Neue Dörfer im Süden Chinas

Von Li Xia

Die chinesische Regierung nimmt es in diesem Jahr in Angriff, das Ziel „Aufbau der neuen sozialistischen Dörfer“ allseitig umzusetzen. Nach mehr als 20 Jahren der Reform und der Öffnung ist sich die chinesische Regierung dessen bewusst, dass der große Teil der chinesischen Bevölkerung auf dem Land lebt. Nur wenn die Bauern durch die Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und den Aufbau einer schönen Heimat ein wohlhabendes Leben führen, kann gewährleistet werden, dass das ganze Volk die Früchte der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung genießt, die inländische Nachfrage ständig erweitert und die nachhaltige Entwicklung der Volkswirtschaft gefördert wird.

Um das Ziel zum Aufbau der neuen sozialistischen Dörfer zu verwirklichen, wird die chinesische Regierung eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, beispielsweise werden die Ausgaben aus dem zentralen Haushalt für die Landwirtschaft, die ländlichen Gebiete und die Bauern in diesem Jahr um 42,2 Mrd. Yuan gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 339,7 Mrd. Yuan steigen. Der Staat wird zusätzlich 100 Mrd. Yuan in den Ausbau des Straßennetzes in den ländlichen Gebieten investieren. Ab diesem Jahr werden nicht nur die Agrarsteuern in Höhe von 33,6 Mrd. Yuan aufgehoben, sondern es werden auch die verschiedenartigen - von den Bauern entrichteten - Gebühren und die Kapitalbeschaffung für das Bildungswesen in den ländlichen Gebieten in Höhe von mehr als 70 Mrd. Yuan abgeschafft. Daraus können die Bauern große Vorteile ziehen. In den kommenden fünf Jahren werden über 20 Mrd. Yuan aus dem staatlichen Haushalt eingesetzt, um die Gebäude und Anlagen der Hospitale auf Gemeindeebene und einiger Krankenhäuser auf Kreisebene umzugestalten. Bis zum Jahr 2008 werden in den ländlichen Gebieten des ganzen Landes das System der genossenschaftlichen medizinischen Betreuung neuen Typs und das System der medizinischen Hilfe im wesentlichen etabliert sein. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hat zugesagt: Um die rückständige Lage der chinesischen ländlichen Gebieten gründlich zu verändern, wird der Staat den Investitionsschwerpunkt auf den Aufbau der Infrastruktur in den ländlichen Gebieten verlagern. So kann der Aufbau der Infrastruktur in den ländlichen Gebieten z. B. bei Wasserbauanlagen, Landstraßen, Biogas, Stromnetz und Telekommunikation verstärkt werden.

Die detaillierten Ziele der „neuen sozialistischen Dörfer“ sind wie folgt: „Entwicklung der Produktion, wohlhabendes Leben, zivilisierte ländliche Sitten, Sauberkeit und Ordung in den Dörfern und demokratische Verwaltung“. Im März dieses Jahres besuchten die Journalisten von China heute einige wohlhabende Dörfer in Guangxi im Süden Chinas, die sich um die Verwirklichung dieser Ziele bemühen. Von der rasanten Entwicklung der chinesischen Dörfer sind die Journalisten tief beeindruckt..

An den Wänden des Konferenzraumes im Dorfbewohnerkomitee von Xialu hängen die Porträts von Marx, Engels, Lenin, Stalin, Mao Zedong und Deng Xiaoping. Marxismus und Leninismus sind noch immer die Richtschnur des Handelns der KP Chinas. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Bodenreform unter der Führung von Mao Zedong durchgeführt, dabei wurde die nutzbare Fläche, welche sich im Besitz der Grundbesitzer befand, konfisziert und an die armen Bauern verteilt. Nach der Gründung der Volkskommunen in den 50er Jahren gehörten die den Bauern zugeteilten Böden wieder dem Kollektiveigentum. Damit versuchte man, eine Grundlage für die Verwirklichung des Ideals des Kommunismus zu schaffen. In den 80er Jahren war aber Deng Xiaoping, dem Chefarchitekten der Reform und Öffnung Chinas, klar, dass die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Chinas noch in der Anfangsperiode des Sozialismus stand, so dass er die Böden wieder an die Bauern verteilte. Dadurch hat er - wie Mao Zedong - von den Bauern Respekt gewonnen. Aus diesem Grund ist es leicht zu verstehen, dass die Porträts von den oben erwähnten großen Männern viel häufiger auf dem Land zu sehen sind als in den großen Metropolen wie Beijing, Shanghai und Guangzhou. Die chinesischen Bauern besitzen ihre eigene Produktions- und Lebensweise, auch ihre Ansichten über die gesellschaftliche Umwandlung unterscheiden sich erheblich von denen der städtischen Bewohner. Die Böden sind heute wie damals die bestimmende Grundlage des ländlichen Lebens. Doch zu unserer Überraschung wird in den vier Dörfern, die wir besucht haben, sehr wenig Getreide angebaut. Es wurde durch Obstbäume oder andere Nutzpflanzen ersetzt, die einen größeren Markt haben und den Bauern mehr Profite bringen können. Daraus kann man ersehen, dass die grundbesitzenden Bauern nun ein reicheres und besseres Leben wünschen.

