China reguliert die Konsumsteuer
Von Luo Yuanjun
Die Konsumsteuer ist eine Steuer, die für bestimmte Konsumgüter
erhoben wird, um das Konsumverhalten zu beeinflussen. Am 1. April
2006 haben das Finanzministerium und das Staatliche Steueramt
die Konsumsteuern für einige Waren verändert. Dies sind
vor allem politische Maßnahmen, um den Verbrauch zu regeln.
So werden beispielsweise die Steuern für Golfbälle und
-schläger, hochwertige Uhren, Jachten, hölzerne Einweg-Essstäbchen
und Parkett erhöht, während die Steuer für Haut-
und Haarpflegemittel aufgehoben wird.
Die Konsumsteuer ist Bestandteil der Steuerreform, die von der
chinesischen Regierung 1994 eingeführt wurde. Durch die Einführung
der Mehrwertsteuer wurde für etliche ausgewählte Produkte
(hauptsächlich Konsumgüter) eine Konsumsteuer erhoben.
Es wurden elf Kategorien von Waren festgelegt, die so besteuert
wurden, z. B. Zigaretten, Alkohol und Autos.
Steuererhebung für den Konsum von Luxusgütern
Zu Beginn der Reform- und Öffnung in den 80er Jahren erzählte
man sich in den ländlichen Gebieten eine Geschichte über
das Wetteifern zweier wohlhabender Familien. Beide Familien verabredeten
einen Wettkampf. Es ging darum, Knaller zu zünden. Sieger
sollte die Familie sein, die länger als die andere Knaller
abbrennen konnte. Bei der einen Familie hörte man das Knallen
die ganze Nacht hindurch. Die andere Familie gab die Niederlage
zu. Als man die Siegerfamilie besuchte, erkannte man schnell die
Ursache des Sieges: Diese Familie verfügte über eine
geheime Waffe, nämlich über einen Kassettenrecorder.
Damals waren Kassettenrecorder in einigen ländlichen Gebieten
noch rare Luxusartikel. Inzwischen wurden sie längst durch
moderne Stereoanlagen ersetzt. Vor zehn Jahren galten ja auch
Mobiltelefone noch als besonders hochwertige Konsumgüter,
jetzt zählen sie zu den alltäglichen Gebrauchsartikeln.
Man sagt, es sei heute nicht mehr leicht, auf der Straße
Reiche von Armen zu unterscheiden, denn die markanten Kennzeichen
dafür werden immer weniger.
Wie ein hoher Beamter des Finanzministeriums erläuterte,
liegt einer der Gründe für die Regulierung der Konsumsteuer
darin, dass Produkte, die man früher zu den Luxuswaren zählte,
jetzt von nahezu allen Schichten der Bevölkerung konsumiert
werden. Daher ist es notwendig geworden, den neuen Gegebenheiten
entsprechend festzulegen, was hochwertige Konsumgüter sind
und diese zu besteuern.
Nehmen wir als Beispiel die Steuer für Produkte für
Haar- und Hautpflege, die mit der jüngsten Reform abgeschafft
wurde. Im Jahre 1994 waren die Produkte dieses Bereichs noch recht
teuer. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre
sind aber Shampoo und Duschgel zu Artikeln des täglichen
Bedarfs geworden. Um die Konsumsteuerpolitik der geänderten
Konsumstruktur anzupassen und das Konsumverhalten in richtige
Bahnen zu lenken, wurde dieser Steuerposten gestrichen.
Anlässlich der Regulierung der Konsumsteuer wurde auch die
Frage gestellt, warum für bestimmte Produkte wie hochwertige
Möbel, Bekleidung und sogar für Luxuswohnungen keine
Konsumsteuer zu entrichten sei. Dazu äußerte ein Verantwortlicher
des Finanzministeriums, es sei zur Zeit verwaltungsbedingt und
aus technischen Gründen schwierig, einige Produkte zu besteuern,
da es nicht leicht sei, die Qualitätsklasse für diese
Produkte festzulegen. Darüber hinaus habe die noch zu schwache
Nachfrage einen ungünstigen Einfluss auf die wirtschaftliche
Entwicklung Chinas. Bei der Auswahl der zu besteuernden Verbrauchsgüter
müsse man die damit zusammenhängenden Wirtschaftszweige
im Auge behalten und die Nachfrage berücksichtigen, um allen
Ansprüchen der Makrowirtschaftspolitik gerecht zu werden.
