Kassetten ersetzen Novizen

Die buddhistische Kultur wird zunehmend gefördert

Von Peng Jianqun

Die Nan Ping Wan Zhong schlägt wieder. Rund hundert Jahre lang war der Glockenturm des Jingci-Klosters in Hangzhou leer gewesen; Kriegswirren hatten ihn seines Inhalts beraubt. Heute hängt dort wieder eine Glocke. Mit Spenden japanischer Buddhisten war eine dreieinhalb Meter hohe und zehn Tonnen schwere Replik gegossen worden; Sutren mit insgesamt 68 000 Schriftzeichen bedecken Innen- und Außenseiten. Das Buddhistenkloster von Hangzhou ist wieder komplett.

Das „Projekt Glocke“ ist kein Einzelfall. Zunehmend erinnert man sich in China der alten Kultur, und vor allem des Buddhismus, der vor 2000 Jahren ins Reich der Mitte kam, und seine Kultur wurde von staatlicher Seite gefördert und geschützt.

Die buddhistische Kultur hatte im Lauf der Zeit einen starken Einfluss auf Chinas Philosophie, Literatur, Musik, Malerei und Astronomie. In der buddhistischen Philosophie werden die menschliche Weisheit, Vernunft, Moral und das Verhalten des Menschen dargelegt, was die chinesische Philosophie bereicherte. Mehrere tausend Bände buddhistischer Schriften wurden aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt. Aus ihnen bezog man neue Motive für die alte chinesische Literatur. Die Grotten in Dunhuang, Yungang und Longmen sind heute in China als wertvolle Kunstwerke bekannt.

In der Geschichte Chinas entwickelte sich die buddhistische Kultur in ständigem Auf und Ab. Nach mehrmaligen jahrzehntelangen Unterbrechungen wird sie heute durch Reform- und Öffnungspolitik wiederbelebt.

In der Nähe des Yunju-Klosters im Kreis Fangshan südwestlich von Beijing, auf Bergen und in Felsenhöhlen, stehen Steintafeln mit eingravierten buddhistischen Sutren. Diese Kunstwerke entstanden innerhalb von etwa 1000 Jahren, im Zeitraum zwischen dem 7. und dem 17. Jahrhundert. Da sie wegen ihres umfassenden und reichen Gedankengehalts nahezu einzigartig sind, werden sie als wertvolles kulturelles Erbe geschützt.

1956, sieben Jahre nach der Gründung der Volksrepublik China, begann die Chinesische Buddhistenvereinigung, die in Stein geschnitzten Sutren zu erforschen und Abdrücke anzufertigen. Es dauerte drei Jahre, bis man alle Inschriften auf beiden Seiten der Steintafeln, insgesamt mehr als 10 000 Stück, kopiert und numeriert hatte. Mehr als 20 Jahre arbeitete man an diesen Inschriften und katalogierte sie.

Bei der Auswertung kam Wichtiges zu Tage. Es gelang, zu bestätigen, dass die Variationen der Kitan (ein Volk im alten China, das heute nicht mehr existiert) Muster für die eingravierten buddhistischen Sutren in Fangshan waren. Die buddhistischen Sutren der Kitan zur Zeit der Liao-Dynastie (916–1125) sind schon lange verschollen. Es gab nur Vermutungen, aber keine genauen Unterlagen über ihre Schriften. Die zwölf Bände buddhistischer Sutren der Kitan wurden 1974 im Fogong-Kloster im Kreis Yingxian der Provinz Shanxi entdeckt. Fachleute identifizierten diese Funde als Muster für die Sutren in Fangshan.

Man fand heraus, dass die buddhistischen Sutren der Kitan zur Liao-Zeit Seite für Seite aus den Büchern kopiert und in Stein eingraviert worden waren. Die Schriftzeichen auf Steintafeln und Papier gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Das Forschungsinstitut für die buddhistische Kultur, das der Chinesischen Buddhistenvereinigung untersteht, hat beschlossen, in drei bis fünf Jahren die Faksimiles der in 229 Steintafeln geschnitzten buddhistischen Sutren aus der Liao-Zeit in 23. Bänden herauszugeben. Die Faksimiles aller Felseninschriften in Fangshan sollen schätzungsweise 56 Bände umfassen.

Das Beijinger Orchester für buddhistische Musik, das vor einem Jahr gegründet wurde, ist das erste dieser Art. Seine Mitglieder stammen aus der Beijinger Buddhistenvereinigung und dem Zentralen Konservatorium. Dieses Orchester strebt danach, die buddhistische Musik chinesischen Stils zu erforschen und auszuwerten. Diese Musik entwickelte sich im Geist der buddhistischen Lehre aus der Hof- und der Volksmusik und dient rituellen Zwecken. In der „Kulturrevolution“ stagnierte die Erforschung dieser Musik: heute hat sie Aussicht auf eine Weiterentwicklung.

„Yoga-Yankou“, eine mit Musik unterlegte rituelle Zeremonie, ist jeher in China verbreitet. Ihre Musik ist dunkel, gehaltvoll und feierlich, in ihr werden Hof- und Volksmusik miteinander verbunden. Die „Yoga-Yankou“-Musik lässt sich in eine südchinesische und eine nordchinesische Richtung einteilen. Die „Yoga-Yankou“-Musik nordchinesischen Stils droht heute zu verschwinden, weil die Mönche, die diese Musik spielen, betagt sind und keine Novizen ausbilden. Deshalb ist es notwendig, diese Musik zu retten. Aus diesem Grund wurde das Wanshitong-Service-Zentrum der „Chinesischen Schallplatten-Kompanie“ beauftragt, diese Musik auf Tonband aufzunehmen. Es gibt insgesamt vier Kassetten à 60 Minuten. Zu beziehen sind sie per Post über die Beijinger Liangqiao-Buchvertriebsgesellschaft (Adresse: Dong Zhi Men Wai, Jing An Zhuang, Yiqu 4, Beijing, China).

Aus China im Aufbau, Nr. 7, 1987

 
Adresse: Baiwanzhuang Dajie 24, Beijing, VR China
Postleitzahl: 100037
Fax: 010-68328338
Website: http://www.chinatoday.com.cn
E-mail: chinaheute@chinatoday.com.cn
Copyright (c) China Today, All Rights Reserved.