Bayerische Filmwoche in Beijing

Von Katharina Schneider-Roos

Zum ersten Mal fand vom 17. bis zum 24. November 2005 in Beijing eine deutsche Filmwoche statt, die eigentlich eine Bayerische Filmwoche war, da die gezeigten Filme alle vom größten Filmproduzenten Deutschlands, der Bavaria stammten. Die Filmszene in München wurde bekannt durch Vertreter wie Werner Herzog und Volker Schlöndorf aus den 60er Jahren und die Vertreter des "Neuen deutschen Kinos" Rainer Wernder Fassbinder und Wim Wenders.

Wie Prof. Zhang Huijun, Rektor der Filmakademie Beijing meinte, sei es auch an der Zeit gewesen, eine deutsche Filmwoche abzuhalten, denn die Spanier und Norweger seien schon längst hier gewesen, um ihre Filme dem chinesischen Publikum darzubieten. Die in Zusammenarbeit vom Goethe-Institut Beijing, der Filmakademie Beijing und der Chinesischen Kommunikationsuniversität gemeinsam mit Martin Brandes (Wildcardfilm) organisierte Filmwoche hatte ein Jahr lang Vorarbeit benötigt und war die größte Veranstaltung im Bereich Film des Goethe-Instituts seit seinem 17-jährigen Bestehen, wie Dr. Novak vom Goethe-Institut Beijing bei der Pressekonferenz mitteilte.

Denn bei der Filmwoche wurden nicht nur einfach Filme gezeigt. Eine über 30-köpfige deutsche Filmdelegation, die sich aus Produzenten, Regisseuren, Schauspielern und anderen Filmfreunden zusammensetzte, war nach Beijing gekommen, um mit chinesischen Kollegen in einen Austausch zu treten. Auf dem Programm standen Filmvorführungen einer breiten Auswahl zeitgenössischer deutscher Filme, die alle mit Mitteln der bayerischen Filmförderung entstanden waren. Einen Schwerpunkt bildete die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Vergangenheit ("Sophie Scholl - Die letzten Tage", "Napola", "Der Untergang"), aber es wurden auch "leichtere" Filme gezeigt, sowie ein Animationsfilm.

"Sophie Scholl - Die letzten Tage" von Marc Rothemund schildert nach historischen Fakten die letzten Tage im Leben der 1943 in München hingerichteten Widerstandskämpferin der "weißen Rose" aus ihrer persönlichen Perspektive. Der Film, der dem chinesischen Verleiher Huaxia schon vor der Filmwoche zum Verkauf angeboten worden war, war abgelehnt worden, da er für das chinesische Massenpublikum als zu langsam und schwierig angesehen wurde.

Neben den Filmvorführungen gab es Workshops zum Thema Filmtechnik, vertreten durch den weltweit größten Hersteller von Filmkameras und Beleuchtungsequipment ARRI und zum Thema Filmproduktion in China. Außerdem wurden zwei Stipendien an Studierende der Filmakademie Beijing vergeben.

Der Eröffnungsfilm, der an der Filmakademie Beijing gezeigt wurde, war sehr gut besucht, was das Interesse der Filmstudierenden am europäischen Film zeigte und Prof. Zhangs Meinung bestätigte, dass die Studierenden genug vom amerikanischen Hollywoodfilm hätten. Laut Martin Brandes besuchten insgesamt 15 000 Kinofreunde die Filmwoche. Doch der Geschmack des Mainstreams lässt sich davon nicht beeindrucken. Noch immer schaffen es europäische Filme kaum (und kein Film von Bavaria seit "Sissi") auf den chinesischen Markt. Pro Jahr darf nur eine beschränkte Quote ausländischer Filme in den chinesischen Kinos gezeigt werden und ausländisch bedeutet in diesem Fall noch immer amerikanisch.

Aber Veranstaltungen wie diese schaffen persönliche Kontakte, die möglicherweise geschäftliche Kontakte nach sich ziehen. Man wird sehen, ob nächstes Jahr vielleicht doch ein deutscher Kinofilm das breite chinesische Publikum erreichen wird.




 
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