09/2005
Ihre Position: Homepage >

Höfliche Umgangsformen in Tibet

Höflichkeitsformen

 

Tibeter legen großen Wert auf Höflichkeit. Das gehört zum gesellschaftlichen Leben. Auch im Alltag achtet man auf höfliche Umgangsformen. Die häufige Verwendung des Hadas ist der gewöhnliche Ausdruck der Höflichkeit. Sie werden bei Feiertagen, beim Besuch älterer Menschen, bei Gratulationen oder Auszeichnungen vorbildlicher Mitarbeiter, bei Hochzeiten und Trauerfeiern, beim Beten, beim Begrüßen von Gästen, zur Feier der Fertigstellung eines neuen Hauses, bei Vorbringen einer Bitte, sogar als Entschuldigung überreicht. Auch bei Übereichung von Buttertee und Schnaps sowie beim Trinken gibt es für Gäste und Gastgeber feste Rituale.

Tabus

Die volkstümlichen Tabus sind ein wichtiger Aspekt der traditionellen tibetischen Kultur. Sie sind in verschiedenen Lebenssphären zu beachten. Es gibt Tabus im gesellschaftlichen Umgang, im Familienleben, bei verschiedenen Tätigkeiten in der Land- und Viehwirtschaft sowie im religiösen Bereich. Die Tabus spiegeln alte Verhaltensregeln wider, die sich unter harten Lebensbedingungen aus dem Umgang der Tibeter miteinander, mit der Natur wie auch mit übernatürlichen Erscheinungen entwickelt haben. Sie sind Bestandteil des Brauchtums der Tibeter. Manche Tabus ergänzen höfliche Umgangsformen und verkörpern bestimmte Werte innerhalb der traditionellen tibetischen Gesellschaft; andere, die sich auf die Produktion in der Land- und Viehwirtschaft beziehen, haben sich in langer Praxis bewährt und lassen sich zum Teil sogar wissenschaftlich begründen.

Hochzeitsbräuche

 

Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Hochzeitsbräuchen in den verschiedenen Regionen Tibets. Auch in ein und derselben Region kann der Hochzeitsbrauch in vereinfachter oder komplizierter Weise eingehalten werden. Ein Liebespaar, das heiraten will, darf nicht miteinander verwandt sein, muss aber das gleiche traditonelle Horoskop haben. Wenn man einem Mädchen einen Hochzeitsantrag macht, überreicht man ihren Eltern Hadas und andere Geschenke. Wenn sie Hadas entgegennehmen, bedeutet das Zustimmung zum Antrag. Dann wird ein glückverheißender Tag gewählt, an dem ein Heiratsvertrag aufgeschrieben wird. Zur Verlobung werden die Eltern der Braut mit „Milchgeldern“ (Geld für das Aufziehen) beschenkt. Vor der Hochzeit soll der Bräutigam der Familie der Braut Kleidung, Kopfschmuck und Handschmuck schenken. Am Hochzeitstag sollen die Vertreter der Familie des Bräutigams, geleitet von einer angesehenen Person, die Braut abholen. Die Familie der Braut veranstaltet eine Abschiedszeremonie. Nach der Ankunft in der Familie des Bäutigams finden noch weitere Zeremonien statt. Das ganze wird dann von einem großen Festessen gekrönt.

Trauer- und Bestattungsfeier

 

Traditionelle Bestattungsformen der Tibeter sind: Erd-, Himmels-, Wasser- und Feuer- sowie Stupabestattung. Grabbestattung hat es schon sehr früh gegeben, z. B. die in Qoingyi und im Kreis Nang befindlichen Gräber der Könige der Tubo-Dynastie. Zu dieser Zeit gab es auch Gräber für das einfache Volk. Diese Bestattungsform wurde bis zum 11. Jahrhundert gepflegt. Danach hat sich die Art und Weise der Bestattung verändert. Dies ist im Zusammenhang mit der buddhistischen Lehre zu sehen. Die Stupabestattung ist eine gehobene Bestattungsform und auf die Bestattung Lebender Buddhas mit hoher gesellschaftlicher Stellung beschränkt. Die Stupas werden nach ihrer materiellen Beschaffenheit wiederum in Stupas aus Gold, Silber oder Erde unterteilt. Außerdem gibt es noch Stupas mit Körperüberresten und solche, die nur Asche in sich bergen. Feuerbestattung ist für verstorbene Lebende Buddhas und hochgebildetete Mönche vorgesehen. Wasserbeisetzung ist unter Tibetern weniger als die Himmelsbeisetzung verbreitet. Die am weitesten verbreitete Beisetzungsform ist die Himmelsbeisetzung, auch die Vogelsbeisetzung genannt, die Leichen werden von Geiern gefressen. Die Beisetzungszeremonien sind verschieden, in der Regel werden buddhistische Mönche gebeten, zeremoniell die Seele des Verstorbenen aus dem Leiden herauszuführen. Die Zeremonie dauert 49 Tage, am Jahrestag des Todes werden nochmals Gedenkzeremonien abgehalten.

 
Zurück