April 2005
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Tempel und Klöster (4)

Das Tashilhunpo-Kloster, der Sitz der Panchen Lamas aller Generationen

 

Das Tashilhunpo-Kloster gehört zu den unter staatlichem Denkmalschutz stehenden bedeutenden Kulturstätten Chinas. Es liegt am südlichen Fuß des Berges Nyimarie im Westen der Stadt Xigaze. Es ist das größte Kloster der Gelug-Sekte in Westtibet und der Hauptort der religiösen und politischen Angelegenheiten der Panchen Lamas aller Generationen. Das Tashilhunpo-Kloster und die oben genannten drei Klöster in Lhasa sind die vier berühmtesten Klöster Tibets.

Tashilhunpo bedeutet auf tibetisch „Glückliches Sumeru“. Das Kloster wurde am Berghang gebaut und umfasst Hauptsutrahallen, die Qamba-Buddha-Halle, die Gyina Lhakang-Halle, Gedenkhallen mit Stupas für die Panchen Lamas 5 bis 9, die Gedenkhalle Shesong Namgyi mit dem Stupa für den 10. Panchen Lama, die Terrasse zur Ausstellung großer Buddhabilder sowie Arbeitszimmer früherer Panchen Lamas. Es gibt außerdem noch vier Zhacangs (buddhistische Kollegien), 64 Myicuns (Wohnhäuser, in denen die Mönche, nach Herkunftsorten zusammengefasst, untergebracht waren), 56 Gebetshallen und 236 andere Räume. Das Kloster bedeckt eine Fläche von 300 000 m2. Die Gebäude sind dicht nebeneinander angelegt, es zeichnen sich jedoch eine klare gegliederte architektonische Ordnung ab. Aus der Ferne sieht die Klosteranlage wie eine Bergstadt aus. In diesem Kloster befinden sich die größte Qamba-Buddha-Statue der Welt sowie viele andere Kulturschätze. Sie sind für die Erforschung verschiedener Epochen der gesellschaftlichen Entwicklung Tibets von außerordentlich großer Bedeutung. In verschiedenen Hallen gibt es Wandmalereien, die das Leben verschiedener Persönlichkeiten des tibetischen Buddhismus darstellen. Außerdem gibt es noch Wandmalereien der 18 Arhats.

Im Jahr 1447 leitete Gendain Zhuba, ein Schüler jenes Tsongkapas, der die Gelug-Sekte gegründet hatte und später rückwirkend als erster Dalai Lama anerkannt wurde, den Bau des Klosters. Kurz danach wurden die Große Sutrahalle und andere Bauwerke fertiggestellt. Gendain Zhuba war erster Abt des Klosters und gab dem Kloster den Namen. Später wurden nacheinander die Qamba-Buddha-Halle, die Halle für die Glückbringende Göttin und die Terrasse zur Ausstellung großer Buddhabilder gebaut. In den Jahren unter der Regierungsdevise Wanli der Ming-Dynastie diente Lobsang Qoigyi Gyaincain als 16. Abt. Er ließ das Kloster in großem Umfang ausbauen. Danach wurden zwei Hallen mit goldenen Dächern gebaut. Außerdem wurden noch Gebäude für das Studium des esoterischen Buddhismus und zahlreiche Buddhahallen gebaut. Durch vielfachen Um- und Ausbau entstanden schließlich in der Klosteranlage insgesamt über 3000 Räume und 51 Klostergebäude, die einst mehr als 5000 Mönche beherbergten. So bekam das Tashilhunpo-Kloster nach und nach seinen heutigen Umfang.

Im 2. Regierungsjahr des Kaisers Shunzhi der Qing-Dynastie (1645) verlieh der mongolische Stammeshäuptling Gushri Khan dem Abt des Klosters Tashilhunpo Lobsang Chokyi Gyaltsan den Ehrentitel „Panchen Bokto“. „Bokto“ bedeutet auf Mongolisch „Heiliger“. Nachdem Lobsang Chokyi Gyaltsan im ersten Jahr unter der Regierungsdevise Kangxi (1662) in das Nirwana eingegangen war, fand sein Schüler, der dann der fünfte Dalai Lama wurde, ein Seelenkind für ihn. Damit war das Reinkarnationssystem der Panchen begründet. Lobsang Chokyi Gyaltsan wurde als 4. Panchen anerkannt, rückwirkend wurden auch seine Vorgänger als erster, zweiter bzw. dritter Panchen anerkannt. Seither war der jeweilige Panchen lebenslang auch immer Abt des Klosters. Im 52. Jahr unter der Regierungsdevise Kangxi (1713) entsandte der Kaiser Kangxi Hochkommissare nach Tibet und verlieh dem fünften Panchen den Ehrentitel Panchen Erdeni. Die Ernennungsurkunde war vergoldet und trug ein Goldsiegel. Damit war das Reinkarnationssystem des Lebenden Buddha offiziell anerkannt. „Panchen“ bedeutet auf Tibetisch „Großer Gelehrter“. „Erdeni“ bedeutet auf Mandschurisch „Schatz“. Damit wurde ein System geschaffen, wonach der Panchen Erdeni von der Zentralregierung anerkannt und sein Titel von der Zentralregierung bestätigt werden muss. Im 6. Regierungsjahr unter Kaiser Yongzheng (1728) wurde von der Qing-Dynastie bestimmt, dass Dalai Lama und Panchen Lama jeweils über eigene Verwaltungsgebiete verfügen, seitdem fungierten Dalai und Panchen als lokale Religionsführer Tibets und hatten eigene Verwaltungsgebiete.

