09/2005
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Die Top Ten der archäologischen Funde 2004

Von Qiao Tianbi

Seit 1990 wählen chinesische Archäologen jährlich die zehn bemerkenswertesten archäologischen Funde des Landes aus. Bedenkt man, dass das Staatliche Büro für Denkmalschutz im Zeitraum 2002 bis 2003 insgesamt 1100 Ausgrabungen genehmigt hat, sind diese Top Ten in der Tat die Essenz. Im April 2004 wurden die Namen in Beijing bekannt gegeben:

Früheste noch vorhandene Schnitzereien

 
 

Beifudi, prähistorische Fundstätte im Kreis Yixian, Provinz Hebei, datiert auf Jungsteinzeit 7000 bis 8000 Jahre zurück, erstmals entdeckt im Jahr 1985.

Rund ein Dutzend geschnitzte Tonmasken, die Katzen, Affen, Schweinen oder auch Menschen gleichen, sind in Beifudi ausgegraben worden. Eine Maske eines menschlichen Gesichts hat einen Mund und eine Nase in Relief und ausgestochene Augen. Als erste überhaupt entdeckte Ton-Kunstgegenstände in Ruinen dieser Zeit fügen diese Masken Chinas Geschichte der Schnitzerei einige Jahrtausende hinzu.

Früheste Hauptstadt

 

Der Palast der Ruinen von Erlitou im Kreis Yanshi, Provinz Henan, datiert auf 3550 bis 3850 Jahre zurück zur Zeit der Xia- und Shang-Dynastie (21.–11. Jh. v. Chr.), erstmals entdeckt im Jahr 1959.

Man glaubt, dass Erlitou die Hauptstadt der ersten chinesischen Dynastie, der Xia, ist und 40 oder mehr Grabungen haben Chinas früheste Paläste, Bronze-Gießereien und bronzene Opfergefäße hervorgebracht. Das eindrucksvollste Fundstück ist ein mit Ornamenten verzierter, 70 cm langer Drache, der aus mehr als 2000 winzigen Türkis-Fragmenten gemacht wurde. Bemerkenswert ist vor allem seine akribische Handarbeit, und dass er der größte von Chinas frühen Drachen ist.

Feinster prähistorischer Jade

Friedhof des Qingliang-Tempels im Kreis Ruicheng, Provinz Shanxi, 6000 Jahre alt, erstmals entdeckt 1955.

Der Friedhof in Ruicheng umfasst eine Fläche von 5000 Quadratmetern. Die 2004 durchgeführten Grabungen legten 262 Gräber offen, die von Norden nach Süden und Osten nach Westen verlaufen. Die 200 oder mehr aus Jade gefertigten ausgegrabenen Bestattungsobjekte, die für göttliche Rituale und Opferriten verwendet wurden, sind besonders interessant.

Lager alter Musikinstrumente

 
 

Die Gräber des Adels des Königreichs Yue in Hongshan, Stadt Wuxi, Provinz Jiangsu, 2300 Jahre alt aus der Zeit der Frühlings- und Herbstperiode und Streitenden Reiche (770–221 v. Chr.), erstmals entdeckt 2001.

Diese Gräber sind beispielhaft für die Bestattungsformalien der Patrizier im Königreich Yue. Eines der Gräber ist 57 Meter lang – das zweitgrößte Grab, das bisher im Königreich Yue enthüllt worden ist. Es enthält 1100 der insgesamt mehr als 2000 ausgegrabenen Grabbeigaben, 500 davon sind aus Seladon und Ton hergestellte Musikinstrumente.

Eine weitere unerwartete Entdeckung war die von exquisiten, geschliffenen Jademiniaturen. Als wahrscheinlich einer der ersten überhaupt in China hergestellten gehört ein Jade-Phönix zum Fund, der mit 3,3 Zentimetern eine Struktur hat, die nur mit Hilfe eines Vergrößerungsglases gesehen werden kann.

Die Funde in Hongshan bestätigen, dass in China bereits 600 Jahre früher als angenommen Seladon-Waren hergestellt wurden.

