12/2005
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Die hauptsächlichen tradtionellen Feste Tibets (2)


Das Bade-Fest

Das Bade-Fest heißt auf Tibetisch Garma Rigyi. Es findet in der Regel in der ersten Hälfte des siebten Monats nach dem tibetischen Kalender statt und dauert eine Woche. Wenn der Qishan-Stern am nächtlichen Himmel erscheint, beginnen die Bewohner Tibets, ausdauernd in Bächen und Flüssen zu baden. Das geht so lange, bis der Stern wieder entschwindet. Da das Fest etwa eine Woche dauert, nennt man es auch Bade-Woche. Nach volkstümlicher Überlieferung kommt das Baden im Fluss zu diesem Zeitpunkt der Gesundheit zugute. Nach der Lehre des tibetischen Buddhismus hat das Wasser in dieser Jahreszeit folgende Vorteile: Das Wasser schmeckt süß, ist kühl, weich, leicht, klar und ohne den geringsten Nebengeschmack. Es schadet also dem Hals und dem Magen nicht, wenn man es trinkt. In dieser Jahreszeit ist es in Tibet angenehm warm, die Wassertemperatur ist erträglich und das Wasser ist sehr sauber. Es ist also die beste Badezeit. Während dieser sieben Tage gehen Hunderttausende Tibeter an die Flüsse, um zu baden. An den Ufern, auf den Sandstränden und in den Grünanlagen in Flussnähe werden viele Zelte aufgeschlagen. So erholen sich die Tibeter.

Das Ongkor-Fest

Das Ongkor-Fest feiert man im achten Monat nach dem tibetischen Kalender. Es handelt sich um ein altes, volkstümliches Fest in den ländlichen Gebieten in Tibet. "Ongkor" bedeutet auf Tibetisch "um das Ackerland herum". Das Fest findet kurz vor der Ernte statt. Zur Feier gehören zahlreiche kulturelle und sportliche Veranstaltungen: Rennen, Bogenschießen, Tanz- und Gesangsdarbietungen, tibetische Theateraufführungen, Ringen oder Steine stemmen und stoßen. Bei diesem traditionellen Fest bat man früher um eine reiche Ernte. Zugleich war es eine Möglichkeit für die Bauern, sich vor Beginn der schweren Erntezeit noch etwas zu erholen. Da die Ernte in den verschiedenen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten eingebracht wird, findet das Fest auch nicht überall gleichzeitig statt.

Die Sitte, das Ongkor-Fest zu begehen, entstand zuerst in den Tälern am Mittel- und Unterlauf des Yarlung Zangbo. Es entwickelte sich aus Opferzeremonien, bei denen in einzelnen Dörfen um gute Ernte gebeten wurde.

In den Regionen in Zetang in Shannan wurde das Fest im Hochsommer gefeiert. Jede Familie schickte einen Vertreter, meist eine Frau, zur Zeremonie. Hunderte solcher Vertreterinnen und Vertreter bildeten dann einen langen Zug. Sie trugen prächtige tibetische Trachten und Schmuck aus Gold und Silber; auf ihren Rücken aber trugen sie das Hohlmaß Dou mit der Inschrift "Reiche Ernte der fünf Getreidearten". Sie hielten Sutras und ein buntes Pfeil in der Hand. Angeführt von einem hochgeachteten Mann umkreisten sie, begleitet von großen Trompeten und Gongs, die Felder. Dabei riefen sie laut "Yangguxiu" ("Möge göttliche Luft auf die Erde zurückkehren "), um die Götter für eine gute Ernte zu bitten. Ältere Dorfbewohner verbrannten wohlriechende Kräuter am Prozessionsweg. Der emporsteigende Rauch war das Opfer für die Gottheiten. Aus der Ferne betrachtet, sah der lange, in Rauch gehüllte Zug wie ein Drache aus.

Das Ongkor-Fest dauert heute in der Regel drei Tage. In dieser Zeit werden Gottheiten wie Menschen gut unterhalten. Alle sind in ausgelassener Stimmung und feiern das Fest mit Banketten, Tänzen und Gesängen.

Pferderennen (Fest des Pferderennens, Lauf-Schützen-Fest)

Das Fest des Pferderennens ist ein eigenartiges Fest, das in den Weidegebieten Tibets stattfindet. Der sechste, siebte und achte Monat nach dem tibetischen Kalender gelten als die goldene Jahreszeit. Die Wiesen sind frisch und gedeihen, die Pferde und Rinder setzen Fett an. In dieser Jahreszeit wird das Fest des Pferdrennens veranstaltet. Der Zeitpunkt der Veranstaltung ist je nach Region und Jahr verschieden. Gewöhnlich findet es einmal im Jahr statt. Ein richtig großes Fest findet allerdings nur alle zwei bis drei Jahre statt, es dauert mindestens drei bis fünf, manchmal aber auch länger als 10 Tage. Zu den bekanntesten Festen zählen heute das Chashing-Pferderennen in Nagqu und das Darma-Pferderennen in Gyangze.

Zum Fest kommen Tibeter aus bis zu 100 km entfernten Orten. Sie tragen prächtige Trachten und glitzernden Schmuck. Manche kommen auf Pferden oder Jaks reitend zum Festort. Nach ihrer Ankunft dort schlagen sie Zelte auf, so dass binnen kurzem ein ganzes Dorf mit bunten Zelten um den Rennplatz herum entsteht. In diesem grandiosen Zeltdorf wird viel gesungen und getanzt.

Der Wettbewerb hat zwei Teile: das eigentliche Pferdrennen und die Vorführung von Reitkunststücken. Beim ersteren müssen die Reiter ihre Fertigkeiten beim Zügeln der Pferde, sowie die Gelehrigkeit und Ausdauer ihrer Tiere beweisen. Das Rennen kann über einige km gehen; es gibt aber auch eine nur 100 m lange Kurzstrecke. Im zweiten Wettbewerbsteil kommt es darauf an, die Kunst zu demonstrieren, vom Pferd aus Pfeile auf Scheiben abzuschießen, Holzblöcke zu spalten, Hadas vom Feld aufzuheben und Gerste-Wein zu überreichen. Die Stimmung während des Festes ist locker und heiter; das Vergnügen an den Darbietungen ist größer als der Wettbewerbsehrgeiz. Es gibt keine strengen Wettbewerbsregeln. Und natürlich stehen auch bei Hirten beliebte Sportarten auf dem Programm; Tauziehen oder Steinblöcke stemmen und vor der Brust tragen gehören dazu. Am Abend singt man und entzündet Lagerfeuer, die umtanzt werden.

Nach der demokratischen Reform von 1959, insbesondere in den letzten 20 Jahren, wurde dem traditionellen Fest des Pferdrennens ein neuer Inhalt gegeben. Das Fest ist umfangreicher und vielfältiger geworden. Zu den traditionellen Wettbewerben sind volkstümliche Tanzdarbietungen und Kulturaufführungen hinzu gekommen; ebenso Modevorführungen und Ausstellungen traditioneller Trachten. Zwecks Entwicklung der Wirtschaft gibt es außerdem während des Festes Messen, Märkte sowie Seminare zur Verbreitung wissenschaftlicher, rechtlicher und medizinischer Kenntnisse. Es ist also ein Fest geworden, das alljährlich einen großen Beitrag zur touristischen Entwicklung leistet und damit zum wirtschaftlichen Aufschwung Tibets.

 
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