Dr. Gao Huiqing, Leiter der Unterabteilung für strategische
Planung der Abteilung für Entwicklung und Forschung beim
Staatlichen Informationszentrum, weist darauf hin, dass durch
die Regulierung der Konsumsteuer deutlich gemacht werde, dass
die Regierung durch die Steuerpolitik auch die ungerechte Einkommensverteilung
regulieren wolle. In China gebe es viele private Unternehmer,
die kein Gehalt bezögen, wodurch es schwer sei, ihre Einkommen
zu besteuern. Die Steuer auf manche Luxuswaren gelte als Ergänzung
zu den sonstigen Steuereinnahmen und betreffe hauptsächlich
Gesellschaftsschichten mit hohen Einkommen, womit eine Funktion
von Steuern voll zur Geltung gebracht werden kann.
Was das konkrete Konsumverhalten angeht, so wird durch die Regulierung
der Konsumsteuer vor allem der Mittelstand in seinem Kaufverhalten
bei Luxusartikeln beeinflusst, denn diese Produkte sind einerseits
für arme Leute unerschwinglich, andererseits ist es den reichen
ziemlich egal, ob sie etwas mehr an den Staat zu zahlen haben
oder nicht. Die Frau eines Immobiliengiganten äußerte
beiläufig: Ab und zu 100 000 Yuan mehr auszugeben,
macht mir gar nichts aus.
Die Besteuerung einiger hochwertiger Konsumgüter wie z.
B. Jachten, Golfbälle und -schläger sowie teurer Uhren
und die Anhebung des Steuersatzes für Autos mit großem
Hubraum sollen unter anderem auch dazu dienen, den Konsum von
Produkten mit hohem Preis und mit hohem Energieverbrauch einzudämmen.
Darum sollen Erdölprodukte stärker besteuert und auch
für hölzerne Einweg-Essstäbchen und Parkettböden
Konsumsteuern erhoben werden. Dies beweist die Entschlossenheit
der chinesischen Regierung, auch durch Steuerpolitik den Umweltschutz
und die Einsparung von Ressourcen zu fördern.
Liu Xiahui, Leiter des Forschungsbüros für wirtschaftliches
Wachstum bei der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften,
sagte dazu: Die Konsumsteuer ist keine langfristige Steuerkategorie.
Der Staat braucht sie in erster Linie zur Steuerung des Konsums.
China befindet sich in einem Übergangsstadium von einer extensiven
zu einer sich relativ stabil entwickelnden Wirtschaft. In dieser
Übergangsperiode muss besonders auf die soziale Gerechtigkeit
bei der gesellschaftlichen Entwicklung geachtet werden. Der Grundgedanke
bei der Einführung der Konsumsteuer liegt darin, die übermäßige
Nachfrage nach Luxusartikeln in Schranken zu halten. Dass die
chinesische Regierung jetzt wirtschaftlich effektive Steuermaßnahmen
getroffen hat, demonstriert ihre grundsätzliche Einstellung,
den Menschen immer in den Mittelpunkt zu stellen. Das unterstreicht
auch die Auffassung von einer harmonischen Entwicklung der Gesellschaft.
Geringer Einfluss auf den Import von Luxusartikeln
Die Konsumsteuer für Luxusartikel liegt im Geltungsbereich
des chinesischen Steuergesetzes und steht nicht in Widerspruch
zu WTO-Regelungen. Ein Beamter des Finanzministeriums sagte, es
kann keine Unzufriedenheit seitens der Handelspartner Chinas geben,
wenn inländische und ausländische Produkte mit denselben
Kriterien bei der Steuererhebung, also gleich behandelt
werden.
Was die einzelnen Komponenten betrifft, die bei der Steuererhebung
eine Rolle spielen, so stimmt die chinesische Konsumsteuer mit
den internationalen Gepflogenheiten nicht überein. In China
wird die Steuer bei der Produktion und bei Importen sowie bei
Verarbeitung in Aufträgen eingezogen, während es im
Ausland überwiegend in der Sphäre der Warenzirkulation
erfolgt. Daher machen einige ausländische Betriebe für
Luxusartikel nur Geschäfte in China aus, statt hier Unternehmen
zu gründen, denn so können sie viele Kosten sparen.
Das ist einer der Gründe, warum sie so großen Wert
auf den chinesischen Markt legen.
Nachdem Yves Carcelle, Präsident der französischen
Unternehmensgruppe Louise Vuitton, die Nachricht über die
Regulierung der Konsumsteuer in China erhalten hatte, sagte er:
Für traditionelle Luxuswaren der großen Marken,
deren Umsatz in Europa allmählich schrumpft, ist China fast
ein neuer Kontinent. Nichts kann uns auf unserem Weg nach China
aufhalten.
