12/2005
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Chinesische Astronauten bereisen wieder das Weltall

Von Zhang Xueying

Im Oktober 2005, zwei Jahre nach dem ersten bemannten chinesischen Raumflug mit der "Shenzhou V", befinden sich erneut chinesische Astronauten auf dem Weg ins All - diesmal an Bord der "Shenzhou VI".

Chinas Pläne für die Raumfahrt bestehen seit langer Zeit, die Anfänge reichen weit in die Mao-Zedong-Ära zurück. Im Jahr 1970 schickte China mit "Dongfanghong Nr. 1" seinen ersten Satelliten in den Weltraum, fast zeitgleich gelang es, ein Trainingsmodell des Raumschiffs "Shuguang (Morgenröte) Nr. 1" anzufertigen. Obwohl mehr als 30 Jahre vorbei sind, kann sich Tang Lanxiang, damals an der Entwicklung des Modells mitgewirkt, noch sehr gut an die Form des Raumschiffs erinnern - es glich einer stehenden Sanduhr. Doch seit 1972 erfuhr die Weltraumforschung Chinas zahlreiche Unterbrechungen. Über die Gründe spricht Li Jisheng, ehemaliger Vize-Chefkommandant des bemannten Raumschiffs: "Damals war die wirtschaftliche Stärke Chinas nicht groß genug, um die Erforschung des bemannten Raumschiffs zu unterstützen. Doch der Aufbau einer staatlichen Infrastruktur benötigte wie die Errichtung eines Wasserkraftwerkes oder die Errichtung einer Fabrik für chemische Düngemittel hohe Investitionen. Stimmen gegen eine weitere Erforschung des bemannten Raumflugs wurden immer lauter." Unter dem Zwang der Verhältnisse wurde der Raumfahrtplan im Jahre 1975 abgebrochen.

Erst 17 Jahre später wurden erneut Pläne für die Raumfahrt in Angriff genommen - diesmal ohne weitere Unterbrechungen. Eine Reihe von Trägeraketen, die speziell für den Start des Raumschiffs "Shenzhou" eingesetzt wird, wurde ständig durch erfolgreiche Raummissionen verbessert. Im Vergleich zu seinem zwei Jahre älteren Vorgänger hat das Raumschiff "Shenzhou VI" zwei Besonderheiten: Die zwei Astronauten werden bis zu fünf Tage in der Erdumlaufbahn bleiben (beim letzten Mal blieb nur ein Astronaut knapp einen Tag im All). Zudem, so erklärt Shi Jinmiao, Experte der Raumfahrtbehörde in Shanghai, werden sie aus der Landekapsel in das Orbitalmodul hinein kriechen, wo sie die meiste Zeit des Flugs verbringen und wissenschaftliche Experimente durchführen können, um praktischen Vorbereitungen für die Raumschiffe "Shenzhou VII", "Shenzhou VIII" und "Shenzhou IX" treffen zu können.

Im Vergleich zu "Shenzhou V" weist das Raumschiff "Shenzhou VI" große Verbesserungen auf. Die beiden Astronauten können im Orbitalmodul ihre sperrigen Raumanzüge (10 kg) ablegen. Außerdem bietet es Platz für sanitäre Anlage (Während des ersten bemannten Raumflugs stand dem Astronauten nur Windeln zur Verfügung). Die Kernfrage der Raumschiffe vom Typ "Shenzhou" ist, ob dieses System stabil, zuverlässig und effektiv arbeiten kann.

Laut Shi Jinmiao wird bereits an "Shenzhou VII" gearbeitet: "Es ist geplant, dass die Astronauten nach dem Start von ,Shenzhou VII' ihr Raumschiff verlassen und im Weltraum Spaziergänge machen. Der Hauptbeitrag von ,Shenzhou VIII' wiederum ist die Erleichterung des Kopplungsmanövers, und der Flug des Raumschiffs ,Shenzhou IX' soll die Errichtung einer Raumstation ermöglichen."

Mit der erfolgreichen Durchführung des "Shenzhou-Plans" verbinden viele Menschen die Hoffnung auf eine Weltraumreise, welche in der Vergangenheit als unrealisierbar galt. Die Medien berichten, dass der erfolgreiche Start der "Shenzhou VI" den Traum der einfachen Menschen zu neuem Leben erweckt habe. In einer von www.sina.com.cn veranstalteten Umfrage gaben 70% der Internet-Benutzer an, den Wunsch nach einer Raumreise zu hegen. Erste Firmen haben das Projekt einer Raumreise bereits in Angriff genommen. So hat eine Hong Konger GmbH bekannt gegeben, dass sie dieses "zukünftige Spiel" mit Hilfe von hohen finanziellen Sprüngen verwirklichen will. Sie plant, noch vor dem Jahr 2008 einen chinesischen Reisenden ins Weltall zu schicken.

Für viele Betriebe stecken in der Leidenschaft der Menschen enorme Geschäftschancen. Während der Live-Übertragung des Zentralen Chinesischen Fernsehens (CCTV) vom Start der "Shenzhou VI" wurden Werbespots für Kühlschränke und Klimaanlagen ausgestrahlt, welche als "spezielle Produkte für die Raumfahrt Chinas" bezeichnet wurden. Den Start des Raumschiffs "Shenzhou V" unterstützten lediglich fünf Firmen, doch bereits im Falle von "Shenzhou VI" erreichte die Zahl der Sponsors 13 - fast eine Verdreifachung. Medienberichten zufolge suchten zahlreiche Betriebsvertreter die beiden Astronauten in ihren Wohnungen auf, um ihnen ihre Produkte als Geschenk zu überreichen. Nur aus Werbezwecken, denn dadurch wollten sie die Aufmerksamkeit der Märkte auf sich lenken.

Doch hat der Raumflug von "Shenzhou VI" noch weitere Folgen. Die Chinesen nutzen die Chance, ihren Wunsch nach Frieden zum Ausdruck zu bringen, und zwar auf ihre ganz eigene Weise. Gao Zhanxiang, Mitglied des Ständigen Ausschusses der X. Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes, ist im Bereich Kalligraphie und Gegenwartsmalerei eine einflussreiche Persönlichkeit. Gao und Cui Ruzhuo, ein bekannter amerikanischer Maler und Kalligraph chinesischer Herkunft, haben eine Bildrolle namens Ode an den Frieden angefertigt, welche von "Shenzhou VI" ins Weltall gebracht worden ist.

 
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