Das Zuhause von Wei Sheng liegt am Eingang des Dorfes. Es ist ein zweistöckiges Gebäude mit weißen Porzellanziegeln, dessen Baustil und dekorative Materialien vor mehr als zehn Jahren in den chinesischen großen Städten sehr populär waren, während sie jetzt in den reich gewordenen Dörfern im Süden Chinas sehr häufig zu finden sind. Das Spruchpaar an der Tür teilt uns mit, dass es eine neue gegründete Familie ist.

Der 26-jährige Wei Sheng und seine neuvermählte Frau leben mit seinen Eltern zusammen. Die ganze Familie besitzt 40 Mu (15 Mu = 1 ha) Ackerland, auf dem Obst angebaut wird, was als die wichtigste Einkommensquelle der ganzen Familie dient. 1999 arbeitete Wei Sheng in einer Stromfirma in der Stadt. Wegen des niedrigen Monatslohns (300 Yuan) und des strengen Arbeitssystems kehrte er aber ein Jahr später wieder in seine Heimat zurück, und begann, Orangen und andere Obstarten anzubauen, die einen sehr guten Absatz auf dem Markt in der Stadt finden können.

Durch den Verkauf von Obst hat Wei Sheng in fünf bis sechs Jahren schon genug Geld verdient, um sich ein Motorrad und einen Traktor leisten zu können. Außerdem hat er sein Zuhause mit 18 Betten eingerichtet, um die Touristen aus den umliegenden Städten aufzunehmen, die sich am Wochenende oder in den Ferien mit dem wirklichen Leben der Bauern vertraut machen wollen. Das Dorf Xialu liegt nur 30 km von Nanning, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Guangxi entfernt. Nachdem die städtischen Bewohner reich geworden sind, haben sie immer mehr Sehnsucht nach der Natur, so dass die Familie zunehmend häufig besucht wird. Die Kosten für den Obstanbau und die Lebenshaltungskosten ausgenommen, erreicht das Jahreseinkommen dieser Familie 10 000 Yuan.

Das Dorf Xialu, in dem die Familie von Wei Sheng lebt, gehört zum Kreis Wuming des Autonomen Gebietes Guangxi. 210 Haushalte mit 800 Angehörigen sind in diesem Dorf beheimatet. Mehr als 90% der Dorfbewohner sind Angehörige der Zhuang-Nationalität. Durch das gemeinsame Leben mit den Han-Chinesen in der Geschichte unterscheidet sich ihre kulturelle Tradition, wie z.B. ihre Trachten sowie Sitten und Gebräuche, nicht sehr von derjenigen der Han-Chinesen. Der Dorfvorsteher Wei Shining erklärt, dass Xialu ein sehr kleines Dorf ist, während das größte Dorf des Kreises 6000 Einwohner zählt. 900 Mu Ackerböden sind an die Dorfbewohner verteilt worden, der Gebirgswald mit einer Fläche von 3000 Mu gehört dem Dorf als Kollektiveigentum. Aber die Dorfbewohner können ihn durch ein Ausschreibungsverfahren auf Basis eines Vertrages bewirtschaften, um Longanen, Orangen und Litchipflaumen anzubauen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Dorfbewohner beträgt gegenwärtig 3600 Yuan. Wer seine Vertragsgebühren nicht rechtzeitig zahlt, wird auf eine öffentlich aushängende Namenliste säumiger Dorfbewohner eingetragen. Damit sollen sie zur Zahlung bewegt werden.

