Nutzung der Erdwärme für die Stadt
Von
Luo Yuanjun
Im Bezirk Fengtai der Stadt Beijing
wird die Wärme des unterirdischen Wassers für
die Zentralheizungen von Bürogebäuden und
Wohnhäusern mit einer Fläche von fast 400 000
m2 genutzt. Damit tritt die Erdwärme ins Alltagsleben
einfacher Menschen.
Erdwärmeeine regenerierbare und grüne
Energie
Mit der Steigerung des Preises von Erdöl, Erdgas
und Kohle und wegen der Verringerung des Vorkommens
solcher Energieträger durch die Förderung
werden in vielen Ländern der Welt die Suche nach
Erdwärme als regenerierbare Energie sowie ihre
Förderung und Nutzung intensiviert. 2004 erreichte
die direkte Nutzung der Erdwärme weltweit 261 418
Billionen Joule, ein Anstieg von 40% im Vergleich zum
Jahr 2000. Durch die direkte Nutzung der Erdwärme
wurde 2004 weltweit Energie im Ausmaß von 123,2
Mio. Barrel bzw. 18,4 Mio. t Erdöl gespart, dadurch
wurde eine Verringerung von Kohlendioxid um 59,33 Mio.
t und damit eine deutliche gesellschaftliche, wirtschaftliche
und ökologische Effizienz erzielt.
Erdwärme ist eine saubere Energie. Da heutzutage
in der Energiebranche die Technik der recycelbaren Nutzung
flüssiger Erdwärme bereits entwickelt ist,
ist das Thema Abgas und Müll bei der Stromerzeugung
nahezu völlig ausgeklammert. Anders als Kohlekraftwerke
und Atomkraftwerke beansprucht ein Erdwärmekraftwerk
viel weniger Platz, so benötigt ein Erdwärmekraftwerk
mit einer Kapazität von 1000 Megawatt nur 400 m2.
Auf der Welt gibt es sechs Länder, deren Hauptstädte
über Erdwärmeressourcen verfügen. Zu
diesen Hauptstädten zählt Beijing.
Die Stadt Beijing ist reich an Erdwärmeressourcen
von mittlerer und niedrigerer Temperatur. In Beijing
einschließlich seines Umlandes wurden von Norden
nach Süden bereits zehn große Erdwärmefelder
in Yanqing, Shahe und Xiaotangshan entdeckt. Die Gesamtfläche
der Erdwärmefelder beträgt 2372 km2, was 37%
des Gebiets der Ebene der Stadt Beijing ausmacht. Die
festgestellte, erschließbare Menge der Erdwärmeressourcen
liegt bei über 100 Mio. m3.
Die Erdwärmeressourcen werden bereits seit den
80er Jahren des vorigen Jahrhunderts breit verwendet
hauptsächlich für Heizungen, Bäder, medizinische
Therapien, landwirtschaftlichen Anbau in Treibhäusern,
Fischzucht, Tourismus und Freizeitunterhaltung. Jährlich
werden etwa 10 Mio. m3 Warmwasser verwendet, alljährlich
wird eine wirtschaftliche Effizienz von 800 Mio. Yuan
erwirtschaftet. Zur Zeit gibt es in der ganzen Stadt
über 20 Stationen, die 500 000 m2 große Flächen
mit Erdwärme beheizen. Das würde bedeuten,
dass 150 Verbrennungsöfen stillgelegt werden und
dass Abgase jährlich um 800 t verringert werden.
Bei der Beheizung durch Erdwärme aus den oberen
Schichten des Erdinneren wird zuerst warmes Wasser ununterbrochen
aus Brunnen geholt, das Wasser wird dann durch eine
Energiesteigerungsanlage verarbeitet, danach erreicht
die Temperatur des Wassers 45 oC bis 55 oC, zuletzt
werden durch das Klimaanlagesystem in Gebäuden
die Zimmer beheizt. Im Sommer kann auch kühle Luft
erzeugt werden. Durch ein solches Verfahren wird die
Erdwärme aus den oberen Schichten des Erdinneren
in gewissem Grad in der Zirkulation verwendet.
Förderung und Verwaltung von gleicher Bedeutung
Die Erdwärme ist eine regenerierbare grüne
Energie, aber ihre Regenerierbarkeit ist begrenzt. Wie
bei unterirdischem Wasser wird die Nachhaltigkeit der
Förderung der Erdwärme bedroht, wenn sie übermäßig
gefördert wird.
Das die Erdwärme liefernde Wasser liegt tief im
Erdinneren, der Herausbildungsprozess dieses Wassers
ist lang, es kann nach der Förderung nur schwer
durch natürliche Regenfälle kompensiert werden.
Die übermäßige Förderung kann die
Erschöpfung der Ressourcen und die Senkung des
Wasserstandes sowie die Gefährdung der geographischen
Stabilität herbeiführen. In den 70er Jahren
des vorigen Jahrhunderts brauchte man nur 1000 m tief
bohren, um zum warmen Wasser zu gelangen, heute muss
man dazu 3000 m, sogar 4000 m tief bohren.
