Wirtschaftliche Entwicklungspolitik für Tibet (2)

Wirtschaftspolitik mit Land- und Viehwirtschaft als Hauptinhalt

„Land- und Viehwirtschaft als Hauptinhalt“, „parallele Entwicklung von Land- und Viehwirtschaft“ und „Land- und Viehwirtschaft als Grundlagen“ waren die politischen Leitideen für fast alle wirtschaftlichen Entwicklungsphasen in Tibet. Um die Richtlinie des Zentralkomitees für eine „stabile Entwicklung“ durchzusetzen, beschäftigten sich das Arbeitskomitee für Tibet und das Vorbereitungskomitee für das autonome Gebiet Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhundets mit Untersuchungen in den ländlichen und Weidegebieten. Die Bestimmungen über bestimmte konkrete politische Maßnahmen für ländliche Gebiete(auch „26 Artikel“ genannt) und Bestimmte politische Maßnahmen für Weidegebiete (auch „30 Artikel“ genannt) waren Ergebnisse dieser Arbeit.

Der Hauptinhalt der „26 Artikel“ lautete: „Das private Eigentum der Bauern ist zu gewährleisten, damit sie ohne Sorge produzieren können; die Gruppen für gegenseitige Hilfe sind zu organisieren, in den nächsten fünf Jahren werden keine Genossenschaften eingerichtet; die patriotische Bewegung zur Produktionssteigerung wird tatkräftig entfaltet, das Handwerk und die Nebengewerbe auf dem Land werden aktiv unterstützt und gefördert, um die ländliche Wirtschaft zu beleben; mit dem 1960 bestätigten Produktionsergebnis als Verrechnungsbasis werden die Getreideabgaben an den Staat für die nächsten fünf Jahre festgelegt. Bei Produktionssteigerungen werden keine zusätzlichen Steuern erhoben. Die Bauernhaushalte sollen sich mit diesem Getreide gegen eventuelle Naturkatastrophen bevorraten; die ländlichen Arbeitskräfte werden geschützt und die landwirtschaftliche Produktion wird gefördert.“

Der Hauptinhalt der 30 Artikel“ lautete: „Das private Eigentum der Hirten und der Herdenbesitzer wird garantiert, innerhalb der kommenden fünf Jahre werden keine viehwirtschaftlichen Genossenschaften eingerichtet; die Politik der Interessenwahrung für Weideknechten und Herdenbesitzer wird gewissenhaft durchgeführt. Die Beschäftigung von Weideknechten und der Verleih von Haustieren sind gestattet. Aktivitäten zur Erhöhung der Produktion und die Wirtschaftsführung durch die Herdenbesitzer werden unterstützt; die patriotische Bewegung zur Produktionssteigerung und zum Tierschutz ist tatkräftig zu entfalten. Die Gruppen für gegenseitige Hilfe sind gewissenhaft zu organisieren; der freie Austausch von Waren in großem Umfang ist zulässig, die Aufnahme von Darlehen und Krediten ist erlaubt, um die Wirtschaft in den Weidegebieten zu beleben; die Politik der geringen Besteuerung wird eingeführt, innerhalb der folgenden vier Jahre sind die Steuern auch bei steigendem Einkommen nicht zu erhöhen.“ Diese Politik wurde vom Vorbereitungskomitees für das autonome Gebiet beraten und beschlossen. Die „30 Artikel“ wurden als offizielles Dokument an die unteren Ebenen weitergeleitet, die diese Beschlüsse umzusetzen hatten.

Um die „26 Artikel“ und die „30 Artikel“ zu verwirklichen, haben die Volksregierungen aller Ebenen viel getan. Es wurden z. B. Darlehen zur Armutsbekämpfung gewährt, verschiedene Produktionsgeräte geliefert und tierische Produkte zu angemessenen Preisen aufgekauft. Gleichzeitig setzte man die Acht-Wörter-Verfassung für die Landwirtschaft und die acht viehwirtschaftlichen Maßnahmen durch. Neue Pflüge wurden eingesetzt, zahlreiche Wasserbauprojekte realisiert, Felder mit niedrigen Erträgen melioriert und die Ackerflächen vergrößert. Die Viehhaltung wurde verbessert, indem man je nach Viehart weiden ließ und krankheitsvorbeugende Maßnahmen ergriff. „Paarung, Trächtigkeit, Geburt und Stärke“ der Haustiere wurden gefördert; man mobilisierte die Volksmassen, Ställe zu bauen, Futter zu speichern, Katastrophen zu verhüten und eventuelle Folgen zu beseitigen. Das Verwaltungskomitee des Weidelandes wurde eingerichtet, um das Weideland zu schützen und rationell zu nutzen. Dem Schutz der Muttertiere und des Jungviehs wurde erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Die lokalen Hirtenvereine leiten die Hirten bei ihrer Arbeit an und überwachten die Viehwirtschaft. Behörden zur Bekämpfung bzw. Verhütung von Tierseuchen wurden eingerichtet. Dazu wurde Personal ausgebildet. Zugleich klärte man die breiten Massen auf, wie Seuchen zu verhüten und zu bekämpfen seien. 1965 stieg die landwirtschaftliche Produktion von 182,905 Mio. kg im Jahr 1959 auf 290,725 Mio. kg, der Produktionswert der Landwirtschaft stieg von 45,912 Mio. Yuan auf 83,04 Mio. Yuan, die Zuwachsraten lagen bei 58,9% bzw. 83%, die durchschnittlichen Jahreszuwachsraten bei 9,8% bzw. 13,8%. Die Anzahl der Haustiere stieg von 9,55 Mio. Stück im Jahr 1959 auf 17,01 Mio. Stück im Jahr 1965, der Produktionswert der Viehwirtschaft stieg von 94,788 Mio. Yuan auf 183,238 Mio. Yuan, die Zuwachsraten lagen bei 78,1% und 93,3%, die durchschnittlichen Jahreszuwachsraten bei 13% und 15,5%. Die Wirtschaft in den ländlichen und Weidegebieten entwickelte sich schnell.