Weiter Yves Carcelle: In den letzten Jahren beschleunigten
immer mehr Produzenten von Markenprodukten ihr Tempo, um den chinesischen
Markt zu erobern. Fast alle international erstklassigen Marken
haben inzwischen in China Geschäfte eröffnet und es
gibt sogar große Filialen. Das beweist, dass der chinesische
Markt sehr attraktiv geworden ist. Auch die neuen politischen
Maßnahmen werden die Kaufkraft der Chinesen nicht schwächen.
Daher zweifeln wir nicht an den wachsenden Chancen für unsere
Markenprodukte.
Carcelle ist der Meinung, dass China eines Tages weltweit einer
der größten Märkte für Luxusartikel werden
werde. Dieser Markt entwickle sich ungewöhnlich günstig.
Die Wachstumsrate des Jahresumsatzes von Louise Vuitton auf dem
chinesischen Festland habe noch nie unter 50% gelegen. Das Wirtschaftswachstum
Chinas werde die Kaufkraft der chinesischen Konsumenten mit Sicherheit
weiter stärken. Der chinesische Binnenmarkt sei in der globalen
Entwicklungsstrategie von Louise Vuitton von großer Bedeutung.
Ich bin froh, dass wir so früh die Entscheidung über
unseren Weg ins chinesische Landesinnere getroffen haben. Wir
sind sehr optimistisch, was die künftige Entwicklung in China
betrifft. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert
und noch mehr ist anders, als wir es uns vorgestellt haben. Das
Land wird noch offener werden und weiter gedeihen. Die Menschen
sind reicher und modebewusster geworden. Sie wollen nun auch Qualitätsprodukte
konsumieren. Die Regulierung der Konsumsteuer beeinflusst zwar
die Preise, zugleich besagt es aber, dass die chinesische Regierung
die steigende Zahl von Luxusartikeln positiv zur Kenntnis nimmt.
Louise Vuitton will den chinesischen Markt weiterhin ausbauen.
Laut Plan werden drei Läden mit neuem Konzept noch in diesem
Jahr eröffnet. Die Zahl der Geschäfte im Landesinneren
wird von neun auf zwölf steigen. Danach wird sich Louise
Vuitton bemühen, pro Jahr weiter drei bis vier Läden
neu zu eröffnen.
Was die Aufhebung der Konsumsteuer für Haut- und Haarpflegeprodukte
betrifft, meint man in vielen Multikonzernen wie P&G (Procter
& Gamble Company), Unilever oder L´Oréal, dass
die neue Politik eine gute Nachricht für die Branche sei.
Jedoch würden die Unternehmen die Preise ihrer Produkte nicht
senken. Einige Kosmetik-Händler glauben, die Regulierung
der Konsumsteuer werde keine allzu große Auswirkung auf
die Preise haben, da die Steuern für importierte Produkte
aus der Mehrwert-, der Import- und der Konsumsteuer bestünden.
Die Konsumsteuer mache dabei allerdings nur 10% aus.
Einem Bericht von BNP Prime Peregrine in Paris zufolge sei China
nun in die Anfangsphase beim Konsum von Luxusartikeln eingetreten.
Nach der Prognose dieser Institution werde China in sechs Jahren
etwa 100 Mio. mittelständische Familien haben, und durchschnittlich
werde dann jeder Haushalt davon über 620 000 Yuan verfügen.
Folgt man dieser Analyse, dann wird die Zahl der Konsumenten mit
dem Anwachsen des Mittelstandes ständig steigen. Schätzungsweise
dürfte die Quote von 58% im Jahre 2002 auf 65% im Jahr 2010
und auf 71% im Jahr 2020 steigen, damit nähere sie sich auch
der Konsumentenrate in den entwickelten Ländern. Die positive
Prognose über den chinesischen Markt wird immer mehr ausländische
Erzeuger von Markenprodukten anspornen, nach China zu kommen.
Tabelle der regulierten Konsumsteuern
|
Erhöhte Steuern
|
Steuersatz
|
Golfbälle und -schläger
|
10 %
|
Hochwertige Uhren
|
20 %
|
Jachten
|
10 %
|
Hölzerne Einweg-Essstäbchen
|
5 %
|
Parkettböden
|
5 %
|
Erdölprodukte:
|
Naphtha, Solvens und Schmieröl
|
0,2 Yuan/l
|
Heizöl und Petroleum für die
Luftfahrt
|
0,1 Yuan/l
|
Aufgehobene Steuer
|
Produkte für Haut- und Haarpflege
|
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