Nun führen die grundbesitzenden Bauern ein wohlhabendes Leben. Aber sie geben sich mit den erzielten Erfolgen noch nicht zufrieden und wünschen sich ein Leben mit höherer Qualität. „Ein zweistöckiges Wohnhaus, ausgestattet mit Lampe und Telefon“ war das Ziel, nach dem die chinesischen Bauern in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts gestrebt haben. Heute sind die Wohnhäuser vieler Bauern sehr modern eingerichtet, beispielsweise sind das Telefon und die elektrischen Haushaltsgeräte wie Fernseher, Kühl- und Desinfektionsschrank fester Bestandteil der Ausstattung von Familie Wei Sheng. Im Jahr 1998 haben sich die Dorfbewohner wieder ein neues Ziel gesetzt, diesmal wurde die Entwicklung zu einem umweltfreundlichen Dorf in Angriff genommen.

Der Dorfvorsteher erklärt weiter: Durch die eigene Kapitalbeschaffung haben die Dorfbewohner nicht nur Kanäle gebaut, sondern auch die vom Dorf zum Sitz der Gemeinderegierung führende Straße sowie Straßen zu anderen Dörfern angelegt. Der Umbau der Toiletten wurde als die „hygienische Revolution auf dem Land“ bezeichnet, weil er die engste Verbindung mit dem Alltagsleben der Bauern hat. In der Vergangenheit waren die Toiletten in den ländlichen Gebieten sehr primitiv eingerichtet, sie bestanden nur aus einer Erdgrube und zwei Trittsteinen und sahen furchtbar schmutzig aus. Nach dem Umbau werden Spülklosette benutzt, außerdem hat fast jede Familie noch einen Warmwasserbereiter installiert. „Anfangs musste man die Dorfbewohner zum Umbau der Toiletten überreden, jetzt lassen sie es aber aus eigenem Antrieb machen, weil sie die Vorteile der neuen Toiletten entdeckt haben“, sagt Wei Shining.

Das Dorf Xialu ist offiziell anerkannt als umweltschonendes Dorf. Die Kriterien für ein umweltschonendes Dorf sind: Biogas wird zur Energiegewinnung genutzt und die Straßen sind asphaltiert; die Toiletten sind umgebaut und Leitungswasser ist nutzbar. Außerdem gibt es Kulturplätze und Vergnügungseinrichtungen wie z.B. ein Basketballfeld. Jede Familie im Dorf Xialu verfügt über eine Faulgasgrube im Hof. So werden der tierische Mist und alle sonst anfallenden Fäkalien im ökologischen Sinne zur Biogaserzeugung genutzt. Ein Wasserwerk wurde nach einer Brunnenbohrung errichtet und das Leitungswasser kostet 0,8 Yuan pro Tonne. Trotzdem kann man heute noch Frauen am Teich finden, die die Wäsche waschen. Aus Sparsamkeit führen sie diese Gewohnheit fort.

Auf dem Weg von der bekannten Touristenstadt Guilin zum Autonomen Kreis Gongcheng der Yao-Nationalität sieht man die Hügellandschaft, die zum Autonomen Gebiet Guangxi gehört. Im Nebel eingehüllt, fühlen wir uns wie in eine chinesische Landschaftsmalerei versetzt. Auf beiden Seiten der Straße gleiten ab und zu Werbungen von Agrarmaschinen und Parolen über die Familienplanung an uns vorbei. In den Reisfeldern pflanzen die Bauern Reissetzlinge. Im Unterschied zur alten Pflanzmethode stehen sie, statt sich zu bücken, in den Reisfeldern und werfen die Reissetzlinge ins Wasser. Zhang Mingpei, Amtsleiter für Agrarwirtschaft des Autonomen Gebiets Guangxi, stellt uns nachdrücklich diese neue Pflanzmethode vor, die sich bereits in vielen ländlichen Gebieten in Guangxi verbreitet hat. Bei der Pflanzmethode hat jeder Setzling ein Stück Nährerde an der Wurzel, damit gewinnt er auch etwas an Gewicht. Man wirft dann die Setzlinge mit Erde in die Reisfelder und sie beginnen zu wachsen. Die Mühsal der tausendjährigen Arbeitsmethode ist dadurch in Arbeitsfreude verwandelt worden. Die Dorfbewohner unseres Zielorts, des Dorfes Dalingshan, haben aber kein solches Glück. Für ihre Böden haben sie hart geschuftet.