Die Politik einer relativ umfangreichen Wirtschaftsstruktur Tibets geht auf das Jahr 1981 zurück. Damals lautete die Reihenfolge nach wirtschaftlicher Bedeutung: Viehwirtschaft, Landwirtschaft, Handel, Verkehrswesen, Industrie und andere Sektoren. Die Hauptaufgaben der Leiter aller Ebenen bestanden darin, althergebrachtes Denken und alte Produktionsvorstellungen umzuwandeln. Weil es aber an konkreten Durchführungskonzepten fehlte, wie das verwirklicht werden könnte, blieb diese Politik in allgemeinen Theorien stecken. 1985 wurde dann eine Strukturpolitik mit folgender Orientierung ausgearbeitet: Land- und Viehwirtschaft sollten die Grundlage sein, Tourismus im Mittelpunkt stehen, und das Bildungs- und Verkehrswesen sowie die Energieerzeugung den Schwerpunkt bilden. All dies war zu koordinieren und wichtige Grundlagen waren zu schaffen, um eine allseitige Entwicklung aller Zweige der Wirtschaft zu fördern. Diese Politik zeigte die grundsätzliche Richtung der Regulierung der Wirtschaftsstruktur, hatte ein spezielles tibetisches Gepräge und veranschaulichte die strategische Absicht der ökonomischen Anstrengungen.

1990 gab die Volksregierung des Autonomen Gebiets Tibet offiziell ihre Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungsstrategie in Tibet (Konzeptueller Plan) bekannt, in der die strategischen Schwerpunkte für die künftige wirtschaftliche Entwicklung genannt wurden: die strategische Stellung der Land- und Viehwirtschaft als Grundlage wurde betont; die Bereiche Energieerzeugung, Verkehrs-, Post- und Fernmeldewesen waren weiter zu entwickeln; die Verarbeitungsindustrie, der Bergbau, der Tourismus und der Innen- und Außenhandel lokaler Prägung sollten schwerpunktmäßig gefördert werden. Damit wurde die Industriepolitik des Autonomen Gebietes Tibet im Grundsatz festgelegt. Dies war die politische Ausrichtung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung.

Seit Einführung der Reform- und Öffnungspolitik 1978 wurde in Tibet eine Reihe politischer Maßnahmen mit dem Ziel ergriffen, eine Atmosphäre des Wettbewerbs zu schaffen und der Marktkonkurrenz ihren Platz einzuräumen. Durch die Reform der Produktionsverhältnisse, den technischen Fortschritt, die Verwirklichung der Wasserbauprojekte, durch die landwirtschaftliche Mechanisierung, durch Steuererlass bzw. -ermäßigung wurde die Entwicklung der Land- und Viehwirtschaft gefördert. 1998 betrug der Wert der gesamten landwirtschaftlichen Produktion 4,24 Mrd. Yuan. Die Produktion von Getreide lag bei 850 000 Tonnen, die von Fleisch bei 129 000 Tonnen. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung erhöhte sich auch das Lebensniveau ständig. Ende 2001 erreichte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Tibets 13,873 Mrd. Yuan. Von 1994 bis 2001 lag die BIP-Wachstumsrate bei 12,4%, also höher als das durchschnittliche Wachstumstempo Chinas. 2001 betrug das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der städtischen Bevölkerung 7090 Yuan, das war eine 4,3fache Steigerung gegenüber 1990. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen der Bauern lag bei 1404 Yuan. Mit den deutlich gestiegenen Einkünften wurden die Produktions- und Lebensbedingungen der Bauern und Hirten erheblich verbessert.



 
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