Die Olympischen Spiele in Beijing werden die Welt überraschen

Von Zhang Xueying

Für das deutsche Sprichwort: „Aller Anfang ist schwer“, gibt es ein sinnverwandtes im Chinesischen: „Ein guter Anfang ist die halbe Vollendung“. Auf eine perfekte Eröffnungszeremonie der Olympiade 2008 in Beijing setzt man größte Erwartungen. Um dem Ziel dieser großen internationalen Veranstaltung zu entsprechen und die Völker der Welt mit alter östlicher Kultur vertraut zu machen, lud das Organisationskomitee für die Olympiade von Beijing den US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg und zwei weitere ausländische Künstler als Kunstinspekteure zur Eröffnungszeremonie der Olympiade 2008 ein. Obwohl sie nur drei in einem achtköpfigen Gremium sind, ist diese Ernennung für China ungewöhnlich.

„Die Eröffnungszeremonie der Olympiade in Athen hat einen tiefen Eindruck auf die Funktionäre des Organsationskomitees von Beijing hinterlassen. Sie sehen sich der Aufgabe gegenüber, die traditionsreiche chinesische Kultur international überzeugend zur Anschauung zu bringen. Auf diesen Punkt konzentriert sich ihre Aufmerksamkeit“, sagte ein Mitarbeiter des Organisationskomitees.

Team aus Prominenten für die künstlerische Gestaltung

Jedes Land hofft, eine einmalige Eröffnungszeremonie für Olympische Spiele inszenieren zu können. China ist da keine Ausnahme.

Die Organisatoren haben ein Team von Prominenten für die künstlerische Gestaltung der Eröffnungszeremonie zusammengeführt. Zhang Yimou, ein bekannter Regisseur von Weltrang, wurde zum Chefregisseur der Eröffnungszeremonie ernannt. Einer der stellvertretenden Chefregisseure ist Chen Weiya, er hat bisher die kulturellen Darbietungen bei großen Eröffnungszeremonien in China künstlerisch geleitet und dabei große Erfolge erzielt. In Zusammenarbeit mit Zhang Yimou hat er die Oper Turandot in der alten Tempelanlage der Kaiserlichen Ahnen in Beijing in beeindruckender Weise inszeniert. Was das Organisationskomitee für ihn eingenommen hat, ist die Tatsache, dass er die Eröffnungszeremonien vieler großer Sportveranstaltungen in China mit Erfolg künstlerisch gestaltet hat. Zhang Jigang ist ein weiterer stellvertretender Chefregisseur, der in den vergangenen zwei Jahren Musicals mit großem Erfolg bearbeitet und choreographiert hat, was viel Aufsehen erregte. Er wurde u.a. dadurch berühmt, dass er den Tanz Guanyin-Bodhisattwa mit tausend Händen inszenierte, der viel Anklang im In- und Ausland fand. Ding Jianping, Direktor der Akademie für Technische Ausstattung von Spezialprojekten, übernimmt die Leitung der Arbeitsgruppe für technische Bearbeitung. 2005 wurde er mit dem in jenem Jahr zum ersten Mal vergebenen Preis „Wichtige Person der Wissenschaft und Technik in der Architektur des ganzen Landes“ ausgezeichnet. Der Generalinspekteur für künstlerische Bearbeitung ist Lu Jiankang. Er ist Generaldirektor der Firma Bei’ao für große Kultur- und Sportveranstaltungen der Gehua-Gruppe. Er war beteiligt an der Planung und Organisation von über 40 großen Veranstaltungen auf Landesebene, wie der Eröffnungszeremonie der 21. Universiade und der Eröffnungszeremonie und der Schlussfeier des Forums der regierungsunabhänigen Organisationen während der 4. Weltfrauenkonferenz. Außerdem hat das Organisationskomitee prominente Gelehrte und Künstler als Kunstberater eingeladen, zu denen Ji Xianlin, ein berühmter Philologe und Professor der Universität Peking, Tang Yijie, ein berühmter Philosoph und Professor der Universität Peking, Jin Shangyi, Vorsitzender des Chinesischen Verbandes Bildender Künstler, Xu Xiaozhong, ein berühmter Dramaturg und Regisseur sowie Chen Kaige, ein Regisseur von Weltrang, gehören.

Das Organisationskomitee von Beijing hat neben dem amerikanischen Regisseur Spielberg auch den Franzosen Yves Pepin, Planer der Schlussfeier der Olympiade in Athen, und den Australier Richard Peter Birch eingeladen, der bei der Eröffnungszeremonie von der Olympiade 1984 in Los Angeles und bei den folgenden vier Olympischen Spielen Chefregisseur war. „Ihre Erfahrungen und ihr Know-how sind weltweit einmalig,“ sagte ein Funktionär des Organistionskomitees.

Seit die Arbeitsgruppe für die Eröffnungszeremonie organisiert ist, weichen fast alle ihre Mitglieder einschließlich der Funktionäre den Journalisten aus und vermeiden, über die Eröffnungszeremonie zu sprechen.

