Mai 2005
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Blumen, die unser Leben schöner gestalten

Von Rong Ye

Wenn der Frühling wiederkehrt, treiben die Bäume Knospen. Bäume und Sträucher bedecken sich allmählich mit zartem Grün und alles fängt an zu blühen. Auf allen Bauernhöfen, auf den Balkons der Stadtbewohner, in Parks und Gärten verschönern die Blumen unser Leben.

China ist für seine lange Geschichte der Kultivierung aller Arten von Pflanzen berühmt und wird als die „Mutter der Gartenkunst“ in der ganzen Welt bezeichnet. Es verfügt über unzählige Blumenarten. Mehr als 60 Arten der botanisch erfassten 20 Blumengattungen sind z. B. in China zu finden. 195 Kamelienarten, also 89% aller bekannten Kamelienarten wurden in China zuerst registriert. An Forsythien und Azaleen kommen 70% aller Arten in China vor. 3000 verschiedene Chrysanthemen und 200 Winterkirschensorten wachsen in China. Schon vor mehr als tausend Jahren wurden Päonie, Kamelie, Winterkirsche, Pfirsich, Narzisse, Pfingstrose, Magnolie und viele andere Blumen in China kultiviert.

Die Päonie ist in China heimisch und wird wegen der Farbenpracht und Schönheit ihrer Blüte und wegen ihres betörenden Duftes als Königin der Blumen bezeichnet. Um sie rankt sich eine Sage: Wu Zetian, die Kaiserin der Tang-Dynastie (690-701), erlebte eines Tages im kaiserlichen Garten eine wunderbare Szenerie. Alle Blumen blühen und wetteiferten um den höchsten Preis der Pracht und des Duftes miteinander. Nur die Päonie war spät daran zu blühen. Die Kaiserin wurde wütend. Von Zorn ergriffen ließ sie die Päonie von der Hauptstadt Chang’an in die Stadt Luoyang verpflanzen, wo sie später üppig gedieh. Die Päonie in Luoyang gilt in der Überlieferung als die erste Päonie überhaupt und jährlich veranstaltet man ihr zu Ehren in Luoyang eine Päonienschau.

Mei Hua, die Winterkirsche, hat ihre Heimat auch in China. Als eine der bekanntesten Blumen in China zeichnet sie sich durch schöne Blütenzweige, Farbenpracht der Blüten und einen intensiven Duft aus. Sie blüht im Winter, gilt jedoch als eine der ersten Blumen, die den Frühling ankünden, denn ihre Blütezeit dauert bis zum Frühlingsanfang. Durch geschickte Pflanzung und Anordnung von „drei Freunden im kalten Winter“, nämlich von Winterkirschen, Kiefern und Bambus, erfreuen wir uns überall in China einer klassischen, doch eigenartigen Gartenszenerie.

Die Kamelie, die auch in China heimisch ist, besitzt vielfältige Blütenformen und prächtige Farben. Ihre Blütezeit beträgt mehrere Monate, die Blumen bleiben immer frisch und schön. Die meisten Arten sind Sträucher mit immergrünen Blättern, manche wachsen zu Bäumchen heran. Die Kamelie, die in Yunnan, Südwestchina, wächst, ist wegen ihrer großen, wunderschönen Blüte überall bekannt. Sie blüht am Winterende und zum Frühlingsanfang und wird als Symbol der Freundschaft betrachtet.

Von den alten Zeiten bis zur Gegenwart sind Blumen zum Motiv in zahllosen literarischen Werken (vor allem in Gedichten) und in der Malerei (hauptsächlich in der traditionellen chinesischen Malerei) geworden. Sehr beliebt sind jedoch Blumenschauen, die seit jeher an verschiedenen Orten traditionell stattfinden. Vor mehr als 1000 Jahren wurde in China der 12. des zweiten Monats nach dem chinesischen Mondkalender zum Geburtstag der Blumen erklärt, der gleichzeitig als der Tag der Blumenschau galt. An diesen Tagen gingen die lokalen Beamten, die für Landwirtschaft zuständig waren, auf das Land, um die Bauern beim Ackerbau anzuspornen. Die lokale Bevölkerung betrachtete die Blumenschau als Fest. Während der Blumenschau wurde auch der Bauernmarkt abgehalten. Lokale Opern, Volksmusik und –tanz, Akrobatik wurden dargeboten. Während dieser Feste wurde auch jedesmal ein Gottesdienst gefeiert.

Es ist historisch belegt, dass vielfach Blumen als Übermittler von Freundschaftsadressen Verwendung fanden. Chrysanthemen z. B. verbreiteten sich in der Tang-Dynastie (618-907) in Japan. In der Song-Zeit (960-1279) gelangten sie nach England. 1789 wurde die chinesische Rose nach Europa eingeführt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits kommen westliche Gelehrte nach China, um die Samen der in China heimischen Blumen zu sammeln. Auf diese Weise wurden viele seltene Blumen Chinas im Ausland heimisch.

Heute intensivieren die chinesischen Botaniker ihre Forschungsarbeit und die Untersuchung der vorkommenden Blumenarten. Dort, wo seltene und wertvolle Blumen häufig auftreten, werden Naturschutzgebiete eingerichtet. In den botanischen Gärten und Pflanzenschulen wird durch Anwendung neuer Anbaumethoden die Qualität der Keimlinge und so der Blumen verbessert. Die Züchtung neuer Sorten erfolgt durch Kreuzungsexperimente und Samenzucht. In den Gebieten, in denen die Bauern auf die Blumenzucht spezialisiert sind, wurde die Blumenproduktion in den letzten Jahren sehr rasch entwickelt. So gelangten viel mehr frische Blumen in die Stadt.

Die Blumen spielen heute im Leben des chinesischen Volkes eine immer größere Rolle. Die Tradition der Blumenschau wird in China wieder in immer breiterem Umfang gepflegt. In den Städten werden die Straßen mit Blumen geschmückt. In vielen Fabriken werden Bäume und Blumen angepflanzt, die nicht nur zur Verschönerung, sondern auch zum Schutz der Umwelt dienen. In Stadt und Land pflegen unzählige Familien ihre Lieblingsblumen in Töpfen zu züchten, um ihr Leben zu verschönern. Die Designer verwenden gerne schöne Blumen als Motiv für Baumwollstoffe, Kunstgewerbsgegenstände, Behälter oder als Dekorationsobjekt für Wohnungen. Auch Maler und Fotograph wählen gerne und häufig Blumen zum Abbilden. Die vorliegenden Fotos sind aus Werken einer Fotoausstellung ausgewählt, in welcher die Schönheit der Blumen mit der Kunst der Fotographie kombiniert ist und die Sehnsucht des Menschen nach Schönheit Ausdruck findet.

Aus China im Aufbau, Nr. 3, 1986

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