Geht man durch das große Tor ins Kloster hinein und ein Stück auf einem gekrümmten Pfad entlang bis zu einer Kreuzung, sieht man auf der rechten Seite das größte Gebäude des Klosters, die Sutrahalle, auch Coqen-Halle genannt. Sie hatte die gleiche Funktion wie die der drei großen Klöster Lhasas. Diese Halle hat drei Stockwerke und 48 Stützsäulen. Die Vorderseite ist neun Raumeinheiten breit und sieben Raumeinheiten tief und bedeckt eine Fläche von 580 m2. In der Mitte der Sutrahalle steht der Thron des Panchen. Hinter der Großen Sutrahalle gibt es drei Buddhahallen, die Halle für Schakjamuni, auf der westlichen Seite die Halle für Maitreja und die Halle für die Glückbringende Göttin. Östlich von der großen Halle gibt es einen 500 m² großen Hof, der von einem Wandelgang umschlossen ist. Im Hof las der Panchen den Möchen die Sutras vor. Dort finden auch heute Debatten über Sutras statt. Die von Staatspräsident Jiang Zemin geschriebene Inschrift: „den Staat schützen und dem Volk dienen“, hängt hoch an einem Balken des Wandelgangs. An den Wänden des Wandelgangs sind tausend bunt bemalte steinerne Buddhafiguren zu sehen.

Qamba ist ein anderer Name für den Buddha Maitreja, deshalb wird die Qamba-Buddha-Halle auch Maitreja-Buddha-Halle genannt. Diese Halle ist 30 m hoch; in ihr befindet sich eine große vergoldete Statue des Buddha Maitreja in sitzender Stellung, die 1914 unter Leitung des 9. Panchen Qoigyi Nyima erbaut wurde. Der Sockel der Statue in Form eines Lotus ist 3,8 m hoch; die Statue selbst hat eine Höhe von 22,4 m. Aus den folgenden Zahlen kann man sich ein Bild von dem gigantischen Ausmaß der Statue machen. Das Gesicht des Buddhas ist 4,2 m hoch, die Ohren messen in der Höhe 2,8 m, die Schultern sind 11,5 m breit und die Hände sind jeweils 3,2 m lang. Der Durchmesser des Mittefingers beträgt einen Meter. Die Füße sind jeweils 4,2 m lang. Die Nasenhöhle kann einen Menschen aufnehmen. Es ist die größte kupferne Buddhastatue der Welt in sitzender Stellung. Beim Bau wurden über 115 t Rotkupfer und 6700 Tael Gold, 32 Diamanten, über 300 Perlen und 1400 Edelsteine verwendet. Zwischen den Augenbrauen wurde ein Diamant von der Größe einer Walnuss, 30 weitere Diamanten von Pferdebohnengröße sowie über 60 andere Edelsteine eingesetzt. Um einen Kasaya für diese Statue zu schneidern, benötigt man jedes Mal 3100 m Seide und 13 kg Fäden. Bisher wurde das dreimal getan. In der 30 m hohen Halle wurden rund um die große Statue fünf Etagenhallen errichtet: eine für die Krone, eine für das Gesicht, eine für die Brust, eine für die Taille und eine für den Sockel. Diese einzigartige Konstruktion dient nicht nur der Erhaltung und Pflege der Statue, sondern auch zur einer besseren Betrachtung derselben.

Südlich der Halle Shesong Namgyi liegt die Halle Gyina Lhakang, die unter dem 7. Panchen Tenpai Nyima (1781 – 1853) gebaut wurde. In der Halle befindet sich ein großes Bild von Kaiser Qianlong, ein Geschenk von Kaiser Jiaqing. Vor dem Bild steht eine Ehrentafel für den Kaiser Daoguang, auf ihr steht: „Langes Leben für Kaiser Daoguang“. Vor der Ehrentafel liegen eine fein gestaltete Buddhastatue und eine Bettlerschale aus Jade mit einer Inschrift des Kaisers Qianlong. Die Haupthalle war der Ort, an dem der Panchen früher, zum Neujahr nach dem tibetischen Kalender, kniend dem Kaiser seine Ehrerbietung zeigte und der kaiserliche Hochkommissar dem Panchen kaiserliche Edikte las. In der Nebenhalle führte der Panchen nach Entgegennahme der kaiserlichen Edikte Gespäche mit dem kaiserlichen Hochkommissar für Tibet. In dieser Buddha-Halle sind die vom Kaiserhof der Qing-Dynastie übergebenen Ernennungsurkunden, Siegel, Buddahstatuen sowie das in Chinesisch abgefasste Tripitaka aufbewahrt.