Steven Spielberg äußerte zuversichtlich: „Die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Beijing wird die beste in der Geschichte werden, und die Zuschauer dürfte das sehr bewegen.“

Verwendung „chinesischer Elemente“

Nun sind alle sehr gespannt, welche „chinesischen Elemente“ bei der Eröffnungszeremonie gezeigt werden.

Das Organisationskomitee hat vor den Personalentscheidungen verschiedene Konzepte aus dem In- und Ausland geprüft, zu denen auch die von den berühmten Regisseuren Zhang Yimou, Feng Xiaogang und Chen Kaige entworfenen gehörten. Auch Ang Lee, der für seinen Film Brokeback Mountain mit dem Oskar für die beste Regie ausgezeichnet wurde, hatte ein Konzept eingereicht. Insgesamt wurden 13 Konzepte debattiert. Zhang Jigang, einer der stellvertretenden Chefregisseure, erklärte, man werde die glänzenden Ideen aus verschiedenen Konzepten zusammenfassen. Daraus werde ein neues Modell entstehen, das die 5000-jährige Kultur mit ihrem tiefen Sinngehalt und die Weitherzigkeit des chinesischen Volkes präsentiere.

Gegenwärtig überlegt man, ob die vielen Konzepte mehr als Sammelbecken verschiedener Ideen sind. Dazu meinte Nie Wei, Professor an der Beijinger Filmakademie und langjähriger Experte für das chinesische Film- und Fernsehwesen, dass die Regisseure im Augenblick zu viel Material hätten. Reduzierung tue not. „Wir sollten die chinesischen Elemente, die uns allen sofort einfallen, wie Peking-Oper, das Qipao (Chinesisches Etuikleid), chinesische Gongs und Trommeln oder die Tonkrieger aus der Qin-Dynastie (221–206 v. u. Z.) eines nach dem anderen weglassen und dann sehen, was als letztes übrig bleibt. Vielleicht wird das die freudige Überraschung, die alle erwarten.“

Das Motto für die Olympiade 2008 in Beijing lautet: „One World One Dream“. Dies soll auch das Zentralthema der Eröffnungszeremonie sein. „Wir meinen, man muss die Besonderheiten des modernen China zur Anschauung bringen. Bei der Eröffnung sollen die Freundlichkeit und Güte der Chinesen gezeigt werden, wodurch zugleich Harmonie, Gleichberechtigung und Menschlichkeit demonstriert werden. Was ,die chinesischen Elemente‘ betrifft, wird man wohl einige auswählen, die geeignet sind, auf einem großen Platz dargestellt zu werden, und die für ausländische Zuschauer leicht verständlich sind“, sagte Regisseur Zhang Jigang. „Ich meine, die Eröffnungszeremonie müsste feierlich, erhaben und festlich sein. Sie sollte ein Fest der Menschheit, heiter und zugleich romantisch sein, wie in einem Traum“.

Zhang Jigang erklärte, warum er das Lied Hand in Hand, das während der Eröffnungszeremonie der Olympiade in Seoul 1988 erklang, so mag. „Das Thema dieses Liedes, also Hand in Hand, ist ganz einfach, aber es drückt den Gedanken aus, dass alle Menschen gleichberechtigt sind. Es betont die Würde des Lebens und zugleich den Wunsch nach Verständigung und Freundschaft unter den Menschen. Ich glaube, ein solches Lied kann nicht vergehen.“

Der US-amerikanische Regisseur Spielberg ist für die visuelle Wirkung seiner Filme bekannt. Er meint, im Vergleich zu Ton und Schrift als Darstellungsmittel, seien Bilder anschaulich und darum am besten geeignet, die Zuschauer innerlich zu bewegen. Aus diesem Grund empfiehlt er, großen Wert auf das Visuelle bei der Eröffnungszeremonie und bei der Schlussfeier zu legen.

In diesem Punkt stimmt Spielberg mit Zhang Yimou überein, der vor seiner Regisseurkarriere lange Zeit als Filmdekorateur arbeitete und daher als Spezialist für Farbanwendung in Fachkreisen gilt. Spielberg erläuterte: „Wir haben über die Farbenentwürfe gesprochen. Zhang Yimou hat ein neues Ausdrucksmittel gefunden: Er erzählt nämlich durch Farben von der Geschichte. Die von ihm verwendeten Farben können die Geschichte gut erzählen. Insofern sind Farben ein Mittel zur Verständigung. Es ist sehr schön, Geschichte verstehen zu können, ohne Untertitel lesen zu müssen.“

Offensichtlich wird eine intensive, großflächige Farbenverwendung ein wichtiges Element für die Eröffnungszeremonie der Olympiade 2008 sein.

Verschmelzung östlicher und westlicher Kultur

Auch Musik wird ein wichtiges Element bei der Eröffnungszeremonie sein. Wie oft auch Zhang Yimou an Aktivitäten für Olympische Spiele beteiligt war, immer hat er dabei die Melodie Jasmin verwendet. Am Anfang gefiel das noch, doch die dauernden Wiederholungen riefen Kritiker hervor, die ihm Mangel an Ideen vorwarfen.

