Grandiose Klöster und Wohnhäuser im Waldgebiet Ost- und Südtibets
Grandiose Klöster
Der tibetische Buddhismus hat einen großen Einfluss. Überall
in Tibet sieht man Klöster. Die bekanntesten sind der Potala-Palast
sowie die Klöster Jokhang, Zhaibung, Gandain, Tashilhunbo,
Samye, Churpo und Sakya. Statistiken zufolge existieren heute
in Tibet mehr als 1700 Klöster. Die Klosterbauten ähneln
stilistisch den wachturmförmigen Wohnhäusern. Im Glanz
des blauen Himmels über Tibet wirken sie sehr majestätisch.
Tibetische Klöster können Besucher tief beeindrucken.
Ein Grund scheint darin zu liegen, dass sie fast immer an Berghängen
errichtet wurden. Die Klostergebäude stehen dann mehr oder
weniger versetzt übereinander und wirken so sehr gewaltig.
Beispielsweise hat der Potala-Palast dreizehn Stockwerke. Das
höchste Bauwerk des Palastes steht auf einem Berg; die Palastanlagen
und der Berg bilden eine harmonische Einheit. Viele Klosteranlagen
sind sehr weitläufig. Da gibt es Gebetshallen, Hallen für
Buddhastatuen, Wohnhäuser für Lebende Buddhas und Quartiere
für gewöhnliche Mönche. Das Zhaibung-Kloster umfasst
eine Fläche von insgesamt 280 000 m². Manche Klöster
bedecken ganze Berge. Aus der Ferne betrachtet, wirken sie wie
Städte und wecken bei Betrachtern große Bewunderung.
Eine weitere Besonderheit tibetischer Klöster liegt in ihrer
prächtigen äußeren Erscheinung. Viele Gebäude
tragen vergoldete Bronzedächer, vor allem die Dächer
der Hallen für die Buddhastatuen und die Stupas glänzen
golden in der Sonne. Auf den Firsten entdeckt man mit Vogel- oder
Hirschenfiguren verzierte Kultgegenstände aus Bronze, die
das Dharmacakra (Rad der buddhistischen Gesetze) symbolisieren.
Die vier Ecken des Dachs sind nach oben gebogen. Daran hängen
bronzene Glöckchen und kleine Eisenplatten, die vom Wind
zum Klingen gebracht werden. Auf den Dächern mancher Klöster
sind turm- oder pavillonartige goldene Aufbauten zu sehen. Im
Potala-Palast gibt es drei Hallen mit vergoldeten Dächern;
vor den Hallen stehen fünf vergoldete Stupas. Vor den Gebetshallen
der Klöster stehen Reihen hölzerner, bronzener oder
lederner Gebetsmühlen, die alle reich verziert sind. In den
Hallen erblickt man imposante Buddhastatuen. Die Hallenwände
sind mit Buddhabildern, buddhistischen Mustern und Gemälden
bedeckt. In und vor den Hallen sind verschiedene Skulpturen zu
sehen. Diese monumentale Pracht beeindruckt alle Besucher.
Obwohl tibetische Klöster viele gemeinsame Merkmale haben,
unterscheidenden sie sich doch je nach den vorgefundenen natürlichen
Bedingungen und den Eigenarten der sie besitzenden Sekte. Zunächst
einmal hat jedes Kloster seine ganz eigene Architektur. Für
das Samye-Kloster im Bezirk Shannan, das älteste buddhistische
Koster in Tibet, das aus der Zeit des Tubo-Königreichs stammt,
ist beispielsweise kennzeichnend, dass die Haupthalle in der Mitte
des Klosters steht und gänzlich von anderen Gebäuden
eingeschlossen ist. Beim Sakya-Kloster, dem Hauptkloster der gleichnamigen
Sekte, fällt auf, dass die runden Dachsparren aus ganzen
Baumstämmen gefertigt sind. Und die Speisehalle des TashilhumpoKlosters
imponiert durch ihre neun Stockwerke.
Wohnhäuser im Waldgebiet Ost- und Südtibets
Die Wohnhäuser im waldreichen Ost- und Südtibet haben
ein eigenes Gepräge. Die riesigen Wälder bieten Holz
aller Art, um ebenerdige und mehrgeschossige Häuser aus Holz,
aus einem Holz-Lehm-Verbund oder aus Holz und Stein zu bauen.
Häufig sind auch hölzerne Pfahlbauten zu sehen.
Typisch für den ost- und südtibetischen Baustil sind
die Häuser der Moinba- und der Lhoba-Nationalität. Jede
Familie besitzt ein geschlossenes Haus, das aus einem Aufenthaltsraum,
in dem man sich aufhält, kocht, isst und nachts schläft,
einem Lagerraum, einem Stall, einem äußeren Wandelgang
und einer Toilette besteht. Zum Haus gehört auch ein Hof.
Im Wohnzimmer wird ununterbrochen Feuer im Ofen unterhalten; man
muss sich wärmen und gegen die Feuchtigkeit schützen.
Weil es hier häufig regnet, haben die Häuser steile
Dächer, damit das Regenwasser schnell abläuft. Holz
ist das bestimmende Baumaterial in diesem Gebiet. Wände und
Böden sind aus Holz; ebenso die Dächer, die mit Steinen
beschwert werden, damit der Wind keine Dachsparren wegbläst.
Solche Häuser stehen meistens auf Pfählen und sind so
gut gegen Feuchtigkeit geschützt. Auch Steine sind ein wichtiges
Baumaterial. Die Moinba verwenden sie beim Errichten der Wände.
Alles andere am Haus besteht aus Holz. Die Hölzer werden
nicht durch Nägel zusammengefügt, sondern nur durch
Zapfen verbunden. Auch Schlösser und sogar Schlüssel
sind aus Holz. Trennwände werden aus Bambus oder Weidenruten
geflochten.
Wohnhäuser in Ost- und Südtibet sind im allgemeinen
zweistöckig. Im Erdgeschoss liegt der Stall. Im ersten Stock
liegt der Wohnraum, in dem man auch übernachtet. Der zweite
Stock dient als Lagerraum. Die Häuser sind quadratisch angelegt;
die Haustür zeigt nach Osten, die Fenster nach Westen. Jedes
Haus hat einen Balkon, damit man unter freiem Himmel sitzen kann,
ohne das Haus zu verlassen.
Die Bewohner der Region Baggai im Kreis Bome leben über
ein weites Gebiet verstreut. Um Ackerbau treiben zu können,
müssen sie jährlich bis zu zehnmal umziehen. Deshalb
besitzt jede Familie ein Haus aus Brettern, das leicht auseinander
zu nehmen und ebenso leicht wieder zusammenzusetzen ist.
Wohnhöhlen sind in Tibet sehr selten. Man findet sie nur
in manchen Orten im Bezirk Ngari. Das sind in der Regel 4 x 4
Meter große und etwa 2 Meter hohe Berghöhlen, in denen
es im Winter warm und im Sommer kühl ist. Im Gegensatz zu
den gewölbten Decken der Wohnhöhlen auf der Löß-Hochebene
sind sie hier flach. Oft schließt sich direkt an die Höhle
ein Haus an.
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