09/2005
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Buchbesprechung: Die Wirtschaft Chinas

Aus der Serie Abriss Chinas

Von Kerstin Brümmer

 
   

Das Buch gibt dem Leser einen Überblick über die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft seit der wirtschaftlichen Reform und Öffnung des Landes nach außen und stellt die resultierenden Erfolge und Herausforderungen dieses Modernisierungsprozesses dar, so dass ein grundlegendes Wissen der gegenwärtigen Wirtschaft Chinas vermittelt wird.

In acht Kapiteln stellen die verschiedenen Autoren, die alle Gelehrte an einschlägigen Forschungseinrichtungen in China sind, diverse Aspekte des enormen und tief greifenden Wandels der chinesischen Wirtschaft dar. Einleitend werden die Entwicklung der Zielsetzung der Modernisierung Chinas und die Zukunftsaussichten des Landes aufgezeigt. Seit 1979 unternimmt die chinesische Regierung fortlaufend Reformen am Wirtschaftssystem, mit dem aktuellen Entwicklungsziel, in China „eine Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand“ aufzubauen, die dann Grundlage für die weitere Modernisierung sein soll.

Die Öffnung nach außen bzw. der Wandel von einer inländischen zur exportierenden Wirtschaft sind Grund dafür, dass das Label Made in China heute jeder kennt und man es in Turnschuhen und Textilien aller Art auf der ganzen Welt finden kann. Mittlerweile ist China jedoch nicht mehr nur Domäne für Billigprodukte und Massenware. Einer westlichen Statistik zufolge stammt heute jede zweite verkaufte Kamera, jede dritte Klimaanlage und jeder vierte Fernseher aus chinesischen Produktionsstätten. Dennoch wird im Buch aufgrund nüchterner Analysen Abstand davon genommen, China als „Herstellungszentrum der Welt“ zu bezeichnen, sondern vielmehr betont, dass Chinas Produktionsindustrie noch nicht ausgereift sei und man auf weitere Nutzung des ausländischen Kapitals und weitere Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen setzt.

Des Weiteren werden die Veränderung der Wirtschaftsentwicklung in Stadt und Land aufgezeigt sowie der Wechsel der Lebensverhältnisse der chinesischen Bevölkerung. Der zunehmende Unterschied zwischen Stadt und Land in der wirtschaftlichen Entwicklung wie auch die regionalen Unterschiede in China stellen ein großes Problem für die Zukunft der Volksrepublik dar. Da es wichtig ist, sowohl die unterentwickelten Gebiete zu fördern, als auch die Weiterentwicklung der bereits entwickelten Regionen zu beschleunigen, glaubt man nicht, diese Unterschiede in naher Zukunft verringern, aber einem weiteren Auseinanderdriften vorbeugen zu können.

Eine abschließende kurze Analyse ausländischer Kommentare zur chinesischen Wirtschaft bestätigt die Tatsache, dass es heute kaum möglich ist, sich ein klares Bild davon zu machen, wie die Modernisierung Chinas in der Zukunft verlaufen wird, so dass sowohl skeptische wie auch uneingeschränkt positive Haltungen in der ausländischen Presse zu finden sind. Eine Vielzahl an Faktoren erschwert langfristige Prognosen, welche einerseits vom „Zusammenbruch Chinas“ wie andererseits von einer „Bedrohung durch China“ ausgehen und somit zwei völlig gegensätzliche Standpunkte präsentieren.

In Deutschland erzählte man Kindern früher, dass, wenn alle Chinesen zugleich aus einem Meter Höhe auf den Erdboden springen würden, die Erschütterungen noch in Deutschland zu bemerken seien. Bei aufmerksamer Lektüre des Buches wird klar, dass genau das heute passiert. China boomt und die Weltwirtschaft bekommt dies zu spüren.

Wang Mengkui und andere, Die Wirtschaft Chinas, aus der Serie Abriss Chinas, von Zhao Zhenquan ins Deutsche übersetzt, 211 Seiten, China Intercontinental Press, 2005 Beijing, ISBN 7-5085-0638-3

 
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