Das glückliche Leben eines Holländers in Suzhou

Von Fan Ning

Traditionellerweise waren es ja die Chinesen, die ihr Heimatland verließen, um zu arbeiten, zu studieren oder sich im Ausland niederzulassen. Obwohl noch immer zehntausende Chinesen jedes Jahr ihr Land verlassen, gibt es nun eine wachsende Anzahl von Ausländern, die nach China strömen. Sie kommen hierher, um zu studieren, andere Lebenserfahrungen zu sammeln, oder im Falle des Holländers Michiel Vandenbroek, um in einer privaten chinesischen Firma in der Hochtechnologiezone Suzhou zu arbeiten und ein neues Leben zu beginnen.

Michiel Vandenbroek, geboren 1968, ist ein breitschultriger Holländer, dessen Größe von 196 cm viele dazu veranlasst zu denken, dass er ein Basketballspieler ist. Michiel erwarb einen Magister in Ingenieurwissenschaften (Elektronik) in seiner Heimat und arbeitete danach für Motorola Australien, wo er für das Design integrierter Schaltkreise und die Ausbildungsabteilung zuständig war.

Hochzeitsglocken

Ungefähr sieben Jahre später, im Februar 2003, wurden Michiel und zwei seiner Kollegen von Motorola zur Suzhou China Core Technology Co., Ltd. (SCCT) geschickt, um das dortige Personal drei Wochen lang zu schulen. Da sein Hotel in einem belebten Stadtteil lag, verbrachte er seine Freizeit in den lokalen Kneipen. In einer dieser Bars traf Michiel eine junge Frau aus der nordöstlichen Stadt Harbin. Es war, wie man so schön sagt, Liebe auf den ersten Blick. Als der dreiwöchige Kurs dem Ende zuging, war ein Sitz in dem Flugzeug nach Australien leer. Michiel kehrte nach Australien zurück im Mai 2003 aber nur, um bei Motorola zu kündigen. Er ging danach zu SCCT zurück, wo er den Job eines Projektmanagers in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens annahm.

Die Hochzeitsglocken erklangen in den Straßen Suzhous im Oktober des gleichen Jahres, als Michiel sein geliebtes Mädchen heiratete.

Nachdem er eine Wohnung in der Nähe seiner Arbeit gekauft hatte, lebte er sich schnell ein. Damals führte seine Frau eine Bar und man sah ihn oft nach der Arbeit aushelfen. In seiner Freizeit tauchte Michiel in die Welt der Science Fiction ein oder sah Sportsendungen im Fernsehen.

Im März letzten Jahres bekamen Michiel und seine Frau ein süßes Mädchen mit dem Namen Yu Lanxi. Jeden Morgen, bevor er zur Arbeit geht, spricht Michiel mit seiner Tochter. Er isst zu Mittag und am Abend zu Hause, egal, wieviel er zu tun hat. Seine Frau verkaufte die Bar, nachdem das Baby geboren wurde, und die Familie hat nun Zeit, die Abende miteinander zu verbringen. Die Wochenenden verbringen sie damit, im Supermarkt Auchan einzukaufen, oder einen Ausflug zu einem der nahen Ausflugsziele wie dem Taihu-See, dem Östlichen oder dem Westlichen Berg zu machen.

Michiel hat viele Interessen, obwohl die Freuden des Vaterseins ihn eingeschränkt haben. Er komponiert und trommelt gerne. Einmal spielte er mit einer Band in der Bar seiner Frau. Michiel spielt auch gerne Billard, doch sein Familienleben geht vor. Er spielt gerne mit seiner süßen kleinen Tochter und ist begeistert, wenn sie lacht. Die Familie geht oft in der Dämmerung spazieren, um den roten Sonnenuntergang zu sehen, während die zauberhaften Glocken des Hanshan-Tempels erklingen.

Suzhou und Holland – ein Abbild?

