12/2005
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Disneys Einmarsch in China

Von Feng Wei

Als das Disneyland in Hong Kong am 12. September dieses Jahres eröffnet wurde, quoll der Vergnügungspark angesichts der 16 000 Besucher förmlich über. Alle wollten mit Mickey Mouse in Berührung kommen, viele waren extra aus dem Landesinneren angereist. Frau Wang aus Shanghai kaufte für 1 000 Yuan drei Eintrittskarten für ihre dreiköpfige Familie und wartete schon seit den frühen Morgenstunden am Eingang des Vergnügungsparks. "Mein Mann und ich sind ausgesprochene Disney-Fans. Von klein auf haben wir Walt Disney-Bücher gelesen und uns Filme über Mickey Mouse angesehen. Wir sind praktisch damit aufgewachsen. Jetzt besucht unsere Tochter den Kindergarten und wächst auch mit Disney auf. Unsere ganze Familie ist sehr begeistert, Mickey Mouse und Donald Duck mit eigenen Augen zu sehen und das Disneyland persönlich erleben zu können", so Frau Wang.

Seit das Unternehmen Disney 1995 in Tokyo das erste Disneyland in Übersee eröffnet hat, bescherten die asiatischen Kunden dem Disneyland unaufhörlich einen riesigen Gewinn. Die asiatischen Regionen, insbesondere China mit seiner steigenden starken wirtschaftlichen Kapazität und Konsumkraft, sind für die Walt Disney-Company ein riesiger Markt mit großer Anziehungskraft. Auf einer Sitzung Anfang des Jahres wies Robert A. Iger, CEO der Walt Disney-Company, darauf hin, dass Disneyland in größerem Umfang und noch höherem Tempo in den chinesischen Markt einsteigen werde. Hong Kong ist eine chinesische Stadt mit größter Vitalität und verfügt über globalen Einfluss. Sie kann nicht nur zahlreiche Touristen aus dem Landesinneren, sondern auch Touristen aus südostasiatischen Ländern wie auch aus anderen Ländern anziehen. Das Disneyland in Hong Kong gilt als erster "Stützpunkt" in China und soll eher ein "Testfall" mit einer zukunftsweisenden strategischen Bedeutung für das Landesinnere sowie ein "Sprungbrett" für den chinesischen Markt sein. Dass die Walt Disney-Company Hong Kong als dritten Standort außerhalb der USA zum Bau des Disneylands wählte, zeigt deutlich ihre Zuversicht hinsichtlich der Zukunft Hong Kongs.

Das Disneyland als neuer Motor für die wirtschaftliche Entwicklung Hong Kongs

Hong Kong ist zweifelsohne der größte Nutznießer des dortigen Disneylands, da es der lokalen Wirtschaft "neue Impulse" bringt. Die Einnahmen beschränken sich dabei bei weitem nicht nur auf Eintrittskarten. Tang Ying-yen, Direktor des Finanzamts der Regierung der Sonderverwaltungszone Hong Kong, wies offen darauf hin, dass das Disneyland nach dessen Eröffnung in den kommenden 40 Jahren für Hong Kong einen Produktionswert in Höhe von 19 Mrd. US-Dollar schaffen wird. Angesichts der Baukosten, die bei 3,5 Mrd. US-Dollar lagen, ist der Betrieb des Disneylands eine gewinnträchtige Unternehmung.

Es ist vor allem der lokale Tourismus, der unmittelbar von den in Hong Kong nun ansässig gewordenen Stars Mickey Mouse und Donald Duck profitiert. Der Beitrag des Hong Konger Tourismus am Bruttoinlandsprodukt der Sonderverwaltungszone belief sich bereits vor der Eröffnung auf stolze 12%. Durch das neue Disneyland werden nun noch mehr Touristen nach Hong Kong reisen. Gemäß einer Prognose des Büros für die Entwicklung des Toursimus von Hong Kong wird das Disneyland im ersten Jahr nach der Eröffnung 5,6 Mio. Besucher anziehen, wobei eine Mio. von ihnen zum ersten Mal nach Hong Kong reisen wird. Selbst nach 15 Jahren, so wird prognostiziert, wird das Disneyland jährlich noch insgesamt 10 Mio. Touristen anlocken.

