Der Blumenhandel boomt, aber nur an Fest- und Feiertagen

Von Yao Yi

Der Valentinstag steht bevor. Wang Li, der einen Stand am Blumenmarkt Laitai besitzt, ist sehr beschäftigt: Sein Handy klingelt ununterbrochen, er notiert schnell jede Blumenbestellung für den Valentinstag, antwortet gleichzeitig den Kunden vor seinem Stand. Der 42-jährige Wang ist ein smarter Geschäftsmann mittleren Alters. Er machte ursprünglich Blumengeschäfte in der Provinz Yunnan. Aber er hielt den Blumenhandel in Beijing für gewinnbringend und zukunftsträchtig, so ist die ganze Familie 2002 nach Beijing gezogen. Dann hat er einen Verkaufsstand am Blumenmarkt Laitai gemietet, der nahe der östlichen dritten Ringstraße liegt. Mit 55 000 qm ist es das größte Blumenhandelszentrum in Nordchina, in dem verschiedenste in- und ausländische Blumen verkauft werden.

Wang Li sagt: „Ein Großteil meiner Verwandten macht Blumengeschäfte in Kunming, der Provinzhauptstadt von Yunnan. Einer meiner älteren Brüder baut in der Vorstadt von Kunming Blumen an. Daher liegt der größte Vorteil für mein Geschäft darin, dass die Lieferungen über die eigene Familie sichergestellt werden können.“ Der von Wang Li genannte Vorteil ist vor den Fest- und Feiertagen deutlich spürbar, denn zu dieser Zeit gehen viele Blumenhändler nach Yunnan, um ihre Einkäufe zu tätigen. Die Lieferungen werden zu dieser Zeit knapp und die Preise steigen. Wang Li sitzt aber an der Quelle. Er braucht nur am Bahnhof oder Flughafen seine Waren abzuholen.

China ist ein bedeutender Blumenproduzent und 1/3 der weltweiten Blumenanbaufläche befindet sich hier.Seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts sind in China Anbaufläche und Produktionsmenge für Schnittblumen im Jahresdurchschnitt um über 10% gestiegen, seit 2001 erreicht die Zuwachsrate 30–40%.

Gegenwärtig sind die drei Provinzen Yunnan, Liaoning und Guangdong die wichtigsten Anbaugebiete für Schnittblumen, hier liegen 62% der gesamten Produktionsfläche des Landes. Die Anbaumethoden sind in diesen drei Provinzen unterschiedlich: In Yunnan werden verschiedenartige mit Kunststoff bedeckte bogenförmige Dächer benutzt, womit die Blumenproduktion im Frühling, Sommer und Herbst sichergestellt werden kann; Liaoning hat hauptsächlich energiesparende und sonnenlichtdurchlässige Treibhäuser, in denen die für den Winter geeigneten Blumen gepflanzt werden; in Guangdong dienen die Dächer zum Sonnenschutz.

„Man sollte eher Gemüse als Getreide anbauen; man sollte eher Blumen pflanzen als Gemüse anbauen.“ Oder „Man verdient gleichviel, ob man nun auf einem Mu (15 Mu = 1 ha) Blumen pflanzt oder auf zehn Mu Getreide anbaut.“ Solche Sinnsprüche, die die möglichen Profite beim Blumenanbau andeuten, sind seit einigen Jahren weit verbreitet. Viele Leute wurden angespornt, Blumen zu pflanzen. Die hohen Profite sind vor allem der sich seit einigen Jahren beschleunigenden Entwicklung der Blumenindustrie zu verdanken. Nach Äußerungen von Wang Li konnte sein Bruder mit den Einnahmen aus dem Blumenanbau seinem Sohn ein Studium in Frankreich finanzieren.