In den letzten Jahren arbeitete Zhang Yimou bei seinen Filmen mehrfach mit Tan Dun zusammen, einem US-amerikanischen Komponisten chinesischer Abstammung. Ende dieses Jahres wird die Oper Chinas Erster Kaiser Qin Shihuang in New York aufgeführt, die Tan Dun komponiert hat. Er wird selbst dirigieren, Zhang Yimou führt die Regie. Tan Dun ist ein Komponist, der internationale Anerkannung findet und mit westlichen Musikpreisen ausgezeichnet wurde. Zhang Yimou hat sich vielfach anerkennend über ihn geäußert.

Dazu sagte Zhang Jigang: „Die meisten Musikstücke werden auf unsere Bitte hin von Komponisten neu geschaffen. Die Musik muss ja unterschiedliche Zwecke erfüllen. Wir brauchen sie für Solo- und Gruppentänze, aber auch für die Stimmung.“ Er schloss nicht aus, mit Komponisten eine Arbeitsgruppe für die Musik zu bilden.

Die meisten Menschen sind der Meinung, die wichtigsten Musikstücke einschließlich der Titelmelodie für die Eröffnungszeremonie der Olympiade 2008 sollten weltweit gesammelt werden. Die Titelmelodie sollte nicht nur einen chinesischen Text haben, sondern auch einen englischen, der natürlich keine wörtliche Übersetzung sein kann. Die Titelmelodie sollte melodisch, jedoch nicht oberflächlich sein.

Zhang Yimou bat kürzlich den Sänger Zhou Jielun, den Titelsong für seinen Film zu komponieren und zu singen. Nun vermutet man, Zhou werde einer der Komponisten des Titelsongs sein. Zhou Jielun gilt in chinesischen Musikerkreisen seit je als Sänger der anderen Art. Sein Gesangsstil, seine Kleidung sowie seine Darbietung sind nur bei Jugendlichen beliebt, manche Leute fragen, ob Zhou bei der bedeutenden Eröffnungszeremonie ein richtiges Bild Chinas geben könne.

„Wir werden größte Anstrengungen unternehmen und die Eröffnungszeremonie so gestalten, dass sie die Zuschauer bewegt. Sie sollen diese Veranstaltung in ihrem Leben nie vergessen und sie als großes Fest der Menschheit in Erinnerung behalten“, betonte Zhang Jigang, einer der stellvertretenden Chefregisseure der Eröffnungszeremonie in einem Interview.

Dennoch gibt es noch viele Chinesen, die skeptisch über die Effekte der Eröffnungszeremonie urteilen. Ma Shen, ein erfahrener Journalist der Zeitung Wehuibao, hat die Eröffnungszeremonien und die Schlussfeiern mehrerer Olympiaden gesehen und darüber berichtet. Er führte aus: „Bei Olympia geht es um die Verbindung des olympischen Geistes mit einer traditionellen Kultur. Aus meiner Sicht ist am Kurzfilm für die Bewerbung um die Ausrichtung der Olympiade 2008 zu erkennen, dass Zhou Yimous Verständnis von Kultur und Bildung durch Sport eher auf der Ebene des Films bleibt.“

Noch mehr Kritik richtete sich gegen die achtminütige Darstellung in der Abschlusszeremonie in Athen. Dabei führte Zhang Yimou Regie. Seine künstlerische Absicht war klar, nämlich chinesische Elemente zu verwenden. Das zeigte sich in seinen früheren Filmen, insbesondere im Film für die Bewerbung um die Ausrichtung der Olympiade sehr deutlich. Aber im Allgemeinen fand man, die Verwendung chinesischer Elemente durch Zhang Yimou sei sehr vereinfacht und stereotyp. Manche Kritiker sagen offen: „Zhang Yimou wird bestimmt auf ,chinesische Elemente‘ wie rote Laternen oder maskenähnliche Bemalung wie bei der Peking-Oper zurückgreifen, die er selbst nicht gründlich beherrscht. Hinzu kommt die Verwendung bunter Farben. Dann ist er aber auch mit seinem Latein am Ende.“

In der Zeit der Globalisierung hoffen immer mehr Chinesen, die chinesische Kultur würde sich vervielfältigen, mehr Inhalte umfassen, um somit Chinas internationale Position zu unterstreichen. Eine Internet-Umfrage von Sina.com.cn zeigt, dass 57% der Befragten das Gelingen der Eröffnungszeremonie nicht für das Wichtigste halten. Das Wichtigste sei, den Geist der heutigen Chinesen vor der Welt zu präsentieren.



 
Adresse: Baiwanzhuang Dajie 24, Beijing, VR China
Postleitzahl: 100037
Fax: 010-68328338
Website: http://www.chinatoday.com.cn
E-mail: chinaheute@chinatoday.com.cn
Copyright (c) China Today, All Rights Reserved.