April 2005
Ihre Position: Homepage >

Neuordnung und Rekonstruktion des Bildungswesens in der neuen Periode (1)

Nach Beendigung der „Kulturrevolution“ wurde das Bildungswesen Tibets zwar in gewissem Maße wieder hergestellt, aber es gab im Schulbetrieb doch einige Umstände, die den damaligen Gegebenheiten nicht entsprachen. Man legte nicht genügend Wert auf die Ausbildung qualifizierten Personals aus den nationalen Minderheiten und auf den Tibetischunterricht. Die Schulen verschiedener Ebenen entwickelten sich unzweckmäßig und planlos.

Nach der Statistik gab es in Tibet 1979 bereits 6266 Grundschulen, 55 Mittelschulen, 22 Fachschulen, acht technische Schulen und vier Hochschulen. Aber fehlende oder unzureichende Lehrkräfte, Fonds, Einrichtungen, Gebäude oder Lehrmaterialien führten zu einem relativ niedrigen Bildungsniveau, und das Bildungswesen entwickelte sich sehr ungleichmäßig.

Die Einberufung der 3. Plenartagung des vom 11. Parteitag gewählten Zentralkomitees der KP Chinas im Jahre 1978 leitete eine neue Ära für alle Bereiche des Neuen China ein. In der letzten Periode der „Kulturrevolution“ konzentrierte man sich fast blind auf die Quantität der Schulen und der Schüler. Die Folge war Unausgeglichenheit bei der Entwicklung des Bildungswesens. Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, begann man in Tibet, alle Schulen umfassend zu regulieren und reformieren. Im Oktober 1979 schickte das Bildungsamt des Autonomen Gebiets Tibet fünf Untersuchungsgruppen nach Lhasa, Shannan, Qamdo, Xigaze und Nagqu. Sie erkundeten die Meinungen der örtlichen Verantwortlichen, der Lehrer und Schüler sowie der Bevölkerung zur Entwicklung des Bildungswesens. Aufgrund umfassender Betrachtung wurde die Regulierungspolitik bestimmt, wonach erstens staatliche Schulen stärker als von Einwohnern betriebene Schulen gefördert werden sollten, diese sind nur zur Ergänzung einzurichten, und die Schulen sind in verschiedenen Formen zu betreiben. Dabei sollten staatliche Schulgründung und staatlicher Schulbetrieb, Förderung tibetischer Schüler, Elementarerziehung, Ausbau von Internatsschulen und Stipendiengewährung Vorrang haben. Besonderer Wert ist auf die Schulbildung an den Oberstufen der Grund- und Mittelschulen zu legen; zweitens sollte das Problem der Unausgewogenheit, der Hauptgrund für die Schwäche des Bildungswesens, gelöst werden; drittens sollte die bewährte traditionelle Kultur der nationalen Minderheiten stärker berücksichtigt und fortgesetzt werden. Es wurde eine Schulpolitik festgelegt, in der „die Elementarerziehung als Schwerpunkt bestimmt, die pädagogische Ausbildung bevorzugt zu entwickeln ist, die technische Berufsausbildung und die Erwachsenenbildung verstärkt werden sollten und die Hochschulbildung verbessert“ werden sollte.

Bis Ende 1983 erzielte die Regulierung des tibetischen Bildungswesens Anfangserfolge. Nach der Statistik gab es 2542 Grundschulen. Die Zahl der Mittelschulen wurde von 79 von 1981 auf 55 reduziert, die Zahl der Fachschulen von 24 von 1981 auf 13, die Zahl der technischen Fachschulen von acht von 1980 auf eine und die Zahl der Hochschulen von vier auf drei. Gleichzeitig verbesserte sich die Unterrichtsqualität und die Zahl der Schüler nahm geringfügig zu.

Auf die Vermittlung der traditionellen tibetischen Kultur wurde großer Wert gelegt. An allen Schulen wurden diverse Lehrgänge für Tibetisch abgehalten. An den meisten Grundschulen wurde der Unterricht hauptsächlich auf Tibetisch erteilt; die meisten Schüler kamen aus nationalen Minderheiten. Die Ausbildung qualifizierten Personals aus den nationalen Minderheiten wurde besonders beachtet und gestärkt. Auch die meisten in die Hoch- und Fachschulen aufgenommenen Studenten waren Angehörige nationaler Minderheiten. An den Hoch- und Fachschulen wurden Lehrgänge für Tibetisch, tibetische Geschichte, tibetische Medizin und tibetische Kunst gefördert oder neu eingerichtet. Mit diesen Lehrgängen wurden Unterricht und Forschung auf dem Gebiet des tibetischen Kulturerbes verstärkt und zugleich wurde die Ausbildung der Fachleute für dieses Gebiet gesichert.