Wang Li sagt: „An verschiedenen Fest- und Feiertagen läuft das Blumengeschäft bestens. Wenn Chinesen sich angewöhnt hätten, auch zwischen den Feiertagen Blumen zu kaufen, dann würde es für mich keine Flauten mehr geben. In ein paar Tagen kommt der Valentinstag, bis dahin werde ich allein kaum noch mit meinem Geschäft fertig. Deshalb könnte es sein, dass ich meine Kunden nachlässig behandele, sonst stelle ich ihnen oft die Eigenschaften, die nötige Pflege sowie die Kombinationsmöglichkeiten von Blumen vor.“

Zum Valentinstag sind die Käufer fast ausschließlich Einzelpersonen. Nur ganz wenige Chinesen kaufen Blumen entsprechend den chinesischen Glückszahlen, was beispielsweise den Kauf von 99 oder gar 999 Rosen nach sich zöge. Zu anderen Festtagen, so Wang Li, wie zum Beispiel zum Nationalfeiertag, kann er Blumen in großen Mengen absetzen, denn viele Institutionen oder Unternehmen kaufen sie zur Dekoration. Es ist in Beijing sehr üblich, dass zum Nationalfeiertag einige Millionen Topfblumen verkauft werden. Darüber hinaus werden Blumen auch bei Feiern zu Jubiläen der Unternehmen oder Institutionen eingesetzt. Während des im November 2006 in Beijing abgehaltenen Gipfeltreffens für Chinesisch-Afrikanische Kooperation schmückten einige Millionen Topfblumen den Tian’anmen (Platz des Himmlischen Friedens), die Hotels, wo Delegierte wohnten, und wichtige Straßen in der Hauptstadt.

Als Wang Lis Neffe aus Frankreich zurück kam, um seine Eltern zu besuchen, erzählte er Wang Li, dass der Kauf von Blumen im Ausland zum alltäglichen Konsum gehört. Nicht wie in China, wo Blumen außerhalb der Fest- und Feiertage kaum noch gefragt seien. Wang Li ist ganz und gar der Meinung seines Neffen: „Der Blumenmarkt Laitai liegt unweit des Botschaftsviertels. Oft kommen Ausländer hierher, um Blumen zu kaufen. Ich kenne einen US-Amerikaner, der seiner Frau jeden Tag eine Rose kauft. Chinesen kaufen an gewöhnlichen Tagen selten Blumen.“

Lu Yan, der in der Dienststelle einer US-amerikanischen Firma in Beijing arbeitet, kommt eigens zum Blumenmarkt Laitai, um Blumen für seine Freundin zum Valentinstag zu bestellen. Er sagt: „Eigentlich kann ich die Blumen telefonisch bestellen. Aber ich möchte lieber zum Blumenmarkt kommen, dann kann ich vergleichen, außerdem kann ich auch mit dem Blumenverkäufer über die Zusammenstellung der Blumen sprechen, wodurch mein aufrichtiges Gefühl meiner Freundin gegenüber besser zum Ausdruck gebracht werden kann.“

Die Vorbestellung der Blumen zum Valentinstag hat ihren Grund in der Sorge, dass man an diesem Tag einerseits eventuell keine qualitativ guten Blumen mehr bekommt, andererseits könnten die Preise viel höher liegen. Dazu sagt Lu Yan: „Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Schnittblumen am letzten Valentinstag um das vielfache teurer waren als gewöhnlich. Eine Rose, zum Beispiel, kostet gewöhnlich nur einen Yuan (etwa zehn Cent), am Valentinstag aber über zehn Yuan (etwa ein Euro). Ein Kollege von mir machte einen witzigen Vergleich: Die Vorbestellung der Blumen zum Valentinstag gleiche einem Termingeschäft.“

Kurzinfo: Ursprung der Gärten der Welt

China hat ein reichhaltiges Angebot an Zierpflanzen und wird daher als „Ursprung der Gärten der Welt“ bezeichnet. Fast 20 000 Arten von Zierpflanzen, die von 523 Gattungen und 113 Familien abstammen, haben ihren Ursprung in China, so zum Beispiel Winterblumen, Päonien, Chrysanthemen, Lilien, Kamelien, Azalien und Monatsrosen. China kennt über 600 Azalienarten, 300 Winterblumenarten, 160 Lotosblumenarten und 3000 Chrysanthemenarten.

 
Adresse: Baiwanzhuang Dajie 24, Beijing, VR China
Postleitzahl: 100037
Fax: 010-68328338
Website: http://www.chinatoday.com.cn
E-mail: chinaheute@chinatoday.com.cn
Copyright (c) China Today, All Rights Reserved.