11/2005
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Die hauptsächlichen tradtionellen Feste in Tibet (1)

Das Neujahrsfest

 

Das Neujahrsfest nach dem tibetischen Kalender ist das wichtigste Fest in Tibet. Die Art und Weise der Feier dieses Fests sind regional verschieden. Besonders charakteristisch ist die Feier in Lhasa.

Vor dem Neujahr bauen die Familien ein Qema, ein glückbringendes Hohlmaß aus Holz. Dieses symbolisiert eine gute Ernte im kommenden Jahr. Außerdem wird verschiedenes Ölgebäck zubereitet, ferner werden bunte Tierfiguren geformt, die große Viehherden symbolisieren. Darüber hinaus werden auch Schafköpfe, getrocknete und frische Früchte sowie Butter und Tee vor die Nische gestellt.

Am 28. und 29. Tag des zwölften Monats nach dem tibetischen Kalender werden die Wohnungen sauber gemacht. An die Küchenwand werden Glücksmuster gezeichnet. Vor dem Abendessen am 29. Tages des zwölften Monats werden außen an die Haustür Glückssymbole mit Kalk gemalt. Am tibetischen Neujahrsabend findet ein großes Familienessen statt. Das häufigste Gericht ist ein Gutu, ein Teigkloß mit einer Füllung aus Rind- und Schaffleisch mit Rüben. Man muss wissen, dass Teigwaren auch symbolhafte Füllungen wie Steine, Münzen, Salz, Paprika, Holzkohle oder Schafwolle haben können. Die ganze Familie sitzt zusammen und jeder entdeckt dann, was er im Munde hat. Gelächter ertönt während der ganzen Mahlzeit. Nach dem Festessen werden durch Zeremonien böse Geister ausgetrieben.

 

Am Neujahrsmorgen stehen die Einwohner Lhasas sehr früh auf; manche Leute haben auch gar nicht geschlafen. Aber zunächst dürfen sie nicht das Haus verlassen. Der erste Programmpunkt für das tibetische Neujahr ist:„Wasser an sich reißen“. Nach tibetischer Ansicht hat das meiste Glück derjenige, der den ersten Eimer an sich gerissen hat. Bei Tagesanbruch rufen dann populäre Schauspieler laut: „Die Götter haben gesiegt!“ Dann öffnen die Bewohner ihre Wohnungstüren. Nun beginnt die Feier zum ersten Tag des neuen Jahres, bei der die morgendliche Anbetung Schakjamunis im Jokhang-Kloster das wichtigste ist. Zu Neujahr kleidet man sich in die schönsten Trachten und trägt den kostbarsten Schmuck.

Am ersten Tag des neuen Jahres macht man keine Besuche bei Verwandten und Freunden. Gegenseitige Besuche beginnen am zweiten Tag und dauern dann drei bis fünf Tage. Am dritten Tag wird der Dachfirst-Gott verehrt. Man klettert auf das Wohnungsdach und steckt die neuen buddhistischen Banner auf den Dachfirst. Dann werden Zypressenzweige verbrannt, und die Zanba, eine aus Gerstenmehl gemachte Teigware, in die Luft geworfen. An diesem Tag gehen die Einwohner Lhasas auf den Berg der Flasche des Schatzes im Osten und auf den Berg Yaowang im Westen. Sie stecken oder hängen buddhistische Banner an die Berge und bringen den Göttern der Berge und des Wassers Opfer dar. Mit dem 4. Neujahrstag beginnt das größte religiöse Fest in Tibet: das große Gebetsfest. Das Fest dauert bis zum 15. Tag des ersten Monats nach dem tibetischen Kalender. An diesem Tag wird der Buddha Maitreja geholt. Am 5. Tag des ersten Monats beginnen die Bauern in der Vorstadt von Lhasa zeremoniell mit dem Pflügen. Traditionsgemäß dauert das Neujahrsfest nach dem tibetischen Kalender 15 Tage.

