Ski Laufen am Rand von Beijing

Von Wang Liping

Schnee gehört zum Winter. Aber im Winter 2006 kann man bis heute kaum seine Spuren finden. Weihnachten macht der Himmel auch keine Ausnahme. Es schneit einfach nicht.

„Kleider machen Leute, und Schnee macht den Winter“, eine Freundin parodiert das Sprichwort und verrät eine gute Idee: „Wir fahren an den Stadtrand von Beijing.“

„Wohin? Was ist zu tun? Wie?...“, ich habe eine Reihe von Fragen.

„Wir treffen uns morgen früh, 8.00 Uhr, Linie 980.“ Mehr lässt sie nicht durchsickern.

Zwei Stunden Fahrt. Ich traue meinen Augen kaum. Bin ich in einem anderen Land? Wohin hat man mich entführt? Keine Hochhäuser, kein Stau, nur Bäume und Schnee.

Eine halbe Stunde später bin ich umgekleidet. Ich sehe wie ein Skiprofi aus. Als ich aber auf dem Gipfel des Berges stehe, verwandele ich mich in einen Laien. Bevor ich weiß, was los ist, machen sich meine Ski mit mir selbstständig. Wie ein Pfeil schieße ich nach unten. Aber leider, er hat nicht ins Schwarze getroffen. Das Rot, in dem er steckt, gehört zur Kleidung eines Helfers.

„Weg! schnell Weg!“ Es ist zu Spät. Ich liege im Schnee.

„Wollten Sie mich mit Ihren Befehlen erschrecken?“, fragt der Helfer.

„Nein, nein. Ich wollte Sie nur warnen. Ich konnte das Tempo nicht mehr kontrollieren.“

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, ich stehe immer gerade dort, wo man umfällt.“ Lachend hielft er mir beim Aufstehen. Bevor ich mich bedanken kann, ist er verschwunden.

Nachdem ich unzählige Male den Schnee geküsst habe, erhole ich mich am „Platz für Anfänger“. Still stehe ich am Gipfel und studiere die Leute.

„Sei mutig, sei mutig, komm hier runter. Es ist nicht schlimm“, sagt ein Mann zu seiner Frau.

„Ich will aber nicht Spießfleisch werden. Schau mal, die hochgehobenen Skistöcke unter den Armen der Männer da vorne“, verteidigt sich die Frau.

Lachend saust der Mann wie ein Wind an ihr vorbei.

„Papa, ich zuerst, ich“, spricht ein kleines Mädchen.

„Sei vorsichtig, Schatz. Sei vorsichtig!“ Der Papa scheint ein wenig nervös. Das Kind lacht und saust wie im Rausch dahin.

„Are you ok?“, fragt ein Junge mit einer Weihnachtsmannmütze.

„Ok. No problem“, antwortet ein Mädchen mit der gleichen Mütze.

„Was ist dort oben?“ Entlang des Zeigefingers eines Kindes haben alle Leute, die auf dem Berggipfel stehen, in den Himmel geschaut.

„Das ist ein Flugzeug“, die Mutter antwortet auf die Frage ihres Kindes.

„Warum können wir es bei uns zu Hause nicht so klar sehen?“

„Weil die Luft hier sauberer und klarer ist als bei uns.“

„Warum sauberer?“

„Weil hier weniger Menschen wohnen.“

„Warum weniger?“

„Weil hier nicht das Stadtzentrum ist.“

„Warum ist dieser schöne Ort nicht das Zentrum?“

„Weil es hier keine Hochhäuser gibt.“

„Dann ziehen wir mit unserem Haus einfach hierher.“

„Dann, mein Kind, wird es hier nicht mehr so sauber, rein und schön sein.“

„Was sollen wir tun?...“

„Wir müssen nach Hause fahren, Mausi. Es ist dunkel.“

„Ich will hier bleiben, Mama.“

...

Um 17.00 Uhr müssen alle zurück. Alle Pisten werden geschlossen.

Im Bus schließe ich die Augen. Die Fragen des Kindes hallen in meinen Ohren.

Die Autorin ist jetzt eine graduierte Germanistikstudentin an der Peking-Universität.


 
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