Dalingshan ist ein kleines Bergdorf im Kreis Gongcheng, das über 400 km von Nanning entfernt liegt. Dort werden hauptsächlich Pfirsichbäume angepflanzt.

Die Pfirsichplantage liegt an einem steinigen Berghang in halber Höhe. Die Felsen wurden entfernt, an deren Stellen wurde Erde zugeschüttet. Die Pfirsichbäume wachsen so in den Felsspalten. Ein Dorfbewohner namens Li Chunming erzählt uns, wie sie hier erstmals Pfirsichbäume anpflanzten. Vor 1992 arbeiteten er und ein paar junge Dorfbewohner in einem Bergwerk des Kreises. Damals kannten sie bereits einige erfolgreiche Beispiele dafür, dass viele Dörfer durch den Anbau von Nutzpflanzen zum Reichtum gelangt waren. Sie wollten das gleiche tun. So gingen sie ins Dorf zurück und diskutierten mit anderen Dorfbewohnern über die Erschließung des kahlen Berges und den Anbau von Obstbäumen. Durch die Beratung der Handelsleute, die mit den Marktinformationen vertraut waren, wussten sie, dass Pfirsiche einen guten Absatz in der Stadt hatten, so entschlossen sie sich, Pfirsichbäume anzupflanzen. Nachdem ältere Dorfbewohner ihnen sagten, dass früher im Dorf Pfirsichbäume angebaut worden waren, wurde ihre Zuversicht noch größer. Sie haben sich dann für neue Pfirsicharten entschieden, die die in ihr Dorf eingeheirateten Frauen mitgebracht hatten.

Sie begannen zuerst auf dem ebenen Boden Pfirsichbäume anzupflanzen. Da das Ackerland in der Gebirgsgegend sehr beschränkt ist, konnten sie zur Ausweitung der Anbaufläche nur den steinigen Berg urbar machen. Li Chunming erinnert sich: „Erst wenn wir zehn Tonnen Felsen fortschafften, war ein winziges Stück Erde zu sehen. An einem Tag konnten wir nur die Fläche für zwei Bäume frei schaffen. Außerdem mussten wir die Erde hierher transportieren. Von Kindern im Alter von nur sechs Jahren bis zu 80-jährigen Alten gingen alle Felsen hochstemmen. Viele meinten, dass wir aufgrund unserer Armut verrückt geworden seien.“ Heutzutage ist der kahle Berg zu einer 1200 Mu (15 Mu = 1 ha) großen Pfirsichplantage erschlossen worden. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen der Dorfbewohner ist von knapp 200 Yuan im Jahr 1992 auf 5900 Yuan im Jahr 2005 sprunghaft gestiegen.

„Nun bleibt das Management unser Hauptaugenmerk. Wenn die Produkte qualitativ nicht gut sind, sind sie absatzunfähig.“ Aus diesem Grund kommen Techniker des Kreises ins Dorf, um ihnen die nötige Anbautechnik zu vermitteln. Mit den Pfirsichbäumen können somit drei Ernten im Jahr eingeholt werden.

Das Leben der Dorfbewohner ist durch den Anbau von Pfirsichbäumen verändert worden. Neue Häuser wurden gebaut und die Einnahmen haben sich erhöht. Im Jahr 1998 begann man, den Plan zum Aufbau neuer sozialistischer Dörfer durchzuführen. Der damalige Gemeindebürgermeister sagte den Dorfbewohnern, dass man zum Wohnungsbau und zum Aufbau neuer Dörfer nicht von der Regierung abhängig sein, sondern auf eigenen Füßen stehen sollte. Das Büro für die „Armutsbekämpfung durch Entwicklung des Kreises“ stellte manche Baumaterialien zur Verfügung. Die Dorfbewohner haben auf eigene Kosten eine Straße angelegt. Das Dorf Dalingshan hat sich so inzwischen zu einem der 16 „reichen und ökologisch vorbildlichen Dörfer“ entwickelt.