Das Butterlampen-Fest

 

Das Butterlampen-Fest wird am letzten Tag des Großen Gebetsfestes, am 15. Tag des ersten Monats nach dem tibetischen Kalender gefeiert. Das ist der letzte Höhepunkt des tibetischen Neujahrsfestes. Am Tag gehen die Gläubigen mit Weihrauchstäbchen zu den Klöstern, um die Buddhas anzubeten und die buddhistischen Gebetsmühlen zu drehen. Am Abend baut man in der Straße Regale auf, auf denen verschiedene bunte Figuren aus Butter stehen. Da sieht man Figuren von Unsterblichen, Menschen, Vögeln, Tieren, Blumen und Bäumen stehen. Es werden Butterlampen als Ausdruck von Glückwünschen angezündet. In allen Straßen sind Blumenregale unterschiedlicher Höhen aufgebaut. Die höchsten sind drei Stockwerke, die niedrigeren immer noch zwei hoch. Auf den Regalen stehen bunte Figuren verschiedener Größe. Im Licht zahlreicher Lampen glänzen sie prächtig. Die Straßen sind von Butterlampen erleuchtet. Die Einwohner bewundern singend und tanzend die Lampen. Das Butterlampenfest wird auch Blumenlampenfest genannt.

Das Sagyia Dawa-Fest

 

Das ist ein bedeutendes religiöses Fest in Tibet. Sagyia Dawa ist eine andere Bezeichnung für den vierten Monat des tibetischen Kalenders. Nach buddhistischem Glauben wurde Schakjamuni im vierten Monat geboren, sein Buddhawerden und sein Eintritt ins Nirwana erfolgten ebenfalls in diesem Monat. Bei diesem Fest wird Schakjamuni während der Rundgänge um das Shianglang, den inneren Kreis, Barkhor, den mittleren Kreis und Linglang, den äußeren Kreis in Lhasa angebetet. Besonders der Rundgang um den äußeren Kreis am 15. Tag des vierten Monats bietet einen gradiosen Anblick. Diese Zeremonie beginnt am 1. Tag des vierten Monats und dauert bis zum Monatsende.

Das Sagyia Dawa-Fest gipfelt in der Veranstaltung am 15. Tag des vierten Monats. Auf diesen Tag werden Schakjamunis Geburt und auch sein Eingang in das Nirwana datiert. An diesem Tag findet der längste Rundgang in Lhasa statt. Auf einem 8 km langen Weg im äußeren Kreis gehen die Gläubigen dicht nebeneinander mit kleinen Drehmühlen und Buddhaketten in den Händen. Überall steigt Weihrauch empor. Wenn man am Verbrennungsofen und am Feuer vorbeigeht, wirft man Zypressenholz, Beifuß, viele Gewürzkräuter und Zanba, eine aus Hochlandgerste gemachte Teigware, hinein. Wenn die Gläubigen eine Straßenkreuzung passieren, nehmen sie ihre Hüte ab und verbeugen sich tief in Richtung des Potala-Palastes. Am Nachmittag versammeln sich die Gläubigen am Drachenkönigteich hinter dem Berg Potala. Dort tanzen und singen sie, rudern auf dem Teich und besichtigen den Park.

Das Shoton-Fest in Lhasa, (auch Fest der tibetischen Oper oder Fest der Ausstellung von Buddhabildern genannt)

 

„Shoton“ bedeutet auf Tibetisch Joghurt-Bankett. Da zu diesem Fest tibetische Opern und Theaterstücke feierlich aufgeführt und große Zeremonien zur Ausstellung von Buddhabildern veranstaltet werden, wird das Fest auch Fest der tibetischen Oper und Fest der Ausstellung von Buddhabildern genannt. Das traditionelle Shonton-Fest beginnt mit der Ausstellung von Buddhabildern, danach werden tibetische Opern und Theaterstücke aufgeführt, außerdem werden Jakrennen veranstaltet und man kann Reitkunstveranstaltungen besuchen. Ferner besichtigt man während des Shonton-Fests gern die Parkanlagen. Das Shoton-Fest beginnt am 30. Tag des sechsten Monats nach dem tibetischen Kalender (etwa in der letzten Dekade vom August) und dauert in der Regel fünf Tage.

