Die Geschichte von zwei Bauern in Xinjiang

Von Wang Mei

Zhao Jinjiang führt das ganze Dorf zu Reichtum

Das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang liegt im Nordwesten Chinas. Fährt man von seiner Hauptstadt Ürümqi knapp zehn Stunden in Richtung Norden, erreicht man den Kreis Fuhai, eine wirkliche Oase in der Wüste, weil es hier sehr reiche Wasservorkommen gibt. Im Dorf Keniekemai, das dem Kreis Fuhai untersteht, wohnen vor allem Han, Hui und Mongolen.

Zhao Jinjiang ist der Präsident des Züchtervereins für Milchkühe des Dorfes und auch die am meisten beschäftigte Person des ganzen Dorfes. Betritt man sein Wohnhaus, hat man einen Kühlschrank, einen Farbfernseher, einen Computer mit Anschluss ans Internet sowie die Heizungs- und Biogaseinrichtung vor Augen, und die Zimmer sind sauber und ordentlich aufgeräumt, was anders ist als das, was man sich von einer Bauernfamilie sonst vorstellt. Die Kuhfarm von Zhao Jinjiang hat mehr als 60 holländische durch Zucht verbesserte Milchkühe. Jede Kuh kann täglich bis 30 Liter Milch produzieren und ein jährliches Nettoeinkommen von nahezu 200 000 Yuan erzielen. Vor mehr als zehn Jahren verrichtete Zhao Jinjiang noch seine mühsame Arbeit im Maisfeld mit einer Fläche von einigen hundert Mu (15 Mu = 1 Hektar) und mit Dutzenden von Schafen. Er sagt über seine damalige Situation: „Ich arbeitete das ganze Jahr hindurch hart, konnte aber am Ende nur wenig Geld zurücklegen. So begann ich, nach Mitteln und Wegen zu suchen, um reich zu werden.“

Zhao Jinjiang sah, dass der Markt für Milchprodukte gute Aussichten hatte. Er verkaufte wagemutig alle Schafe und beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren damit, Milchkühe zu züchten. Weil damals Kühe sehr teuer waren, gab es nur wenige Leute, die Milchkühe züchteten. Trotzdem hatte Zhao Jinjiang noch viele Schwierigkeiten vor sich. Beispielsweise verfügte er nicht über genügend Geldmittel. Da kam ihm der Gedanke, einen Kredit bei der Regierung zu beantragen und ihm durch Milchverkauf in Raten abzuzahlen. Diese Methode hat sich inzwischen im Dorf verbreitet; damit haben viele Familien das mit der Zucht verbundene Problem, in der Phase der Betriebsgründung Geld investieren zu müssen, schnell gelöst. Um die Technik der Zucht von Milchkühen zu lernen, hat Zhao Jinjiang nicht nur Bücher für das Selbststudium gekauft, sondern auch Fachleute für Viehzucht besucht und am – vom Dorf veranstalteten – Kurs für die Zucht von Kühen teilgenommen. Am Anfang transportierte er Milch mit dem Fahrrad in die Kreisstadt und verkaufte sie dort. Heute sind Fabriken und Firmen, die Ankaufsstellen für Milchkuhzüchter wie Zhao Jinjiang errichtet haben, ihre festen Kunden. Zhao Jinjiang hat Informationen über den Markt für Milchprodukte gesammelt und ist damit zu jeder Familie des Dorfes gegangen, um sie zu überreden, auch Milchkühe zu züchten. Viele Mitbewohner des Dorfes wurden von Zhao Jinjiangs Erfolg überzeugt und sind ebenfalls in dieses Geschäft eingestiegen.

Mit der ständigen Zunahme der Zahl derjenigen Haushalte, die Milchkühe züchten, sind neue Probleme entstanden, darunter unordentlich eingerichtete Kuhställe, hygienische Zustände, welche nicht dem geforderten Standard entsprechen, sowie nicht gleiche Milchpreise. 2005 wurde deshalb auf Initiative von Zhao Jinjiang der Züchterverein für Milchkühe gegründet. Heute gehören knapp 300 Haushalte zu seinen Mitgliedern. Die Kuhfarmen im Dorf wurden vom Verein zugewiesen und registriert. Jeder Haushalt ist Teil eines gemeinsamen Verantwortlichkeitssystems; regelmäßig werden die hygienischen Zustände überprüft. Außerdem werden Stichproben durchgeführt. Halbmonatlich wird desinfiziert. Im Frühling und Herbst werden Maßnahmen zum Schutz vor Seuchen unternommen. Man kontrolliert streng die Qualität der Milch und hat Ankaufsstellen errichtet, um Milch in regelmäßigen Zeitabständen zu sammeln und sie dann einheitlich an die Fabriken zu liefern. Damit kann das allein durch die Milchkuhzucht erzielte Jahreseinkommen pro Haushalt einige zehntausend Yuan betragen.

Zhao Jinjiang ist noch beschäftigter als früher. Er hat nicht nur seine eigene Kuhfarm zu managen, sondern er pendelt auch zwischen den Milchkuhfarmen verschiedener Haushalte, dem Dorfbewohnerkomitee, dem Züchterverein für Milchkühe sowie Fabriken und Firmen, die Milch ankaufen. Dank der nach wissenschaftlichen Methoden durchgeführten Zucht, des rationalen Managements und der guten Qualität der Milch sind die Milchkühe des Dorfes Keniekemai weit und breit bekannt geworden. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Fabriken und Firmen, die Milchprodukte herstellen, kommen zum Dorf, um dort Milch anzukaufen.