Zheng Ke, stellvertretender Generalsekretär der
Fachkommission für Erdwärme des Chinesischen
Forschungsvereins für Energie, weist darauf hin,
dass es bereits zu einer übermäßigen
Förderung von Erdwärme gekommen ist. Der Wasserstand
der Erdwärme sinkt jedes Jahr um 1 bis 1,5 m, das
übertrifft geringfügig den staatlichen Standard,
nach dem die Senkung des Wasserstands im Rahmen von
1 m bleibt.
Rationale und effektive Maßnahmen der Förderung
sind eine stufenweise Nutzung der Erdwärme und
eine Rückführung des geförderten warmen
Wassers.
Nach Zheng Kes Darstellung bildet das Dorf Nangong
der Gemeinde Wangzuo des Bezirks Fengtai in Beijing
das beste Vorbild für die Nutzung der Erdwärme
in China. Die heiße Quelle dort wird in vier Stufen
genutzt.
Am 28. Oktober 2000 wurde der erste Brunnen zur Gewinnung
von Erdwärme fertiggestellt. Die Temperatur des
gewonnenen Wassers lag bei 72 oC. Das Wasser wird zuerst
zur Beheizung genutzt, auf Stufe zwei wird das Wasser
in ein Angelzentrum mit einer Fläche von 12 000
m2 zugeleitet, dadurch werden die Fußböden
dort beheizt. Auf Stufe drei wird das Wasser für
die Fischzucht verwendet und zur Bewässerung der
350 Mu (1 Mu = 1/15 ha) großen Anbaubasis von
Gemüse, Blumen und Obst besonderer Art genutzt.
Zuletzt wird das Wasser noch in den See des Parks der
heißen Quellen zugeleitet, damit der See im Winter
grün bleibt und nicht zufriert. Zur Zeit plant
das Dorf Nangong, einen zweiten Brunnen zu bohren, um
das verwendete warme Wasser wieder ins Erdinnere einzupumpen,
damit die Erdwärme nicht ausgeschöpft wird.
Vor kurzem hat das Amt für Land- und Hausverwaltung
der Stadt Beijing Bestimmte Forderungen zur Verwaltung
der Gewinnung von Erdwärmeressourcen und deren
Erschließung erlassen, womit signalisiert wird,
dass die gesetzmäßige Verwaltung der
Erdwärmeressourcen eine höhere Stufe erreicht
hat.
In diesem Dokument wird die Bestimmung aufgestellt,
dass die Genehmigung des Projekts der Gewinnung von
Erdwärme und deren Erschließung auf jeden
Fall strikt gehandhabt wird und für die streng
kontrollierten Erdwärmegebiete in der Regel kein
neuer Bau eines Brunnens geprüft und genehmigt
wird. Außerdem ist vorgesehen, dass der Antrag
auf den Bau eines Brunnens zur Beheizung die Zurückführung
des Wassers ins Erdinnere beinhalten soll, sonst wird
er nicht genehmigt. Für die Nutzung der Erdwärme
(durch warmes Wasser) muss ein umfassendes Konzept der
Verwendung vorgelegt werden, damit die Erdwärme
stufenweise und im Kreislauf genutzt wird. Es ist nicht
gestattet, das warme Wasser nach nur einmaliger Verwendung
wegfließen zu lassen. Wenn diese Forderungen nicht
erfüllt werden, wird keine Genehmigung erteilt.
Ferner ist in diesem Dokument auch vorgesehen, dass
in Zukunft die Erdwärmeressourcen durch Neu- und
Hochtechnologien erschlossen werden müssen, ihre
Nutzungsrate muss erhöht und ihre Fördermenge
reduziert werden. Darüber hinaus wird noch die
Bestimmung aufgestellt, dass heiße Quellen und
Thermalbäder (einschließlich der Branche
Immobilien) mit Tourismus, Freizeitgestaltung und Gesundheitspflege
verbunden werden müssen. Damit die Ressourcen effektiv
gespart und geschützt werden, müssen bei der
Nutzung der Erdwärme automatische Energie- und
Wassersparanlagen installiert werden. Das Abwasser der
Thermalbäder muss konzentriert zur weiteren Verwendung
verarbeitet werden. Zugunsten der Kontrolle und der
gesetzmäßigen Verwaltung der Erschließung
und Nutzung der Erdwärmeressourcen der ganzen Stadt
plant das Amt für Land- und Hausverwaltung, demnächst
ein Informationssystem zur Erschließung und Nutzung
der Erdwärme aufzubauen und die betreffenden Informationen
über die Erdwärmenutzer auf der Website der
Stadtregierung zu veröffentlichen.
Ein Zuständiger des Forschungszentrums zur Erschließung
der Erdwärme weist darauf hin, dass es eine Tendenz
ist, die Erdwärme zur Beheizung von Wohnvierteln
zu nutzen. Wenn ein Brunnen bereits angelegt ist, dann
darf in seinem Umland mit einem Radius von 700 m kein
weiterer Brunnen gebohrt werden, damit die Wärmeversorgung
gewährleistet wird. In Zukunft werden für
die ganze Stadt jedes Jahr nur 15 bis 20 neue Brunnen
gebohrt.