuge der Verbesserung der Produktionstechnik und der Herausbildung eines reifen inländischen Marktes immer mehr auf die Sparte der schweren LKWs mit großer Nutzlast und in höheren Klassen konzentriert und der Jahresbedarf auf dem Markt bis 2010 150 000 schwere LKWs erreicht. Diese Sparte ist das gewinnträchtigste Segment des Marktes, was eine scharfe Konkurrenz unter den großen Automobilunternehmen auslöst.

Um sich auf diese Konkurrenz einzustellen, bringen die großen inländischen Automobilunternehmen zur Zeit eigene „Spitzenprodukte“ heraus. Die Newcomer, die in den letzten Jahren durch die Kooperation mit Multikonzernen technisch erheblich gestärkt wurden, beweisen ebenfalls eine große Konkurrenzfähigkeit und üben großen Druck auf die Konstellation des inländischen Marktes, der nun neu aufgeteilt wird, aus.

Herausforderungen im Zeitalter der schweren LKWs

„Die Branche für schwere LKWs ist durch hohes Wachstum des Marktes und die zugespitzte Konkurrenz gekennzeichnet. Damit gibt es also Chance und Herausforderung nebeneinander,“ sagt Ma Chunji.

Anders als auf dem PKW-Markt haben die inländischen Unternehmen den größten Marktanteil, obwohl die Jinan Huawo (mit Volvo) und die Northbenz in der Branche vertreten sind. Der Grund dafür, dass der Markt für schwere LKWs nicht wie der PKW-Markt in fester Hand der ausländischen Konzerne liegt, besteht darin, dass die Kaufkraft in China zur Zeit noch niedrig ist. Der Preis eines LKWs einer renommierten ausländischen Marke bei gleicher Nutzlast ist zwei- bis dreimal oder sogar noch höher als der Preis eines einheimischen Produktes. Die Investition in einen einheimischen LKW kann innerhalb von einem bis zwei Jahren amortisiert werden, und für die Investition in ein Joint-Venture-Produkt kann das durchaus fünf bis sechs Jahre dauern.

Im Gegensatz zum schwachen Wachstum im europäischen und nordamerikanischen LKW-Markt wird für den chinesischen Markt im Segment der schweren LKWs auch für die kommenden Jahre ein Wachstum von 10% bis 15% erwartet. Prognostiziert werden für China Produktionszahlen von 450 000 bis 500 000 im Jahr 2008. Das Wachstumspotential des Marktes wirkt sich sehr positiv auf die Stimmung bei den Unternehmen aus. Da die importierten LKWs keinen Preisvorteil haben, wollen die drei LKW-Giganten DaimlerChrysler, Renault und Volvo durch Joint-Ventures Fuß auf chinesischem Boden fassen.

Nach Statistiken des Verbandes der Chinesischen Automobilindustrie wurde 2006 die Marktverteilung im chinesischen Industriezweig der schweren LKWs neu geordnet. DFM und FAW verloren seinen Marktanteil an SinoTruck, in den ersten zehn Monaten machte der Marktanteil von FAW und der von DFM zusammen nur noch 49,65% aus. Die Shaanxi Automobil Group und zwei andere, ebenfalls auf die Steyr-Technik-Plattform gestützte Unternehmen, erreichten einen Marktanteil von 40,81%. Im Oktober wiesen die Marktanteile von FAW und DFM keinen großen Unterschied auf, sie belegten jeweils den ersten und den zweiten Platz, SinoTruck stand auf dem dritten Platz, die Shaanxi Automobil Group nahm den vierten Platz und Foton Auman den fünften Platz ein.

„Aufgrund der mit Erfolg durchgeführten Maßnahmen zum Verbot von über die maximale Nutzlast hinausgehender Beladung schwerer LKWs und der Schwerpunkt-Projekte für die Vorbereitung der Olympischen Spiele sowie der groß angelegten Erschließung der westlichen Gebiete, wird der Bedarf an schweren LKWs, insbesondere an solchen in den höheren Klassen, ständig steigen. Eine neue Runde des Konkurrenzkampfs unter den inländischen LKW-Unternehmen wird starten“, sagt der stellvertretende Generaldirektor von SinoTruck Wang Wenyu.

Mit dem „Herz“ anfangen

2005 übertraf der chinesische Kfz-Umsatz bereits den japanischen. Aber die Produktion der chinesischen Automobilindustrie ist zu 80% von ausländischer Technik abhängig, besonders schwach ist die Entwicklungs- und Integrationsfähigkeit für die wichtigsten Bestandteile wie Motoren, Schaltgetriebe und Fahrzeuggestelle. Die chinesischen Unternehmen hatten lange Zeit keine eigenen Motoren. Sowohl die PKWs als auch die LKWs der chinesischen Automobilindustrie waren ausgestattet mit einem „ausländischen Herz“, was ein großes Hindernis für die Entwicklung eigener chinesischer Marken bildete.

Als Antwort haben chinesische LKW-Unternehmen es in Angriff genommen, fortgeschrittene Motortechnik zu absorbieren, eigenständige Innovation anzustreben und eigene Motoren zu entwickeln. SinoTruck hat beispielsweise bis April 2006 eine Milliarde Yuan in die Entwicklung eines eigenen „Herzen“ investiert, zur Zeit verfügen die vier größten LKW-Unternehmen bereits über ihre eigenen Motoren. SinoTruck verwendet eigene Motoren, die Firma Weichai Power wirkt durch Aktienbeteiligung an der Shaanxi Automobil Group mit, FAW hat 1,2 Milliarden Yuan in die Entwicklung von Motoren investiert und bereits die Avl Engine entwickelt und der DFM verwendet Dongfeng-Cummins-Motoren.

Die Branchenkenner meinen, dass die Entwicklung und Herstellung von Motoren mit hoher Leistung ein wichtiges Kennzeichen für die Beherrschung der Kerntechnik im Bereich der Verbrennungsmotoren und für die Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt ist. Bisher hat SinoTruck bereits 45 000 Motoren produziert und verkauft. „Durch den inländischen Bedarf und auch durch den Druck durch die Multikonzerne sehen sich die einheimischen Unternehmen gezwungen, im Bereich der Motorentechnik einen neuen Weg einzuschlagen. Die selbständige Innovation ist der eigentliche Ausweg für die an internationaler Konkurrenz Beteiligten und deren nachhaltige Entwicklung“, sagt Ma Chunji.

 
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