Als Zhao Jinjiang befragt wurde, ob er sich um die Konkurrenz zwischen den Haushalten, die eine Zucht von Milchkühen betreiben, sorgt, antwortet er offen und lacht: „Ich habe nie über dieses Problem nachgedacht. Ich hoffe nur, dass alle reich werden können. Das war auch mein ursprünglicher Wunsch, als ich die Gründung des Züchtervereins für Milchkühe initiierte.“ Früher verdienten die Dorfbewohner ihren Lebensunterhalt mit Viehzucht und Feldarbeit. Heute züchtet jede Familie Milchkühe und baut Industriepflanzen an. Damit kann das jährliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen nahezu 6000 Yuan betragen.

Duan Chuanxun erschließt seit zehn Jahren die Wüste

Im Hinterland des Junggar-Beckens, Chinas zweitgrößter Wüste, liegt die Wüste Gurbantünggüt. Hier wächst kein einziger Grashalm, weil jeden Tag mindestens Windstärke 8 (nach der Beaufort-Skala) gemessen wird. Der Bezirk Urho befindet sich im nordwestlichen Teil des Junggar-Beckens. Duan Chuanxun hat sich hier einen guten Namen gemacht.

Der 37-jährige Mann ist etwas schüchtern und zurückhaltend. Man kann sich schwer vorstellen, dass er sich seit zehn Jahren mit der Urbarmachung von Ödland beschäftigt. Die Wüsten zu regulieren ist nach wie vor einer der Schwerpunkte bei der Arbeit an der Umweltverbesserung im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Wegen des Wassermangels, der ein kritisches Niveau erreicht hat, und der harten Bedingungen wollen in diesen menschenleeren Gebieten nur wenige einfache Menschen arbeiten und leben. Nach dem Abschluss der Oberstufe der Mittelschule war Duan Chuanxun als Selbstständiger zehn Jahre lang im Transport tätig und konnte davon gut leben. 1995 ging er dann aber freiwillig ins Dorf Hubin am Ailike-See, um Ödland zu erschließen. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen. Heute gibt es in seiner Farm ein Baumwollfeld, welches unendlich scheint. Im Herbst wiegen sich die Baumwollfrüchte wie ein weißes Meer sanft im Wind. Zum Eigentum von Duan Chuanxun, welches insgesamt einen Wert von einer Million Yuan hat, gehören noch 170 Rinder, 860 Schafe, 31 Pferde, 3 Kamele, 1100 Mu Ackerland, 5 Mu Fischteich und 4 Jurten für touristische Zwecke. Er beschäftigt 20 Arbeiter und gibt jährlich mehr als 200 000 Yuan für die Zahlung der Löhne aus.

Das Dorf Hubin war eigentlich kein Dorf, sondern eine Wüste. Es gab viele Leute, die hierher kamen, um Land- und Viehwirtschaft zu entwickeln. Aber sie scheiterten an den schwierigen Naturbedingungen. Duan Chuanxun ist eine Ausnahme. Er hat mit seinem starken Willen und seiner fleißigen Arbeit verschiedene Schwierigkeiten überwunden und sowohl in der Zucht als auch im Anbau Erfolge erzielt. Duan Chuanxun sagt: „Die größte Schwierigkeit war der Wassermangel. Weit entfernt von diesem Ödland gibt es glücklicherweise einen Fluss, von dem man einen Zuleitungskanal bauen kann. Außerdem kann man auch Brunnen graben.“ Duan Chuanxun ließ in der Nähe vom Ackerland mehrere Teiche graben, um im Zeitraum zwischen Mai und August, in dem es relativ reichliche Niederschläge gibt, Wasser zu speichern. Um jeden Tropfen Wasser zu sparen, haben Duan Chuanxun und einige Techniker Experimente auf dem Feld durchgeführt. Nach der Auswertung der Ergebnisse wurden die hochdichte Baumwollkultur mit Plastikfolie auf dem Boden und Düngungstechnik, die auf der Messung der Erdkubikmeter basiert, eingeführt. Dadurch hat man den Wasserverbrauch wesentlich gesenkt und die Kosten für die Benutzung von chemischen Düngemitteln reduziert. 1995 ließ Duan Chuanxun versuchsweise mehr als 200 Mu Mais anbauen. Aber wegen der schwierigen Naturbedingungen und mangels technischer Kenntnisse betrug der Verlust im selben Jahr schon über 10 000 Yuan. Duan Chuanxun verlor trotzdem nicht seinen Mut. Er brachte eine Bodenprobe zu einem Forschungsinstitut, um sie chemisch untersuchen zu lassen. Darüber hinaus holte er sich Rat bei Experten. Im folgenden Jahr wurde schließlich eine reiche Ernte erzielt. Außerdem legt Duan Chuanxun großen Wert auf Wissenschaft und Technik in der Viehzucht und hat die Arbeit der zuständigen Behörde bei der Verbesserung der Züchtung von Rindern und Schafen aktiv unterstützt.

Noch jetzt wohnt Duan Chuanxun mit seiner Familie in einem niedrigen ebenerdigen Haus, welches nur aus drei primitiv eingerichteten Zimmern besteht. Aber er hilft aus eigener Initiative armen Familien, und zu jedem Frühlingsfest bringt er dem Altersheim Schaffleisch und Reis; im vorigen Jahr unterstützte er von einer Naturkatastrophe heimgesuchte Bauern mit 4000 Yuan und 3 Tonnen Weizenmehl. Jeder Dorfbewohner ist von seinen Wohltaten tief bewegt.

 
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