Buchbesprechung: Sitten und Gebräuche in Tibet

Von Shu Ping

Sitten und Gebräuche in Tibet ist ein Titel aus der Sachbuchreihe: Tatsachen über Tibet. Das Buch hat acht Hauptkapitel: „Wohnkultur“, „Trink- und Essgewohnheiten“, „Kleidungssitten“, „Eheschließung und Hochzeitsbräuche“, „Feste und Bräuche“, „Religiöse Sitten“, „Vergnügungssitten“ und „Bestattungsriten“. An diesen Überschriften ist zu erkennen, dass die Autoren ein breites Spektrum tibetischen Brauchtums präsentieren. Die einzigartigen Sitten und Bräuche in Tibet sind laut Autoren aus gemeinsamen historischen Prozessen, aus gleicher Kulturentwicklung und Naturbedingung sowie aus gemeinsamer Auffassung über Gottheiten entstanden. Sie sind deswegen für Ethnologen, Soziologen und andere Wissenschaftler sowie gewöhnliche Besucher in Tibet interessant, weil sie von verschiedenen überlieferten Äußerungsformen der kulturellen Tradition und des derzeitigen gesellschaftlichen Lebens der Tibeter zeugen.

Ausführlich beschrieben ist der religiöse Aspekt der Sitten und Gebräuche der Tibeter. Denn „das religiöse Bekenntnis und die Göttervorstellung haben Lebensgewohnheiten und Verhaltensregeln der tibetischen Nationalität geprägt.“ Sowohl die Bon-Religion, die aus dem tibetischen Altertum überliefert war und durch den Animismus gekennzeichnet ist, als auch der verhältnismäßig später entstandene tibetische Buddhismus spielen heute eine wichtige Rolle im Leben der Angehörigen der tibetischen Nationalität. Die meisten tibetischen Feste haben Wurzeln in der Religion. Die Autoren weisen darauf hin, dass der Naturkult und die Verehrung verschiedener Gottheiten und nicht zuletzt die Verbreitung des tibetischen Buddhismus wichtige Gründe für die Vielzahl der tibetischen Feste bilden. Selbst wenn ein Fest eine profane Bezeichnung in Tibet hat, so steht es in engem Zusammenhang mit der Ausübung der Religion. Als Beispiel sei hier das Shoton-Fest genannt. „Shoton“ bedeutet hier auf Tibetisch „Sauermilch“. Es ist darauf zurückzuführen, dass vor dem 17. Jahrhundert die buddhistischen Mönche nach dem religiösen Fasten Sauermilch als Spenden von den Bewohnern bekamen. Aus dieser Tradition hat sich ein Fest entwickelt, welches noch heute mit der Aufführung der tibetischen Oper begangen wird. Das Shoton-Fest wird heute als immaterielles Kulturerbe Tibets angesehen.

Bei der Darstellung der Gesamtheit der Sitten und Bräuche gehen die Autoren auf die regionalen Differenzen ein. Da es in Tibet ländliche Gebiete mit Ackerbau und mit Viehwirtschaft gibt, haben sich „die Qingke-Gerste-Kultur und die Jak-Kultur“ herausgebildet. Sie äußern sich in unterschiedlicher Wohnkultur, unterschiedlichen Trink- und Essgewohnheiten sowie Kleidungssitten. Beispielsweise wohnt man in den Viehzuchtgebieten häufig in Jurten, während man in den Agrargebieten und Städten meist in wachturmförmigen Häusern wohnt. Auch diese sind von Ort zu Ort verschieden. Die Autoren haben die Baustile an Orten wie z. B. in Lhasa, in Shannan und Ngari beschrieben und die Gründe für den Unterschied dargelegt.

Auch unterschiedliche Sekten des tibetischen Buddhismus haben neben den großen religiösen Festen ihre eigenen Feste. Beispielsweise feiert die Gelug-Sekte im zweiten Monat nach dem tibetischen Kalender das Kleine Gebetsfest, am 25. Tag des zehnten Monats den Todestag von Tsongkhapa, Begründer dieser Sekte, und im zwölften Monat das Göttertanzfest des Potala-Palastes. Das ganze Jahr hindurch werden insgesamt etwa einhundert Feste an verschiedenen Orten in Tibet gefeiert. Es wird deutlich, dass die Sitten und Bräuche in Tibet dadurch gut bewahrt und fortgeführt werden.

Erwähnenswert sind die zahlreichen professionellen Aufnahmen in diesem Buch. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auf die Texte beziehen und verschiedene Aspekte des tibetischen Brauchtums detailliert illustrieren.

Li Tao und Jiang Hongying: Sitten und Gebräuche in Tibet, China Intercontinental Press 2005. ISBN 7-5085-0663-4/K.598


 
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