09/2005
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Zum 100-jährigen Jubiläum des chinesischen Films

Streit über die Kommerzialisierung

Von Tang Yuankai

 
     

„Die fünfte Generation“ trat mit einer den Markt verachtenden Einstellung auf die Bühne des chinesischen Films. Zur Zeit betreiben manche Hauptangehörige dieser Generation aber die Kommerzialisierung voran, was einen Streit auslöst und zugleich bedauerlich ist. Bei der „sechsten Generation“ ist es ähnlich, ihre Vertreter haben den „Untergrund“ verlassen und sind aufgetaucht.

Es lässt sich feststellen, dass die chinesischen Filmemacher verschiedener Generationen wegen der Anerkennung durch die Gesellschaft und unter dem Druck der Marktwirtschaft unmerklich in eine neue Richtung umgeschwenkt sind. Zhang Yimou ist mit seinem Film Hero, der mit Kasseneinnahmen von Hunderten Millionen Yuan einen Rekordgewinn einbrachte, selbst ein „Held der Industrie“ geworden.

Zhu Dexiong, der ehemalige stellvertretende Direktor des Beijinger Filmstudios, erinnert sich an frühere Zeiten: „Wir hatten es nicht nötig, Geld zu sparen, und haben uns nie über die Kosten Gedanken gemacht.“ Und Wu Tianming, der ehemalige Direktor des Xi’aner Filmstudios, beschreibt die ehemalige Situation, in dem er sagt, dass „das Planwirtschaftssystem damals herrschte und der Staat über das absolute Recht auf Produktion und Vertrieb von Filmen verfügte. Das Amt für Filme des Ministeriums für Kultur erteilte die Aufgaben, und die Behörde für Kultur der Provinz verordnete jedes Jahr einen ,Plan für die industrielle Produktion‘, so machte man sich keine Sorge, dass der Film nicht verkauft werden könnte. 1960 kam Wu ins Xi’aner Filmstudio und in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts leitete er als Direktor die Reform von Mechanismen in Filmproduktion und -vertrieb ein, wodurch vielen jungen Filmemachern wie Zhang Yimou eine Chance gegeben wurde.

Früher bekamen die Autoren und Regisseure „ein festes Gehalt“. Machte man in der Nachtschicht Überstunden, bekam man nicht einmal einen Yuan Überstundenvergütung. Aber die Arbeitsbedingungen waren nicht primitiv und man bekam Unterstützung von „allen Himmelsrichtungen“. Etliche Mitarbeiter können sich noch deutlich an die Dreharbeit für den Film Soldaten des Volkes erinnern, bei der der Regisseur zu dem Berater für militärische Szenen sagte: „Wir brauchen zwei Panzer, aber das ist im Budget nicht vorgesehen.“ Um 7 Uhr am darauf folgenden Tag brachte ein Sonderzug zwei Panzer von einem Hunderte km entfernten Ort zum Drehplatz ...

Der Film ist eine grundlegende Unterhaltungsform für Chinesen und nimmt seit Jahrzehnten eine unersetzbare Stellung ein. 1979 hat sich im Durchschnitt jeder Einwohner 28 Mal Filme angesehen, im ganzen Land besuchte die Bevölkerung insgesamt 29,3 Mrd. Mal eine Kinofilmvorführung. Das war ein Rekord. Aber seit einiger Zeit gibt es nicht wenige Einwohner, die mehrere Jahre hindurch nicht ins Kino gegangen sind. Die Gesamtkasseneinnahmen von Filmen sind von einigen Mrd. Yuan auf Hunderte Mio. Yuan gesunken, und das ist zum großen Teil den importierten Unterhaltungsfilmen von Hollywood zu verdanken, was den chinesischen Filmemachern peinlich ist. Dass die chinesischen Filme Zuschauer verloren haben, ist auf bestimmte gesellschaftliche Ursachen zurückzuführen, das Problem liegt im System und der Politik von Filmen selbst, diese Probleme zeigen sich besonders deutlich im Mangel an Geldmitteln und in den Vertriebsschwierigkeiten.

Die Reform der chinesischen Filme setzte beim Filmvertrieb ein. Die „Kosten“ haben für staatliche Filmproduzenten nun ihre wirkliche Bedeutung. Seit 1993 tätigt die Gesellschaft für Filmvertrieb und -aufführung Chinas nicht mehr den zentralisierten Aufkauf und Vertrieb von heimisch produzierten Filmen. Die Filmproduzenten können für den Vertrieb in verschiedenen Formen direkt mit lokalen Vertriebsfirmen zusammenarbeiten wie beim Verkauf von Vertriebsrechten, beim pauschalen Verkauf einzelner Filme, bei der Teilung von Kasseneinnahmen und beim Verkauf auf Provisionsbasis. Die Filmproduzenten nehmen auch die interne Reform von Mechanismen in Angriff. Es wird nicht mehr allein vom Staat in Filme investiert, Unternehmen wird es auch erlaubt, Investitionen zu tätigen. Eine Beteiligung von Geldmitteln aus Hong Kong und aus dem Ausland ist auch möglich.

Es sind in der Zwischenzeit wieder 10 Jahre vergangen. Die Politik für chinesische Filme hat sich erheblich geändert. Privat betriebene Unternehmen haben den gleichen Status wie die staatlichen Filmproduzenten. Wang Zhongjun, der Geschäftsführer der Huayi-Brüder-Filmgesellschaft, die gute Kassengewinne erzielt hat, weist darauf hin: „Der größte Unterschied zwischen uns und staatlichen Filmproduzenten besteht darin, dass wir das Drehgelände und die Akkumulation von Jahrzenten nicht haben, alles andere ist gleich.“

Zur Zeit wird ein Teil von Filmen nach dem Vertriebsmodell von Hollywood vertrieben und für den anderen Teil werden verschiedene Vertriebsversuche im System „chinesischer Prägung“ weiter durchgeführt. Wang Zhongjun sagte: „Der heutige Filmmarkt Chinas hat verschiedene Modelle. Da gibt es Filme wie Träume von Shanghai, der in Cannes einen Preis erhalten hat und erst danach im Inland aufgeführt wurde, und auch Filme, wie die von Zhang Yimou, die hohe Kassengewinne erzielen.“ Wang meint: „Die Filmbranche im wahren Sinne der Öffnung hat immer bessere Perspektiven.“

Chen Kaige führt zur Zeit gerade Regie für den Film Die Versprechung und sein Ziel ist, dass „der Film auf der ganzen Welt gut verkauft wird und anerkennende Kritiken erhält.“ Chen Kaige sagte neulich: „Wir sind sehr zuversichtlich, was chinesische Filme betrifft, allein aus dem Grund, dass eine beliebte Sache nicht untergehen wird.“

 
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