„Rotes
Glück“ für den Kulturaustausch
Von Gao Zhuan
Vom 6. Januar bis zum 22. Januar 2006 fand die
Kunstausstellung der österreichischen Künstlerin
ONA B in der Chinesischen Nationalgalerie
in Beijing statt. ONA B ist in China bekannt,
denn vor zwei Jahren präsentierte sie ihre
Werke in einer Ausstellung mit dem Titel
„Roter Planet“ in Shanghai, ihr wurde damals schon
hohe Anerkennung von der chinesischen Presse
und den chinesischen Zuschauern gezollt.
ONA Bs diesmalige Kunstausstellung trägt den
Titel „Rotes Glück“. Allein dieser verheißungsvolle
Name erweckt reges Interesse des chinesischen
Publikums, doch hinter ihm verbirgt sich
ein tiefgründiger künstlerischer Gehalt,
den die Zuschauer erst nach genauer Besichtigung
verstehen lernen können. Zur Ausstellung
brachte die Künstlerin verschiedenartige
künstlerische Werke nach China, wie Gemälde,
Fotoarbeiten, Installationen und eine Performance.
Bei manchen davon sind die Abgrenzungen
der Genres in originell kunstvoller Weise
verwischt. Doch eines ist offenbar: Nahezu
alles ist in Rot. Dazu meint der österreichische
Botschafter, Dr. Schweisgut, bei der Eröffnungszeremonie,
dass die dominierende Farbe Rot eine besondere
Symbolik hat. Rot bedetutet in Österreich Dynamik, Energie und Stärke
und in China Freude und Glück. Durch diese
Ausstellung wird das künstlerische Verständnis
vertieft.
Im chinesischen Brauchtum nimmt Rot, genauer
leuchtendes Rot, einen wichtigen Platz ein
und steht seit jeher im Zusammenhang mit
Fröhlichkeit und feierlichen Ereignissen.
Das größte Fest in China, das Frühlingsfest,
wird fast nur in Rot – von roten Scherenschnitten
an den Fensterscheiben bis zu roten Spruchpaaren
an der Haustür – gefeiert und eine chinesische
Hochzeitsfeier wird ebenfalls in roter Atmosphäre
begangen, so dass eine Redewendung überliefert
ist: „Rote Brautschleier entfernen“, sie
bedeutet „das Antlitz bzw. den Zustand einer
Sache auf einmal nach außen präsentieren“.
Durch ONA B sehen wir nun zwar kein völlig
anderes Rot, aber ein kunstvoll gestaltetes.
Der viel zitierte Satz von
ONA B: „Es ist nicht ich, die nach Rot sucht,
sondern Rot, das sich mir nähert“, besagt,
dass sich die Künslerin stark mit dieser
Farbe identifiziert und Rot ständig als
Motive und Grundelemente aus dem Leben in
sich aufnimmt und gestaltet. Hier lässt
sich auch der Ansatz der Aufhebung der Grenze
von Subjekt und Objekt erkennen. Das ist
auch kennzeichnend für die Kunstwerke ONA
Bs. Durch nuancierte Verwendung von Farben
ist ein sonniges und feuriges Rot entstanden,
das über eine besondere Kraft verfügt, symbolischen
Bezug nimmt und Assoziationen hervorruft,
so dass die Werke über sich hinauswachsen
und sich ins Unendliche ausdehnen. Auch
dabei ist die unmittelbare Verwandtschaft zwischen Mikro-
und Makrokosmos erkennbar.
ONA B hat das Wesen von Rot durch ihre Kunstwerke
in gelungener Weise charakterisiert. Diese
sprechen stark unsere Gefühle an und erweitern
unsere Sichtweise. Wir beginnen, Rot neu
zu sehen und freuen uns darüber. Dazu sagt
Fan Di’an, Präsident der Chinesischen Nationalgalerie,
ebenfalls bei der Eröffnungszeremonie, dass
die chinesischen Zuschauer durch diese Ausstellung
den individuellen und kühnen künstlerischen
Versuch ONA Bs kennen lernen und die Freude
des Erfolges mit ihr teilen.