Erhöhung
des Lebensstandards der Bauern zum Aufbau einer harmonischen Gesellschaft
in China
Von
Wen Chihua
In einer Zeit, wo das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP der Chinesen
1000 US-Dollar überschritten hat, sehnt sich China noch mehr
nach gesellschaftlicher Harmonie denn je und konzentriert sich
daher nicht nur auf das wirtschaftliche Wachstum.
Demzufolge erließ Staatspräsident Hu Jintao den Aufruf,
eine harmonische Gesellschaft aufzubauen. Er sagt: Die von
uns aufzubauende harmonische Gesellschaft soll eine Gesellschaft
mit Demokratie und Rechtssystem, Fairness und Gerechtigkeit, Vertrauenswürdigkeit
und Freundschaft, Vitalität und Energie, Sicherheit und gesellschaftlicher
Ordnung werden.
Dr. Ding Yuanzhu, ein berühmter Soziologe an der Forschungsakademie
für Makroökonomie bei der Staatlichen Kommission für
Entwicklung und Reform, sagt: Mit dem Konzept der harmonischen
Gesellschaft wird die Entschlossenheit der Zentralregierung verdeutlicht,
die von politischen Fehlern und dem überhitzten Wachstum
der wirtschaftlichen Entwicklung verursachten gesellschaftlichen
Widersprüche zu beseitigen.
Die wirtschaftliche Prosperität bedeutet nicht unbedingt
gesellschaftliche Stabilität. Dr. Ding meint: Die schwerste
gesellschaftliche Krise ereignet sich oft in der am lebhaftesten
entwickelten Wirtschaft. Leider nehmen im Hintergrund der scheinbaren
Stabilität der Makroökonomie verschiedenartige Faktoren,
die zu gesellschaftlicher Instabilität führen, stark
zu. Zu diesen Faktoren zählen u.a. sich immer vergrößernde
Unterschiede zwischen Stadt und Land, die wachsende Kluft zwischen
Armen und Reichen, eine ständig zunehmende Zahl von Arbeitslosen
und die schwere Zerstörung der Umwelt.
Ferner weist Dr. Ding darauf hin, dass es äußerst
dringend ist, die soziale Ungerechtigkeit im Zaum zu halten, weil
sie nicht mehr ein ethisches Problem, sondern ein politisches
Problem darstellt, das die Stabilität der Gesellschaft und
der politischen Macht bedroht.
Von der sozialen Ungerechtigkeit sind die Bauern möglicherweise
noch stärker als andere soziale Gruppen betroffen. Im Prozess
der Urbanisierung verloren Abertausende Bauern ihre Ackerfelder
und wurden über Nacht zu überschüssigen Arbeitskräften.
Sie sind im wirtschaftlichen Wachstum zu sozialen Randgruppen
geworden. Um ein vergleichsweise besseres Leben führen zu
können, strömen sie in die Städte, können
dort aber nur schlecht bezahlte körperliche Arbeit finden.
Zhang Yong und seine Frau zählen zu dieser sozialen Randgruppe.
Vor fünf Jahren zogen sie aus einer Gebirgsgegend im Südwesten
Chinas nach Beijing. Das Ehepaar lebt vom Gemüseverkauf in
einem Wohnviertel im Bezirk Xicheng, das hauptsächlich von
den Familien hoher Beamter bewohnt wird.
Das Ehepaar hat zwei Kinder, das eine besucht die Grundschule
und das andere die Unterstufe der Mittelschule. Um preisgünstiges
frisches Gemüse vom Gemüse-Großhandelsmarkt einkaufen
zu können, müssen sie jeden Tag gegen zwei Uhr in der
Nacht aufstehen. Der 35-jährige Ehemann beschwert sich: Wir
müssen täglich im Durchschnitt 17 Stunden arbeiten,
erst dann können die Ausgaben und Einnahmen ausgeglichen
werden. Unser Monatseinkommen beträgt nur ca. 800 Yuan, damit
bleibt nichts übrig zum Vergnügen. Ein Ruhetag ist für
mich das Größte.
Trotz der Härte meint Zhangs Frau: Das Leben in Beijing
ist besser als auf dem Land. Auf dem Land ist man dem Wetter völlig
ausgeliefert. Wenn es der Wettergott das ganze Jahr hindurch mit
uns nicht gut meint, können keine Früchte geerntet werden.
In Beijing, wie dem auch sei, hat man zum Jahresende noch ein
wenig Bargeld in der Tasche.
Gegenwärtig beläuft sich die Zahl der überschüssigen
ländlichen Arbeiter in China bereits auf über 120 Mio.
Außerdem zählt China noch 30 Mio. Arbeitslose und freigesetzte
Arbeitskräfte. Diese Gruppen bilden die wichtigen Eckpfeiler
für die gesellschaftliche Harmonie. Bauern wie Zhang Yong
und seine Frau machen 70% der 1,3 Mrd. großen Bevölkerung
Chinas aus. Dr. Ding warnt: Wenn die Bauern nicht an den
Leistungen, die durch die Reform und Entwicklung erzielt wurden,
teilhaben können, wird ihre Unzufriedenheit ein zündender
Funke für die gesellschaftlichen Umwälzungen sein.
Eine Aushilfe, die für die Verkehrsordnung an der symbolhaften
Changan-Straße assistiert, meint: Fairness und
Gerechtigkeit bilden das Kernstück der harmonischen Gesellschaft.
Ohne Fairness und Gerechtigkeit kann keiner auf Harmonie hoffen.
Das Wort des von einem Stahlwerk freigesetzten Arbeiters stimmt
mit den Ermahnungen vom Staatspräsidenten Hu Jintao an die
Regierungsbeamten überein. Laut Hu Jintao würde sich
das Volk ohne Fairness und Gerechtigkeit nicht glücklich
fühlen. Um sie zu erzielen, müssen die allseitigen gesellschaftlichen
Interessen angemessen koordiniert und die Widersprüche innerhalb
des Volkes richtig behandelt werden.
Jing Tiankui, Direktor des Instituts für Soziologie der
Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, ist der Meinung,
dass die Interessenkonflikte einen Hauptwiderspruch der Widersprüche
innerhalb des Volkes darstellen. Er sagt: Der Aufbau einer
harmonischen Gesellschaft ist ein langfristiges systematisches
Projekt. Doch man kann die effektive Regulierung der Interessen
nicht länger hinauszögern. Seiner Meinung nach
sollte die Regierung im Prozess der Interessenregulierung die
Rolle des Koordinators spielen und nicht mit dem Volk um die Interessen
ringen.
Die chinesische Regierung bemüht sich nun, die Rechte und
Interessen des Volks vor Verletzungen zu schützen. Aus den
zentralen Finanzen werden in diesem Jahr 10,9 Mrd. Yuan zur Unterstützung
der Wiederbeschäftigung gewährt, um die kritische Lage
der Arbeitslosen zu verbessern. Außerdem werden 3 Mrd. Yuan
Aufbaufonds zur Verbesserung der industriellen Sicherheit, insbesondere
der Produktionssicherheit der Kohlengruben, bereit gestellt.
Zugleich stellt die Zentralregierung fest, dass in diesem Jahr
landesweit die Landwirtschaftssteuern vollständig erlassen
werden. In den Gebieten, die der Staat zur Beseitigung der Armut
schwerpunktmäßig unterstützt, werden die armen
Schüler von den Unkosten und dem Schulgeld bei der allgemeinen
Schulpflicht befreit. Außerdem werden die Internatsschüler
auch subventioniert.
Bildung und medizinische Betreuung sind zweifelsohne zum Aufbau
einer harmonischen Gesellschaft auf dem Land von großer
Bedeutung. Einem Untersuchungsbericht, der Anfang dieses Jahres
von der Allchinesischen Studentenvereinigung bekannt gegeben wurde,
zufolge betragen die Bildungskosten, die ein Student für
sein vierjähriges Studium braucht, im Durchschnitt 38 500
Yuan. Diese Summe entspricht fast dem Einkommen aus einer Zeitspanne
von 40 Jahren des ärmsten Bauern Westchinas. Das bedeutet,
dass zahlreiche Bauernkinder gar keine Möglichkeit auf eine
höhere Bildung haben.
Was die medizinische Betreuung auf dem Land betrifft, meint ein
Beamter vom Ministerium für Gesundheitswesen, dass nur knapp
10% von den 900 Mio. ländlicher Bevölkerung krankenversichert
sind. Hingegen waren 8090% der Bauern vor dem Jahr 1979
durch die genossenschaftliche medizinische Betreuung versichert.
Wegen chronischer Krankheiten wie Krebs sind viele Bauern wieder
in die Armut geschlittert.
Um die Verarmungen durch Krankheit zu vermindern, startete die
Zentralregierung im Jahr 2003 den Plan der neuen genossenschaftlichen
medizinischen Betreuung auf dem Land. Dieser Plan wird als eine
wirksame Arznei zur Rettung des zusammengebrochenen Systems der
medizinischen Betreuung auf dem Land angesehen. Bauern, die willig
sind, am Plan teilzunehmen, geben jedes Jahr nur zehn Yuan aus.
Zusammen mit den je von der Zentralregierung und lokalen Regierung
gezahlten zehn Yuan können sie in den Genuss der Rückerstattung
der Kosten für die medizinische Betreuung kommen.
Bis zum Ende 2004 sind landesweit ca. 70 Mio. Bauern dem System
der neuen medizinischen Betreuung beigetreten. Insgesamt wurden
die Kosten für die medizinische Betreuung in Höhe von
1,394 Mrd. Yuan für 41,94 Mio. Krankheitsfälle zurückerstattet.
Dr. Ding sagt nachdrücklich, dass Jeder bei den allgemeinen
öffentlichen Dienstleistungen gleichberechtigt ist. Die Regierung
soll ein faires und gerechtes Umfeld für die Bürger
schaffen, damit arme Leute die Gewährleistung des Existenzminimums
genießen, Obdachlose allgemein ein Dach über dem Kopf
haben und alle Bürger grundlegend krankenversichert sind.
Theoretisch ist die harmonische Gesellschaft kein leeres Wort.
Laut Dr. Ding ist die Kommunistische Partei Chinas als Regierungspartei
mit dem Konzept Aufbau einer harmonischen Gesellschaft
reifer geworden. Außerdem zeigt sie damit einen noch klareren
Gedankengang für die gesellschaftliche Entwicklung. Das
Konzept liefert theoretische Rahmenbedingungen für die Förderung
der zukünftigen allseitigen gesellschaftlichen Entwicklung
und das ständige Wachstum der Wirtschaft und der sozialen
Reichtümer. Wenn wir an der Entwicklungsrichtung festhalten
können, ist die gesellschaftliche Harmonie zu realisieren.
|