Das östliche Mausoleum der Panchen liegt auf der östlichen Seite der Halle Shesong Namgi. Beim östlichen Mausoleum handelt es sich um den Stupa der Grabstätten des 5. bis 9. Panchen. Der Name des Mausoleums Zhashinanjie bedeutet auf Tibetisch „glückbringend, verehrungswürdig und immer siegreich“. Im Januar 1989 wurde das Mausoleum eingeweiht. Es hat eine Baufläche von 1933 m2 und eine Höhe von 33,17 m. Für den Bau dieser Halle hat die chinesische Regierung 7, 8 Mio.Yuan, 108,85 kg Gold, 1000 kg Silber, 5638 kg Rotkupfer, 1099 m3 Holz, 11,8 t Eisen und Stahl, 1100 t Zement und 71 700 Stück Steinmaterial bereit gestellt.

Die große Gebetshalle mit dem Stupa des 10. Panchen wurde auf der Ruine der Gebetshalle mit dem Stupa des 6. Panchen gebaut. Auf der östlichen Seite liegt die Halle Zhashinanjie, die vom 10. Panchen persönlich eingeweiht wurde. Auf der westlichen Seite liegt die berühmte Qamba-Buddha-Halle. Vorn steht die Halle Shesong Namgyi, was soviel bedeutet wie „siegreich im Himmel, in der Menschenwelt und unter der Erde sein“. Am 28. Januar 1989 ist der 10. Panchen in der Residenz Deyi Galsang Phodrang in Xigaze in das Nirwana eingegangen. Drei Tage später fasste die Zentralregierung den Beschluss, einen mit Goldblättern eingefassten Stupa für den 10. Panchen zu bauen und seine Überreste zur Verehrung aufzubewahren, um damit den Wunsch der tibetischen Gläubigen zu erfüllen. Im August 1993 wurde der Stupa durch eine buddhistische Zeremoinie eingeweiht. Die Gebetshalle ist 33,17 m hoch und hat eine Baufläche von 1933 m2. Für den Bau der Gebetshalle und des Stupas werden 614 kg Gold, 275 kg. Silber und über 10 000 Edelsteine verwendet. Insgesamt wurden dafür 64 Mio. Yuan ausgegeben. In den Wandelgängen der Halle sind Wandbildnisse zum Andenken an den großen Meister zu sehen. Diese zeichnen sich durch künstlerische Meisterschaft aus.

Für den Bau der Terrasse zur Ausstellung großer Buddhabilder wurden über 5000 m2 Stein verwendet. Die Terrasse ist 32 m hoch, das Fundament ist 42,5 m breit und die Mauer ist 3,5 m dick. Jedes Jahr werden dort vom 14. bis zum 16. Tag des fünften Monats nach dem tibetischen Kalender drei Tage lang die aus Seide gewebten großen Buddhabilder ausgestellt. Diese Bilder sind im Durchschnitt über 1000 m2 groß, das größte nahezu 1200 m2 .

Das Ximo Qenbo ist ein großes Göttertanzfest und findet alljährlich im achten Monat nach dem tibetischen Kalender statt. Der 10. Panchen legte die östliche Seite des Klosters als Veranstaltungsort fest. Der Programmhöhepunkt ist der Tanz der waffentragenden Wächter Buddhas. Außerdem werden noch andere Tänze wie der Löwen-, der Jak- und der Pfauentanz gezeigt.

Die Residenz Deyi Galsang Phodrang wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut. Man nennt sie gewöhnlich „Neue Residenz “. 1000 m südlich des Klosters liegt die Residenz des 10. Panchen in Xigaze. Dort ist er auch in das Nirwana eingegangen. Die Neue Residenz nimmt eine Fläche von 0,7 ha ein und besteht aus mehreren Höfen. Der Außenhof ist eine Grünanlage und sieht wie ein Park aus. Hinter den Toren und Wandelgängen liegt die große Haupthalle. Sie hat zwei Stockwerke und zeichnet sich durch eine gelungene Kombination von traditioneller tibetischer Baukunst und neuerem Baustil aus. Die Räume darin sind großzügig angelegt, es gibt weiträumige Büros, Empfangszimmer, Sutrahallen und Schlafzimmer sowie Lagerräume.

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