1. Die 3. Sitzung zur Bildungsarbeit in Tibet

Im November 1987 fand die 3. Sitzung zu Bildungsarbeit statt. Dabei wurde die Strategie zur Entwicklung des Bildungswesens in Tibet festgelegt:„Es gilt, ausgehend von den realen Verhältnissen, an der Reform und Öffnung festzuhalten, die Kulturen und Traditionen der verschiedenen Nationalitäten zu bewahren und weiter zu entwickeln, entsprechend der Gesetzmäßigkeiten des Bildungswesens zu handeln und nur das zu tun, wozu man tatsächlich in der Lage ist. Die Qualität der Bildung und die Effizienz des Schulbetriebs sind aktiv und wohlbedacht zu erhöhen. Es sind Bürger, die hohes Ideal und moralische Integrität haben, gebildet sind und Disziplin halten, und qualifiziertes Personal aller Bereiche auszubilden, um dem wirtschaftlichen Aufbau und der gesellschaftlichen Entwicklung Tibets zu dienen.“ Die Schulpolitik Tibets von 1987 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts legte fest: „die Elementarerziehung schwerpunktmäßig zu stärken, die pädagogische Ausbildung von Lehrern bevorzugt zu entwickeln, die technische Berufsausbildung und die Erwachsenenbildung aktiv zu entwickeln und die Hochschulbildung zu konsolidieren und zu erhöhen.“ Die 3. Sitzung zur Bildungsarbeit in Tibet diskutierte und revidierte fünf Dokumente: die probeweise durchzuführenden Maßnahmen zur Stärkung der Elementarerziehung, die probeweise durchzuführenden Maßnahmen zur Stärkung der Fachschulbildung, die probeweise durchzuführenden Maßnahmen zur Stärkung der Konsolidierung der Hochschulbildung, die probeweise durchzuführenden Maßnahmen zur  Stärkung des Aufbaus der Lehrkräfte sowie Vorläufige Bestimmung zur Verwaltung von Lehrern des Autonomen Gebiets Tibet. Diese fünf Dokumente wurden am 24. Februar 1988 von der Volksregierung des Autonomen Gebiets Tibet genehmigt und in Kraft gesetzt.

Von 1988 bis 1992 entwickelte sich das Bildungswesen Tibets überwiegend im Geist der 2. Arbeitssitzung des Staatsrates zur Unterstützung Tibets und der 3. Sitzung zur Bildungsarbeit in Tibet.

2. Erhöhung der Ausgaben für die Elementarerziehung, Verbesserung ihrer Bedingungen und Verbindung der Elementarerziehung mit der Berufsausbildung für Erwachsene

Schwerpunkte der Neuordnung der Elementarerziehung waren die zentralisierte Führung von Schulen, die Stärkung staatlicher Schulen, die Aufstockung des Bildungsfonds und die Verbesserung der Schulbedingungen. Später wurde die Verwaltung der mit der Elementarerziehung zusammenhängenden Behörden und der Schulen verstärkt. Die meisten Mittel des Bildungsfonds wurden für die Elementarerziehung ausgegeben. Seit 1988 waren das nicht weniger als 75% des gesamten Bildungsfonds Tibets. Eine umfassende geistige, körperliche und arbeitsbezogene Erziehung nach ethischen und ästhetischen Normen und patriotischen Gesichtspunkten stand dabei im Mittelpunkt. Auch die Einheit aller Nationalitäten des Landes wurde als wichtige pädagogische Aufgabe erkannt. Es wurde eine Öffnung eingeleitet, bei der es vor allem um die Öffnung Tibets zum Landesinneren geht. Durch die Verbindnung mit dem Landesinneren wurden die Schulen betrieben. Außerdem wurde noch besonderer Wert auf die Verbindung der Weiterentwicklung historischer und kultureller Traditionen der tibetischen Nationalität mit der Reform und Öffnung gelegt.

Nach einigen Jahren intensiven Bemühens verbesserten sich die Arbeits- und Lebensbedingungen der Lehrer an den meisten Schulen. Die Instrumente und Einrichtungen für den Unterricht wurden ergänzt oder durch neue ersetzt, die Bibliotheken aufgefüllt und das Niveau der Verwaltung wurde erhöht. Dadurch entfalteten sich zahlreiche Initiativen bei Lehrern, Angestellten und Schülern, was zur Stabilität und höherer Qualität in der Elementarerziehung in Tibet beitrug.

Veranstaltung von Berufskursen in den ländlichen Mittelschulen

Die Reform der Elementarerziehung wurde mit der Erwachsenenbildung und der technischen Berufsausbildung verbunden. 1988 fanden an der 2. Mittelschule der Stadt Lhasa, an der Mittelschule des Kreises Doilungdeqen und an der Mittelschule des Kreises Kangmar von Xigaze Kurse zur technischen Berufsausbildung statt. Das war ein gelungener Versuch zur „Verbindung von Mittelschule, Berufsausbildung und Erwachsenenbildung“.

1991 beschloss die Kommission für das Bildungswesen des Autonomen Gebiets Tibet, die umfassende Reform der ländlichen Schulbildung im Kreis Doilungdeqen probeweise durchzuführen. Erstmals gründete man eine technische Berufsschule, die der Mittelschule des Kreises angegliedert wurde. Man hielt daran fest, die Ausbildung von qualifiziertem Personal eng mit wissenschaftlich-technischen Experimenten, mit der Produktion und der Popularisierung neuer Technik zu verbinden. Dies fördert das enge Zusammenwirken von Wirtschaftsführung und Dienstleistung. In dieser technischen Berufsschule wurde u. a. zu Themen aus den Bereichen Landwirtschaft, Gartenbau, Landmaschinenbau und -wartung, Züchtung von Tieren und Pflanzen sowie Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte unterrichtet. Gleichzeitig wurden Ausbildungskurse für Lehrer der von Einwohnern betriebenen Schulen, für Lehrer der probeweise installierten staatlichen Schulen und für Agrotechniker durchgeführt. Außerdem gab es Kurse, um den Einwohnern das Schneidern und Flechten beizubringen. 1992 nahmen an den in den Mittelschulen betriebenen Sonderkursen mehr als 400 Personen teil.

Nach dem Vorbild der Bildungsreform in Doilungdeqen wurde im Bezirk Shannan eine Berufsmittelschule gegründet. An der Mittelschule des Kreises Kangmar werden für Bewohner von Agrar- und Weidegebieten Berufskurse abgehalten. Zugleich werden dort Sekretäre, Ärzte und Buchhalter ausgebildet, die in den ländlichen Gebieten dringend gebraucht werden.

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück