Unsere
Deutsch-Gesellschaft
Von Zhang Lili
Der
28. April ist für uns ein bedeutender Tag. Wir, Deutschlernende
unserer Universität und Menschen, die sich für die Kultur
deutschsprachiger Länder interessieren, haben uns eine eigene
Organisation geschaffen, die wir Deutsch-Gesellschaft
nennen.
Sie entstand vor etwa einem Jahr, als ein neuer Leiter der Abteilung
für Massenorganisationen sein Amt antrat. Er rief alle Studenten
der Fremdsprachenfakultät auf, nach ihren Sprachen Massenorganisationen
zu gründen, für uns wäre seiner Meinung nach eine
Massenorganisation für Deutsch wichtig.
Die Idee war gut, die Wirklichkeit ist hart! Unsere Universität
ist nicht sehr groß, deshalb haben wir in der Deutsch-Abteilung
mit ihren 4 Jahrgängen insgesamt nur 4 Klassen. Die Studenten
des 4., also des letzten Studienjahres, suchen angestrengt nach
Jobs für die Zeit nach dem Examen, das 2. Studienjahr muss
sich auf die Prüfung Deutsch Stufe 4 vorbereiten.
Den Studienanfängern fehlt noch die Sprachkenntnis, aber
glücklicherweise versuchen sie, diesen Mangel durch Engagement
auszugleichen. Sie haben zur Gründung unserer Organisation
viel beigetragen.
Es gab und gibt viel zu tun: Wir mussten unser Wappen, unsere
Fahne, die Mitgliedskarten und die Satzung für die Deutsch-Gesellschaft
entwerfen, denn wo kämen wir Deutschlernende hin, wenn wir
nicht das urdeutsche Vereinswesen pflegten? Natürlich mussten
wir auch eine Webseite konstruieren, Kontakt mit der deutschen
Botschaft und anderen Universitäten mit dem Fach Deutsch
aufnehmen, Mitglieder anwerben, Aktivitäten für die
Zukunft planen und, was aber das schwerste war und ist, finanzielle
Unterstützung von Firmen suchen. Die meisten Unternehmen
wollen uns nicht unterstützen, weil unsere Organisation zu
klein ist. Sie meinen, von uns nicht viel profitieren zu können.
Gegenwärtig finanzieren wir uns durch Mitgliedsbeiträge,
doch das ist sicher keine langfristige Lösung; die müssen
wir noch finden.
Aber schließlich waren alle Aufgaben erledigt, wir haben
unser Wappen, unsere Fahne und über 120 Mitglieder verschiedener
Fachrichtungen aus mehreren Ländern. Am 28. April fand die
Gründungszeremonie statt, bei der Feier wurde gesungen und
getanzt, Lehrer und Gäste hielten Vorträge, es gab eine
Power Point-Präsentation zum Thema Deutschland usw. Am meisten
freute es uns, Herrn Dr. Mohr von der deutschen Botschaft auch
in unserer Deutsch-Gesellschaft begrüßen zu dürfen.
Jetzt planen wir etwas zur Fußball-WM im Juni, das ist
unsere wichtigste Aufgabe in diesem Semester. Ein Problem ist
der Zeitunterschied. Alle Fußballfans möchten natürlich
Live-Übertragung sehen, aber alle Spiele laufen erst nach
Mittenacht chinesischer Zeit. Da suchen wir noch nach Lösungen.
Weiter planen wir auch Deutsch-Kurse für diejenigen unserer
Mitglieder, die Deutsch nicht als Fach erlernen.
Ehrlich gesagt, sorge ich mich etwas um die Zukunft unserer Deutsch-Gesellschaft.
Ich habe sie von Anfang an mehr für das Ergebnis eines Befehls,
als für einen freiwilligen Zusammenschluss gehalten. Es ist
schwer für eine Organisation, sich zu entwickeln, wenn sie
nur einen kleinen Umfang und wenige Ressourcen hat. Der Leiter
will nur über dienstliche Erfolge während seiner Amtszeit
berichten, was später geschieht, wird ihn kaum interessieren.
Aber man soll ja optimistisch sein, nicht wahr? Wir hatten einen
guten Start, wir haben Studienkollegen voller Leidenschaft, wir
haben auch viele nette Mitglieder, die die deutschsprachige Kultur
lieben. Ich hoffe nicht, dass unsere Deutsch-Gesellschaft in kurzer
Zeit verschwinden wird, vielleicht kann sie sich sogar noch ein
bisschen weiterentwickeln. Wer weiß? Warten wir es ab!
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