Butter und Buttertee Tibets

Butter ist ein wichtiges Nahrungsmittel der Tibeter. Tibetische Butter wird aus Yak- oder Schafmilch gewonnen. Die Tibeter bevorzugen Butter aus Yakmilch, besonders wenn sie im Sommer oder Herbst gemacht wurde. Diese Butter ist leuchtend gelb, sehr aromatisch und schmeckt gut. Die weißliche Butter aus Schafmilch glänzt nicht, ist auch nicht so wohlschmeckend und nahrhaft wie die Butter aus Yakmilch. Butter ist vitamin- und kalorienreich. In Tibet und anderen von Tibetern bewohnten Gebieten ist es oft schwer, andere Nahrungsmittel zu erhalten; auch deswegen ist Butter für Tibeter unentbehrlich.

Butter wird für verschiedene Zwecke gebraucht; ihre Verwendung ist nahezu unbegrenzt.

Buttertee, ein Lieblingsgetränk der Tibeter, wird aus gekochtem Ziegeltee, Butter und Salz zubereitet. Man mischt Tee und Butter in einem Fass und rührt gründlich um. Bevor man den Buttertee in eine Kanne füllt, gibt man etwas Salz hinzu. Dann setzt man die Kanne aufs Feuer, um den Buttertee heiß zu machen, denn er wird heiß getrunken. Je nach Geschmack kann man ihn unterschiedlich stark zubereiten. Männer, vor allem körperlich schwer arbeitende, bevorzugen einen starken Buttertee. Er enthält so viel Butter, dass der Tee zähflüssig ist. Ältere Leute, Frauen und Kinder hingegen trinken ihn gern schwach, wenig gesalzen und aromatisch. Kalter Buttertee verdirbt Magen und Darm; man sollte den Tee also nicht kalt trinken. Resümierend ist festzustellen, dass Buttertee das wichtigste Getränk der Tibeter ist.

Butter ist überhaupt sehr wichtig für die tibetische Küche.

Wie wird Butter gewonnen?

Im Juli, August und September ist das Klima auf dem Tibet-Hochland angenehm. Dann gibt es viel Wasser und saftiges Futtergras. Das ist die Hauptsaison für die Buttergewinnung. Die Muttertiere sind nun besonders kräftig und fett, sie geben mehr Milch bester Qualität als zu anderen Zeiten. Kräftige und fette Yaks und Schafe weiden auf üppigen Wiesen. Die Grassteppe gleicht einem grünen Teppich, die vielen Seen schimmern wie darauf verstreute Perlen und Achate, und über allem treiben weiße Wolken dahin. Es ist ein wundervoller Anblick! Wer sich in dieser Zeit hier aufhält, fühlt sich erfrischt und erholt. In den Jurten und auf der Weide sind Hirtinnen emsig dabei, zu melken und zu buttern - ein beinah romantisches Idyll.

Zur Buttererzeugung braucht man einige Geräte: ein Holzfass, eine mit Wasser gefüllte Schüssel, eine Holzstange mit einer dicken Holzplatte am unteren Ende und einen Holzdeckel für das Fass. Das Fass wird so tief in eine Grube eingelassen, dass etwa ein Fünftel davon in der Erde verschwindet. Das Fass muss überall gleich dick sein. Am oberen, mittleren und unteren Teil soll es von Reifen aus Metall, Bambus, Rotang oder Leder umspannt sein. Die am unteren Ende der Holzstange befestigt Holzplatte hat fünf drei- oder viereckige Löcher. Eines liegt genau in der Mitte der Platte. Die anderen vier umgeben symmetrisch das mittlere Loch. Die kolbenförmige Holzstange ist etwa 33 cm länger als das Fass. Mit dieser Stange wird die frische Milch im Fass ununterbrochen gerührt, bis sich Butter absetzt. Der Holzdeckel hat in der Mitte ein rundes Loch, durch das die Holzstange ragt. An der Unterseite des Deckels wurden einige schmale Holzbretter fixiert, damit der Deckel beim Milchrühren nicht verrückt und das Fass sauber bleibt. Ein Fass fasst ungefähr 30 bis 40 Kilogramm Milch.

Die Frauen gießen frische Milch morgens und abends ins Fass. Bevor die frische Milch ins Fass gegossen wird, filtert man sie, um Verunreinigungen zu entfernen. Im Fass gärt dann die Milch. Gärt sie nicht gut, gießt man etwas warmes Wasser dazu. Das Buttern ist eine relativ leichte Arbeit, die gewöhnlich von Frauen oder älteren Leuten verrichtet wird. Man fasst die Holzstange und drückt sie nach unten, bis die Holzplatte den Fassboden erreicht. Dann lockert man den Griff, so dass die Holzstange wieder nach oben kommt. Man wiederholt diese Bewegung vielleicht tausendmal; dann schwimmt eine Schicht Butter an der Oberfläche. Diese Schicht wird herausgehoben. Die an der Wand des Fasses haftende Butter wird abgeschabt. Die so gewonnene Butter wird in eine Schüssel mit kaltem Wasser gelegt. Man presst sie mit den Händen, bis die Magermilch gänzlich heraustritt. Die fertige Butter wird zu runden oder viereckigen Klumpen geformt. Im Sommer kann man aus einem Fass Milch 1,5 bis 2,5 Kilogramm Butter machen. Hat sich eine bestimmte Menge von Butterklumpen angesammelt, werden sie zur Aufbewahrung oder zum Transport in Ledersäcke oder in dafür zubereitete Yak- oder Schafmägen gepackt.

Das Buttern ist eine langweilige Arbeit, aber trotzdem braucht man dazu viel Kraft und Geschicklichkeit. Man muss schon kräftig drücken, um 40 Kilogramm Milch mit der an der Stange angebrachten Holzplatte umzurühren. Ein Koautor dieses Buches hat es selbst probiert und weiß, wovon er spricht! „Zuerst schaffte ich es nicht, die Holzplatte ganz bis zum Boden des Fasses zu drücken. Dann war ich so ungeschickt, die Milch zu verschütten.“ Tibetische Frauen dagegen handhaben die Geräte mühelos. Während sie elegant ihre Körper beim Rühren bewegen, singen sie sogar. Wird die Holzplatte zum Fassboden gedrückt, singt die Frau: „Eins – oh, eins – oh, ein Mensch kommt hierher.“ Dann lockert sie den Griff, streckt den Arm zur Seite, krümmt den Rücken und beugt sich vor. Kommt die Holzplatte nach oben, richtet sie sich wieder auf und singt weiter: „Zwei – oh, zwei – oh, ihm folgen zwei Pferde.“ Sie wiederholt im Takt die Bewegungen ihres Körpers. Sie arbeitet stets im gleichen Rhythmus. Die Liedtexte sind improvisiert und wechseln ständig. Sie erzählen vom Alltag, von der Arbeit oder von den Wünschen und Hoffnungen der Hirten.

 

 
Adresse: Baiwanzhuang Dajie 24, Beijing, VR China
Postleitzahl: 100037
Fax: 010-68328338
Website: http://www.chinatoday.com.cn
E-mail: chinaheute@chinatoday.com.cn
Copyright (c) China Today, All Rights Reserved.