April 2005
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Yunnan-Baiyao

Eine chinesische Arznei zur Behandlung von Hämorrhagie, Quetschungen usw.

 

Auf einer Baustelle wurden einmal einige Arbeiter beim Einsturz eines Daches schwer verletzt. Drei erlitten tödliche Verletzungen, zwei brachen sich die Arme und trugen weitere schwere Verletzungen davon. Bei der ersten Hilfe wendete der Arzt Yunnan-Baiyao an, und zu aller Verwunderung wurde ihr Leben gerettet. Dies ist nur eines der unzähligen Beispiele, wie Yunnan-Baiyao schon Totgeglaubte wieder ins Leben zurückholte. In der volkstümlichen traditionellen chinesischen Medizin gab Yunnan, das „Pflanzenparadies“, dieser Medizin den Namen. Doch woher hat diese Arznei ihre Zauberwirkung? Um dieser Sache auf die Spur zu kommen, besuchte ich die Yunnan-Baiyao-Fabrik in Kunming.

Die Geschichte des Yunnan-Baiyao lässt sich bis zum Beginn unseres Jahrhunderts zurückverfolgen. Damals sammelte Qu Huanzhang, ein berühmter Arzt der chinesischen Heilkunde, in ganz Yunnan verschiedene Heilkräuter, aus denen er, durch Vergleiche und Auswertung unzähliger klinischer Versuche, 1914 Yunnan-Baiyao herausdestillierte.

Yunnan-Baiyao findet für Blutungen, Blutstockung, Schwellungen, Entzündungen und Eiterbläschen Anwendung und erwies sich als besonders wirksam zum Stillen von Blutungen bei Stich- und Schusswunden, bei Sturzverletzungen, Schwellungen, malignen Geschwüren, Menstruationsbeschwerden sowie Blutungen der inneren Organe. Außerdem erweitert sich ständig ihr Anwendungsbereich. Ein Krebskranker in fortgeschrittenem Stadium nahm Baiyao ein und übergab sich dann weniger, spuckte kein Blut mehr und sein Allgemeinbefinden besserte sich; ein unter Bluthochdruck und Venenentzündung leidender, bei dem verschiedene Behandlungen nur wenig Erfolg gezeigt hatten, nahm zwei „Versicherungskörnchen“ ein und genas. Das „Versicherungskörnchen“ ist das beste Element des Baiyao und wird gewöhnlich für schwere Verletzungen angewendet. Gerettet hat es auch das Leben des chinesischen Wissenschaftlers Jiang Jialun, der bei der Südpolexpedition beinahe an Unterkühlung gestorben wäre.

Nachdem Qu Huanzhang 1914 Yunnan-Baiyao erfunden hatte, produzierte er es lange Zeit in seiner eigenen Apotheke. 1955 gab seine Familie dem Staat das Rezept. 1971 wurde die Yunnan-Baiyao-Fabrik aus der Taufe gehoben. Danach wurde eine Erhebung über die Verbreitung der Heilkräuter in der Provinz Yunnan durchgeführt, und es wurden zahlreiche Heilpflanzenmuster gesammelt. Laboruntersuchungen ergaben die Gattungen der Rohstoffe, so dass man genaue Bestimmungen für die Produktion festlegen konnte.

Ein ausländischer Chemiker gelangte einmal in Hong Kong in den Besitz von Yunnan-Baiyao und dachte, dass er dann diese Arznei auch produzieren könnte. Er hatte jedoch nicht wissen können, dass es eine Imitation war. Auch wenn es das Originalprodukt gewesen wäre, hätte er doch nicht genau das Gleiche herstellen können, weil er nicht die Yunnaner Heilkräuter besass.

In der Fabrik ist der ganze Produktionsprozess mechanisiert und automatisch kontrolliert. Nur das Pflücken und Sortieren der Heilkräuter wird noch in Handarbeit erledigt. Ein Zentrallaboratorium ist gebaut worden. 50 Forschungsangestellte tragen die Verantwortung für wissenschaftliche Forschung und kontrollieren die Qualität. 1979 und 1984 wurde die Arznei vom Staat mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Die Fabrik entwickelt sich ständig: Ein neues dreistöckiges Fabrikgebäude mit Luftreinigungsanlage wird im nächsten Jahr zur Verfügung stehen.

Zwei neue Baiyao-Arten sind entwickelt worden. Die eine ist ein Klebstoff, der schnell wirkt, eine exakte Dosierung erlaubt und äußerlich angewendet wird. Die andere ist eine Tinktur, die sowohl eingenommen wie auch äußerlich angewendet werden kann und sich bei der Behandlung von Schwellungen und Blutstauungen als ausgezeichnet erwiesen hat.

Obwohl sich seit der Fabrikgründung die Produktion versiebenfacht hat, kann der Bedarf immer noch nicht bedeckt werden. Selbst in der Provinzhauptstadt Kunming, wo sich die Fabrik befindet, wird auch sie nur in begrenzten Mengen angeboten. Sie wird in Südostasien, Europa und Nordamerika verkauft.

Aus China im Aufbau, Nr. 2, 1986

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