Weiße Wände, schwarze Dachziegel und verzierte Fenster mit Gittern weisen die Besonderheiten der Wohnhäuser in Nordguangxi auf. 34 Wohngebäude solcher Art im Dorf Guban des Kreises Yangshuo bewundert man oft wie eine chinesische Landschaftsmalerei. Das in der Gebirgsgegend liegende Dorf beschäftigt sich mit dem Kumquatanbau. Nach Darstellung des Leiters Xu vom Presseamt der Kreisregierung war das Dorf Guban in den 80er Jahren ein armes Dorf. Es gab keine Straßenverbindungen. Die Einwohnerzahl war hoch, aber das Ackerland gering. Der Staat unterstützte sie mit Getreideversorgung. Geld verdienten sie durch den Verkauf von Brennholz. Das ärmliche Leben und die Verschlechterung der Umwelt veranlassten die Dorfbewohner, sich aus der Armut zu befreien und den Weg zum Wohlstand zu beschreiten.

In den 90er Jahren begann das Dorf, neue Technik zum Kumquatanbau anzuwenden. Die meisten Chinesen glauben, dass die Früchte der Kumquat halsbefeuchtend und schleimlösend wirken. Außerdem dient diese Frucht wegen ihrer goldenen Farbe oft zur Dekoration in der Wohnung während des Frühlingsfestes, was Glück und Reichtum bedeuten soll. Mit der traditionellen Anbaumethode ist die Frucht zur Zeit des Frühlingsfests nicht von guter Qualität und deshalb kann man sie nicht zu einem guten Preis verkaufen. Nach Aussage von Dorfbewohnern konnten sie Kumquat-Früchte vor der technischen Erneuerung für den Anbau nur zu vier Yuan das Kilo verkaufen, danach für 26 Yuan.

Die neue Anbaumethode erklärt sich einfach. Zhang Mingpei, Amtsleiter für Agrarwirtschaft des Autonomen Gebiets Guangxi, nennt sie die Technik des „Licht-, Wasser- und Kälteschutzes“. Dafür braucht man nur Kunststofffolien zu benutzen. Sie schützen die Kumquat-Bäume vor starker Sonneneinstrahlung, übermäßigem Regenwasser und Kälte, womit die Bäume unter ausgeglichenen Bedingungen wachsen können. Mit der neuen Technik haben sich Aussehen und Qualität deutlich verbessert und auch die Produktionsmenge hat sich erheblich erhöht. Darüber hinaus gibt es noch einen Vorteil, das ist, dass man die Frucht nicht unbedingt vor der Frostperiode, sondern jederzeit erntet. Um die Umwelt zu schützen, hat der Kreis extra eine Behörde zur Rückgewinnung von gebrauchten Kunststofffolien eingerichtet.

Obwohl das Dorf Guban in einer Gebirgsgegend liegt, sind die Straßen in einem guten Zustand und die Telekommunikationseinrichtungen funktionieren problemlos. Die Dorfbewohner haben einen Verein für den Kumquatverkauf und landesweit mehr als 30 Verkaufsstellen gegründet. Sie können online die Produktions- und Preisinformationen anderer Gebiete einsehen und entscheiden, wie viel Kilo Kumgquat-Früchte sie pflücken.

Durch die Anwendung von Wissenschaft und Technik ist das Dorf reich geworden. 2005 betrug das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen 13 000 Yuan. Von 1998 an begannen die Dorfbewohner mit Planung zum Aufbau eines kulturell und ideologisch fortschrittlichen Dorfs. Den größten Teil der Geldmittel haben sie selbst aufgebracht, zusätzlich gewährte ihnen die Regierung einige Investitionen. Damit wurden die Wohnhäuser im Stil Nordguangxis gebaut. Heutzutage wohnen 85% der Bauernfamilien in solchen Gebäuden, 98% der Bauernhaushalte verfügen über Farbfernseher, Kühlschränke, Klimaanlagen, Waschmaschinen, Elektroöfen, Gaskocher und Desinfektionsschränke. Das Dorf hat 400 Motorräder und über 200 kleine landwirtschaftliche Fahrzeuge. 95% der Wohnhäuser des Dorfes sind mit einem Kabelfernsehanschluss versehen.

Die traditionelle Kleinbauernwirtschaft hat in der Vergangenheit zur Abgeschlossenheit und Rückständigkeit der Lebensanschauung und -weise der chinesischen Bauern geführt. Wegen der autarken Produktions- und Konsumweise verstanden sie nicht, wirtschaftlich zu denken. Doch in den letzten 20 Jahren haben die Bauern, die sich mit dem Obstverkauf und Tourismus beschäftigen, ihr wirtschaftliches Denken voll zur Geltung gebracht, was ihnen garantiert, zum Reichtum zu gelangen. Beim Aufbau eines kulturell und ideologisch fortschrittlichen Dorfes haben sich die schlichten Volksbräuche teilweise erhalten.