Nach den Fastenregeln der Gelug-Sekte musste man sich vom vierten bis zum sechsten Monat des tibetischen Kalenders davor hüten, auf ein Lebewesen zu trampeln oder es gar zu töten. Die Mönche bleiben in dieser Zeit im Kloster, wo sie Sutras rezitieren und meditadive Übungen machen. Die Fastenzeit dauert bis zum Ende des sechsten Monats, erst dann dürfen die Mönche das Kloster wieder verlassen. Um sich den Mönchen gegenüber erkenntlich zu zeigen, bereiten die Einwohner Joghurt-Speisen zu, mit denen sie die frommen Männer beim berühmten Joghurt-Bankett bewirten. Dabei führen die Einwohner auch tibetisches Theater auf. Nach dem Jahr 1642 wurde das Zhaibung-Kloster mit der Halle Gandain Phodrang das politische, religiöse und kulturelle Zentrum Tibets. Am 30. Tag des sechsten Monats nach dem tibetischen Kalender strömten die Menschen ins Kloster, um den Mönchen Joghurt-Speisen zu überreichen und sie zu bitten, ihre Köpfe zu berühren. Auch Theater- und Tanzgruppen kamen ins Kloster, um dort ihre Künste vorzuführen. Im Lauf der Zeit ist das Shoton-Fest zu einem großen Volksfest geworden.

 

Das Shoton-Fest beginnt mit der Ausstellung des Buddhabildes. An diesem Tag wird in feierlicher Zeremonie am Hang des Berges Gengwu Peize, auf dem das größte Kloster Tibets, das Zhaibung-Kloster, steht, ein überdimensionales Buddhabild entrollt. Zuvor werden große Trompeten geblasen; ihre gewaltigen Töne hallen im sonst so ruhigen Tal wider. Der Jubel ist groß, wenn mehr als hundert Mönche behutsam ein riesiges, aus Seiden gewobenes Tangka mit dem Bildnis Qamba-Buddhas aus der Großen Coqen-Halle des Klosters Zhaibung tragen und damit zur Ausstellung des Buddhabildes auf der westlichen Seite des Klosters schreiten. Während das riesige Tangka langsam von oben nach unten ausgerollt wird, steigen dicke Weihrauchschwaden empor. Dazu erschallen die großen Trompeten und man hört, wie überall Sutras laut rezitiert werden. Die Zuschauer gehen zum großen Tangka und überreichen die Hadas. Vor dem Bildnis wehen die Hadas hoch in der Luft. Es bietet sich ein überwältigender Anblick dar. Nach einer Weile wird das große Tangka wieder eingerollt und in die Coqen-Halle zurückgetragen. Im nächsten Jahr wird es erneut an diesem Tag den Einwohnern gezeigt. Nach der Ausstellung des Tangkas gehen die Gläubigen auf den Hof vor der großen Halle Gandain Phodrang, um sich dort die Opern- und Theateraufführung anzuschauen. Am Nachmittag findet die Hauptveranstaltung in Norbulingka statt. In der folgenden Woche stehen Opern- und Theateraufführungen im Mittelpunkt der Feier. Während des Shoton-Festes treffen sich die Tibeter mit ihren Verwandten und Freunden in Norbulingka oder in anderen Parkanlagen in Lhasa. Dann sieht man überall bunte Zelte. Heute ist das Shoton-Fest das größte Massenfestival im Autonomen Gebiet Tibet geworden. Neben vielen Kulturveranstaltungen kann man auch zahlreiche Märkte besuchen.

 
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