Ebenso wie der Tourismus profitiert auch der lokale Einzelhandel von den ankommenden Besuchermassen. Bummelt man durch die Harbour City in Tsim Sha Tsui oder durch die Queen Street, sieht man in zahlreichen kleinen Läden Waren mit lieblich anmutenden Mickey Mouse-Kennzeichen weggehen wie warme Semmeln. Viele Läden haben sogar extra Verkauftspassagen für Disney-Waren eröffnet. Die Markenartikel mit Mickey Mouse-Etiketten sind hier allerdings viel teurer als gewöhnliche Waren. Ein Spielzeug mit Mickey Mouse-Markenzeichen kostet mindestens 80 Hong Kong-Dollar, und eine Mickey-Handtasche kostet etwa 400 Hong Kong-Dollar. Die Ladenangestellten wissen: "Notizbücher, Handy-Ketten und Accessoires mit Mickey Mouse-Design verkaufen sich am besten." Viele Kaufleute sehen in den nächsten Jahren im Disneyland die größte Triebkraft für den Einzelhandel. Gemäß einer Prognose wird aufgrund des "Disney-Effekts" im vierten Quartal dieses Jahres der Umsatz des Hong Konger Einzelhandels um 10% steigen.

Außerdem wird sich die Beschäftigungslage in Hong Kong nach der Eröffnung von Disneyland erheblich verbessern. Die Regierung der Sonderverwaltungszone Hong Kong rechnet damit, dass durch die Eröffnung von Disneyland direkt und indirekt 18 000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Nach Beendigung der ersten Phase der Erweiterung werden insgesamt 36 000 Arbeitsplätze geschaffen worden sein. Die Analysten vom CLSA Asia-Pacific Markets weisen darauf hin, dass durch die zunehmende Anzahl von Touristen und die Erhöhung der Beschäftigungsrate sich die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von Hong Kong in diesem Jahr der 7%-Marke nähert, und die Arbeitslosenrate von 5,7% auf 4,9% absinken wird.

Das Landesinnere ist ebenfalls Nutznießer

Von der Inbetriebnahme des Disneylands hofft auch das Landesinnere, insbesondere das Perlfluss-Delta, zu profitieren. In Zukunft wird das Disneyland in Hong Kong eine ständig wachsende Zahl ausländischer Touristen, insbesondere Touristen aus Asien, zur Besichtigung Hong Kongs anziehen. Die sich überschneidende Reiseroute von Hong Kong und Guangdong wird auch die Einreise nach Guangdong stark fördern. Der Zuständige des Vereins für Tourismus der Provinz Guangdong weist darauf hin, dass wenn 40% der Besucher des Disneylands nur "nebenbei" nach Guangdong reisen und pro Person 1000 Yuan für den Konsum ausgeben, der Provinz Guangdong jedes Jahr zusätzliche Einnahmen in Höhe von 800 Mio. Yuan winken könnten. Wenn man den Konsum der Einheimischen innerhalb der Reisegruppen noch hinzuzählt, steigt die jährliche Zusatzeinnahme durch den Tourismus in der Provinz Guangdong auf einige Milliarden Yuan. Außerdem bietet das Disneyland in Hong Kong über 5000 Arten an Souvenirs, deren jährlicher Umsatz ebenfalls einige Hundert Mio. Yuan erreicht. Die Betriebe im Landesinneren sind mit der Produktion solcher Souvenirs beauftragt worden. Es ist zu vermuten, dass ein erheblicher Teil der Aufträge zur Produktion der im Disneyland verkauften Waren an Betriebe im Landesinneren vergeben wird.

 
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