Das Haus von Li Xinju ist ein zweistöckiges Gebäude, das sauber eingerichtet ist. Sie sagte, dass sie für den Bau des Wohnhauses mit einer Baufläche von 200 m2 150 000 Yuan ausgegeben hat. Bei Besuch ihrer Wohnung hat sich niemand gemeldet, aber die Tür ist offen, wie es bei allen Wohnhäusern des Dorfes der Fall ist. Obwohl wir uns nun im 21. Jahrhundert befinden, pflegen die Dorfbewohner hier die alte Gewohnheit, die Haustür Tag und Nacht ungeschlossen zu lassen. Wir sehen Li Xinju vom Besuch eines Nachbarn zurückkehren. „Ich bin sicher, dass mein Haus das sauberste in unserem Dorf ist“, sagt sie. Die 38-jährige sieht geschickt und tüchtig aus. Ihr Mann arbeitet gerade im Obstgarten. Ihre Familie hat sechs Mu (15 Mu = 1 ha) Persimonenbäume und ein Mu Orangenbäume angebaut und verfügt über einen Traktor. Ihre 12-jährige Tochter besucht die Grundschule im Dorf und kommt erst zum Mittagessen nach Hause. Ihr einjähriger Sohn schläft gerade.

Sie fragt uns, ob wir den lokalen Tee trinken wollen. Wir haben schon lange gehört, dass der Tee hier gut schmeckt, gesundheitsfördernd ist und beim Abnehmen hilft. Wir bitten sie, für uns diesen besonderen Tee zu kochen. Sie geht vors Haus und pflückt eine Handvoll Teeblätter. In der Küche wäscht sie dann die Teeblätter, Ingwer und Knoblauch sauber und kocht sie im speziell dafür benutzten Teeservice. Als wir den gekochten Tee von ihrer Hand nehmen, sagt sie lächelnd: „Gebt mir zehn Yuan für die Selbstkosten.“ Wie alle anderen Bauern denkt auch Li Xinju, die eine Gaststätte betreibt, dabei zuerst ans Geld.

Li Xinju lebt im Dorf Hongyan des Kreises Gongcheng. Früher wurden im Dorf hauptsächlich Sojabohnen, Erdnüsse und Cassava angebaut und die wirtschaftliche Effizienz war niedrig. Vor etwa 20 Jahren begannen die Dorfkader, die Bauern zum Obstanbau anzuleiten. Nun werden im Dorf fast nur Persimonenbäume angepflanzt. Auf der Ansichtsterrasse des Dorfes stehend, deutet der 34-jährige Dorfvorsteher Zhu Peiming auf die großflächigen Persimonenbäume vor uns und sagt, dass durch den Obstanbau und die Erschließung des Tourismus das höchste Jahreseinkommen einer Dorffamilie 100 000 Yuan erreichte. In den 80er Jahren lag das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Kopf bei 300 bis 400 Yuan. Um das entlegene Dorf mit nur 95 Haushalten bekannt zu machen, veranstalten die Dorfkader das Persimonen-Festival einmal im Jahr. Zugleich organisieren sie die Reisen aufs Land. Jedes Jahr gehen einige hundert Händler im August ins Dorf, um die Persimonen aufzukaufen. Das Dorf hat seine eigene Verarbeitungsfabrik gegründet, in der gefrorene und knusprige Persimonen verarbeitet werden, so können die Dorfbewohner pro Kilo 3,2 Yuan mehr verdienen.

Das reich gewordene Dorf Hongyan hat entsprechend dem Standard für den Aufbau neuer sozialistischer Dörfer einen einheitlichen Plan ausgearbeitet, nach dem einige Sehenswürdigkeiten im Stil der Yao-Nationalität angelegt und 43 Häuser für ökologisch gesinnte Reisen gebaut wurden. Zwischen 2003 und 2005 hat das Dorf 360 000 Touristen empfangen, die Einnahmen aus dem Tourismus machten 40% des Jahreseinkommens der Dorfbewohner aus. Ende 2005 wurde das Dorf als eine der „Vorzeigestätten Chinas für landwirtschaftliche Reisen“ ausgezeichnet.

 
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