Älteste Prinzessinnen

 
 

Xiaohe-Friedhof in Lop Nur, Autonomes Gebiet Xinjiang der Uiguren, 3800 Jahre alt aus der Bronzezeit. Erstmals 1934 ausgegraben vom schwedischen Archäologen Folke Bergman.

Bei Einheimischen bekannt als Friedhof der 1000 Särge liegt Xiaohe inmitten der Ruinen der alten Stadt Loulan, die auf 200 v. Chr. zurückdatiert wird, und erstmals 1901 vom schwedischen Archäologen Sven Hedin entdeckt worden war. Anthropologen zufolge waren die Bewohner von Xiaohe Europide, aber das Format der Gräber bleibt ein Rätsel für Archäologen.

2004 waren Tausende von Kulturgegenständen der 167 geöffneten Gräber exhumiert worden. Besonders auffallend sind vier Särge, die die Form eines Schiffes haben und so fest verschlossen waren, dass kein Sandkorn hätte hineingelangen können. In jedem dieser Särge fand man unglaublich gut erhaltene weibliche Leichname, die goldene Ohrringe, eine Kette aus Wolle sowie ein Wollcape trugen. Die Stelen, die vor den Gräbern stehen, sind in Ruder-Form für Männer und oval für Frauen.

Chinas ältestes Obst und Gemüse aus Porzellan

 

Zwei Mausoleen aus der Südlichen Han-Dynastie, datiert auf die Zeit der Fünf Dynastien (907–960), auf dem Universitätsgelände von Guangzhou gelegen, Provinz Guangdong.

Diese zwei Stein-Mausoleen Kang und De wurden für zwei Prinzessinen der Südlichen Han-Dynastie (917–971) errichtet, die ein unabhängiges Gebiet südlich des Qinling-Gebirges während der Zeit der Fünf Dynastien war.

Das Mausoleum Kang ist das am besten erhaltene Grab dieser Zeit, ebenso wie die Stele mit der eingeschriebenen Traueransprache.

Das Mausoleum Kang enthält außerdem Grabbeigaben aus Porzellan in der Form von Papayas, Ananas, Bananen, Süßwasserkastanien, Pfirsichen, Datteln und Pfeilkraut. Sie sind die ersten ihrer Art, die in China gefunden worden sind.

Schlüssel zu einem Rätsel der Bronzegeräte

 

Ruinen der Westlichen Zhou-Dynastie in Tanheli, Kreis Ningxiang, Provinz Hunan, 3500 Jahre alt, 1963 als Stätte der Westlichen Zhou-Dynastie bestätigt.

Die Ruinen Tanheli sind die ersten ihrer Art, die jemals in Südchina gefunden worden sind. Im Jahr 2004 fanden Archäologen Stadtmauern, zwei große Fundamente und Stätten aus Löss, zwei große Überreste von Gebäuden, welche wahrscheinlich Paläste waren. Der wichtigste Fund sind eine Reihe von Gegenständen aus Bronze und Jade aus den sieben Gräbern der Adligen der Westlichen Zhou-Dynastie ein wenig außerhalb der Stadt.

Seit 1928 sind immer wieder hochwertige Bronzefunde der Shang- (16.–11. Jh. v. Chr.) und Zhou-Dynastie (11. Jh.–256 v. Chr.) in Ningxiang ausgegraben worden. Die Ruinen Tanheli sind von besonderer archäologischer Bedeutung, da sie das Rätsel um die Ningxiang-Bronze mit einer archäologischen Kultur verbinden.

Das Stadttor, das sechs Dynastien überstanden hat

 

Das Südtor der Palaststadt von Longcheng, Hauptstadt der drei Yan-Königreiche (337–436), heute die Stadt Chaoyang in der Provinz Liaoning, 1600 Jahre alt aus der Zeit der 16 Staaten (304–589), als 16 kleine Königreiche in Nordchina in Koexistenz unter dem Regime in Zentralchina standen.