Michiel hat eine besondere Liebe für Suzhou entwickelt, das ihn, wie er sagt, an sein Zuhause erinnert: „Suzhou ist Holland sehr ähnlich mit dem weiten Kanalsystem und der hohen Fahrraddichte.“ Obwohl sein Gehalt nicht so hoch ist wie im Westen, wird es ausgeglichen durch die niedrigen Lebenskosten in Suzhou. „Hier ist die Lebensqualität nicht niedriger als in Australien und Suzhou hat eine menschliche Note.“ Michiel träumt davon, ein Boot zu kaufen und den Frühling damit zu verbringen, mit seiner Frau und seiner Tochter auf dem Taihu-See zu segeln. Michiel hat viel Lob übrig für seine Wahlstadt und deren Bewohner: „Suzhou schreitet mit jedem Tag voran, die Leute sind sehr freundlich und meine Kollegen sind fleißig und arbeiten hart. Ich könnte nicht glücklicher sein!“

Michiel ist auch zufrieden mit seinem Arbeitsleben. Laut seinen Erfahrungen passen große Firmen mit ihren bürokratischen Umgangsformen nicht für jeden. Bei SCCT hat Michiel die volle Weisungsbefugnis bei seinen Projekten und er kann entscheiden, was und wann er etwas tun will. Er findet, dass das effizienter ist, als jede Entscheidung durch eine Konferenz oder bei einer Sitzung bestätigen lassen zu müssen. „Die Ingenieure sind hier klug und enthusiastisch. Es gibt einen guten Teamgeist, der zu einer höheren Produktivität für die Firma führt“, sagt er.

Michiel ist auch beeindruckt von dem produktiven Managementstil bei SCCT. Es gibt eine wöchentliche Sitzung, bei der sich die Angestellten treffen, um Ideen auszutauschen und Probleme zu diskutieren. Innovative Angestellte werden belohnt und es herrscht ein exzellentes Prämienlohnsystem vor. Michiel und sein Team entwickeln sich unter solchen Bedingungen prächtig. Seine Abteilung entwickelt alle sechs Monate einen neuen CMOS-Chip und einer wurde produziert und sucht um ein nationales Patent an.

Sich in China niederlassen

Michiel hat sich entschieden, sich in China niederzulassen. Er hat sogar einen chinesischen Namen angenommen, Yu Maikou. Zur Zeit hat er eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für Suzhou, die jedes Jahr verlängert werden muss. Yu Maikou hat vor, um eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung anzusuchen. „Von all den Ländern, in denen ich gelebt habe, ist China für mich die Nummer Eins“, sagt er in klarem Hochchinesisch. „Die Entwicklung des Landes ist rasant und ich gehe davon aus, dass das Leben hier in Zukunft noch bequemer werden wird.“ Wenn er von den Chinesen spricht, die ins Ausland gehen wollen, wird er ernst: „Diejenigen, die entschlossen sind, ihre Heimat zu verlassen, sollten es sich gut überlegen. Ich bin aus einem entwickelten Land und ich habe in einigen anderen westlichen Ländern gelebt. Manchmal ist das Leben dort nicht so paradiesisch, wie sich das die Leute in China vorstellen. Die Arbeitslosenraten steigen und es gibt viele andere gesellschaftliche Probleme, die in China nicht existieren.“ Er rät denjenigen, die ins Ausland gehen wollen, zuerst zu versuchen, ihre Träume zu Hause zu verwirklichen – es gab nie eine geeignetere Zeit als jetzt. „Als einer, der auf beiden Seiten gelebt hat, kann ich sagen, dass China besser ist als der Westen. Viele Chinesen sehen den amerikanischen Traum aus dem Fernsehen, aber das Fernsehen kann in die Irre führen!“

Wenn man ihn zu seinen Zukunftsplänen befragt, antwortet Michiel ohne zu zögern: „Ich werde in Suzhou bleiben und weiter für SCCT arbeiten.“

 
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