Ein Star unter den Unternehmerinnen Asiens

Von Fang Hong

Auf der Titelseite der Business Week vom 11. Juli 2005 findet man die Schlagzeile: die Stars Asiens: 25 Führer an der Front des Wandels. Es ist ein Tribut an berühmte Führungskräfte der Wirtschaft für ihr Krisenmanagement, ihr Management-Know-how und ihre Innovationskraft. Cher Wang, Vorsitzende von VIA Technologies Inc of Taiwan, ist die einzige Frau dieser erhabenen Gruppe. Ihr Name ist auch auf der Liste der zehn führenden weiblichen asiatischen Unternehmerinnen des Wall Street Journal aufgelistet.

Cher Wang ist Gründerin und Vorsitzende von VIA Technologies Inc, einem führenden Produzenten von PC Core und Logik Chipsätzen. Sie wird meistens als Tochter des taiwanesischen Magnaten Y. C. Wang, dem Vorsitzenden von Taiwan Plastics Group, vorgestellt.

„Es war mir unangenehm, als ich vor zehn Jahren so vorgestellt wurde“, sagt Cher, „Ich habe mich aber daran gewöhnt.“ Ihr Vater sandte sie schon als Teenagerin in die Vereinigten Staaten, um dort zu studieren. Sie waren in Briefkontakt. Chers Vater hielt sie genau auf dem laufenden über die Probleme, die er bei der Arbeit hatte und wie er sie löste. Er wollte, dass sie die Wirtschaftswelt schon in sehr jungem Alter verstand und dass sie wusste, wie Dinge funktionierten, wenn sie dann reif dafür war, selbst Geschäfte zu machen. Seine Mühe wurde belohnt. 1992 kaufte Cher VIA, damals eine Firma in einer schlimmen finanziellen Krise. Sie verwendete das Haus, das ihr ihre Mutter gegeben hatte, als Pfand und nahm einen Bankkredit von 5 Millionen Taiwan-Dollar (ca. 1 Million Yuan) auf für die Anzahlung. Die Firma begann zu florieren. 1997 stand VIA nur hinter Intel als weltgrößter Chip-Anbieter und in den letzten zehn Jahren wurde sie zu einem der drei weltweit größten Chip-Produzenten. VIA hat 33 Filialen, inklusive dreier börsennotierter Firmen, die Verkaufserlöse von über 65 Milliarden Neuer Taiwan Dollars einbrachten.

„Cher Wang ist eine dynamische Wirtschaftspionierin und Investorin sowohl in China wie auch in den USA“, sagt ein amerikanischer Investor aus dem amerikanischen Silicon Valley. Cher hat die Eigenschaften ihres Vaters, nämlich Ehrlichkeit, Ausdauer und Zähigkeit geerbt. Sie spricht mit ihm im Detail über jedes neue Projekt, das sie in Erwägung zieht, ob es nun Einkäufe oder Produktionen sind, und hält sich an seine Ratschläge. Cher ist sensibel und fürsorglich. Sie hat ein Auge für Talente und ist gewillt, Potential zu fördern. „Cher zieht es meistens vor, nicht im Rampenlicht zu stehen, und lässt ihren Managern diesen Spaß“, sagt Zhang Zhaosheng, Geschäftsführer einer Zweigfirma unter VIA.

Bevor sie ihre eigene Firma gegründet hatte, arbeitete Cher in der Abteilung für Internationales Marketing in der Computerfirma ihrer Schwester. Das war ihre Chance, sich Wissen und Erfahrungen in den Bereichen Technologie und Marketing anzueignen. Mit der zunehmenden Ausweitung ihres Wirtschaftsimperiums hat Cher die Kontrolle fest im Griff. Sie gewährt ihren Managern Bewegungsfreiheit, liest aber nichtsdestotrotz alle Berichte persönlich und kontrolliert alle Statistiken.

Der 7. April 2003 war ein Meilenstein in Chers Karriere. Es war der Tag, an dem die Geschäftsverhandlungen zwischen Intel und VIA im Hauptsitz von VIA Technologies Inc in Taiwan stattfanden. Nach einem mehr als zehnstündigen Streit verkündeten die zwei Seiten, dass sie alle laufenden Prozesse fallen lassen würden und ein zehn Jahre dauerndes Abkommen für die gegenseitige Nutzung von Patentlizenzen abschließen wollten.

VIAs integrierte Schaltkreise und Software-Technologien sind ein Riesengewinn für die Firma. Mikroprozessoren werden als Schlüsseltechnologie im heutigen Informationszeitalter angesehen und Telekommunikation, hochentwickelte Computersysteme und Netzwerke sind alle in ihrem Betrieb von Chips mit integrierten Schaltkreisen abhängig. Die Informationsindustrie braucht eigentlich Chipsätze, aber die chinesische Elektronikindustrie ist noch immer in der Entwicklung und 90% der Chips auf dem chinesischen Festland sind importiert. Cher konnte der Herausforderung dieses riesigen potentiellen Marktes nicht widerstehen.

Beim Eintritt in den Markt des chinesischen Festlands machte Cher ihren Chip als chinesische nationale Marke publik. Sie sagt: „VIA ist eine chinesische Firma und ihr Zentralprozessor ist das von Chinesen hergestellte Herz für Computer.“ In ihrer Bemühung, diesen gewaltigen Markt einzunehmen, gründete Cher eine Spezialarbeitsgruppe für das Festland und fungierte persönlich als Gruppenleiterin. Das hatte zur Folge, dass sie zwischen dem Festland, Taiwan und den USA hin- und herflog, was ihr ermöglichte, enge Kontakte mit den PC-Kreisen auf dem Festland zu knüpfen. Beeindruckt durch Chers Produkte und von ihrer verbissenen Zielstrebigkeit entschied sich der Vorsitzende von Lenovo, der größten PC-Firma auf dem Festland, Liu Chuanzhi, CPUs von VIA zu kaufen. Mehr als 70% der Chipsätze von Lenovo werden nun bei VIA eingekauft.

VIA Technologies Inc hat auf dem Festland ein Forschungs- und Entwicklungszentrum aufgebaut in der Absicht, die Geschäfte auszubauen. 2001 ließ Cher die Huanyu Semiconductor Company in der Zhangjiang Hightech-Zone in Shanghai auf ihren Namen eintragen. Cher ist zuversichtlich, dass VIA-Chips bald ein allgemein bekannter Begriff in der Welt der in China hergestellten PCs und elektronischen Produkte sein wird.

 
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