Longcheng war der Mittelpunkt Nordostasiens, wo verschiedene ethnische Kulturen über Jahrhunderte hinweg zusammenliefen. Das nach Süden zeigende Tor wurde während der Herrschaft der Früheren Yan (337–370), die der aus dem Norden stammenden ethnischen Minderheit Xianbei angehören, erbaut. Es war zu einer Ruine heruntergekommen in der Zeit der Yuan Dynastie (1271–1368), nachdem es sechs Regime über einen Zeitraum von 1000 Jahren überstanden hatte. Das Tor ist gut erhalten und hat einmalige architektonische Besonderheiten, die es zu einem unschätzbaren Forschungsobjekt für Stadttore in Nordchina aus der Zeit der 16 Königreiche macht. Ausgrabungen, die um das Tor herum gemacht wurden, brachten beeindruckende Gegenstände aus der Zeit der 16 Königreiche bis zur Qing-Dynastie (1644–1911) ans Licht, eins davon ist eine chronologische Urne aus Ton aus der Zeit der Nördlichen Yan-Dynastie (409–436).

Abrisse aus Südchina des 12. Jahrhunderts

 

Yanguanxiang, Kaiserstraße aus der Südlichen Song-Dynastie (1127–1279) in Hangzhou, Provinz Zhejiang, 800 Jahre alt.

Archäologen entdeckten eine kaiserliche Durchfahrtsstraße, einen Brückenpfeiler und Anleger, eine Straße, Palastruinen, zusammengebrochene Mauern, einen Flusslauf, eine Schleuse aus Stein aus der Zeit der Südlichen Song-Dynastie und eine mit Steinplatten angelegte Straße aus der Yuan-Dynastie (1271–1368). Auch bekannt als Himmelsstraße wurde die kaiserliche Straße in Yanguanxiang nur vom Kaiser und seiner Gefolgschaft genutzt, und sie ist die erste in China, die noch intakt freigelegt worden ist. Einige 400 Meter entfernt von der Kaiserstadt der Südlichen Song-Dynastie ist der Weg 200 Meter lang und fünf Meter breit, gepflastert und besetzt mit „Kuchen“-Steinen, die aus sandigem Lehm, der mit Wasser, in dem man klebrigen Reis kochte, angemischt wurde. Die Ruinen der Brücke und des Flusslaufs bezeugen, dass Land- und Wassertransport in südchinesischen Städten in alten Zeiten nebeneinander existierten. Die Hauptstadt Lin’an (heute Hangzhou) der Südlichen Song-Dynastie ist ein perfektes Beispiel einer antiken chinesischen Stadt, die sich von einem eingemauerten Block hin zu einer erweiterbaren Form aus Straßen und Gassen entwickelt hat, und als solche einen bedeutsamen Meilenstein in der Geschichte chinesischer Stadtentwicklung darstellt.

Größte antike Brennerei

 

Jiannanchun-Brennerei in Chengguan, Kreis Mianzhu, Provinz Sichuan, datiert auf die Zeit der Qing-Dynastie (1644–1911) und der Republik China (1912–1949).

Mit 500 Metern Länge und 240 Metern Breite ist dies die größte Stätte ihrer Art in China. Nur 30 Zentimeter unterhalb des heutigen Erdbodens entdeckt beherbergt es mehrere unabhängige Alkoholgeschäfte mit Läden im vorderen Teil und Arbeitsräumen im hinteren. Die Grabung brachte Ruinen zum Vorschein, die Keller, Scheunen, Destilliergeräte und Herde sowie Porzellangefäße beinhalteten. Die Ruinen zeigen außerdem den gesamten Alkoholherstellungsprozess, vom Einweichen des Reis zum Dünsten, Gären und Destillieren, sowie Entsorgen des Restwassers. Diese Fundstätte ist daher unumgänglich, was die Erforschung traditioneller Produktionstechniken von chinesischem Alkohol und Handwerksarbeit angeht. Mit dem Fortschreiten der Grabungen schätzen Archäologen, dass die Funde sogar noch älter sind, da man Spuren einer Schicht aus der Song-Dynastie (960–1279) gefunden hat.

 
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