Mai 2004
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Die DV-Welle in China

Von unserem  Mitarbeiter Dong Ning

Während die Digitalvideo-Welle über China schwappt, ist eine In-Phrase im Internet, in Modemagazinen, auf dem Unicampus und bei der jüngeren Generation in aller Munde: „Hast du heute schon DV verwendet?“. Das Wort DV hat seine Originalbedeutung überschritten und ist zu einer Art Lebensstil geworden. Als Starbucks und Italo Calvino zum ersten Mal China betraten, wurden sie als ultimative Statussymbole betrachtet, bis sie überall zu finden waren. Das gleiche gilt für DV: Indem unzählige Jugendliche über DV reden und Digitalvidoes fabrizieren, wird DV zum weit bekannten Phänomen. Manche Leute setzen DV fälschlicherweise mit Film gleich. Sowohl beim Drehen von Film wie auch von DV fängt ein Objektiv bewegte Bilder ein, und Licht wird in Bilder verwandelt. Aber dadurch, dass das Material bei Film und DV unterschiedlich ist, ist auch das Resultat nicht gleich. Diese Modewelle inspirierte viele junge Leute, ihre eigenen DVs mit einer leicht zu handhabenden und relativ billigen Videoausstattung zu produzieren. Fernsehstationen unterstützen den Trend, indem sie Wettbewerbe für Professionelle und Amateure abhielten.

DV machte in China eine beachtliche Entwicklung durch und ist hier bleliebter als in anderen Ländern. Die Annehmlichkeiten und die Erschwinglichkeit der Ausstattung lässt der Kreativität der chinesischen Jugendlichen freien Lauf. DV brachte viele anerkannte Filme, vor allem Dokumentarfilme über das Alltagsleben, hervor. Der Digitalfilm „Unknown Pleasures“ des chinesischen Regisseurs Jia Zhangke nahm sogar am 55. Filmfestival von Cannes teil.

Kurze, aber glorreiche Vergangenheit

DV wurde 1996 in Japan erfunden und anfangs von Amateuren verwendet. Technische Neuerungen und Entwicklungen der Computerunterstützung verhalfen ihm zu Popularität unter DV-Filmemachern und bei den professionellen Medienmachern. Das Medium wurde zum Markenzeichen von Dogma 95, einer visionären Gruppe vier dänischer Filmregisseure: Soeren Kragh-Jacobson, Kristian Levrin, Thomas Vinterberg und Lars von Trier. Triers „Dancer in the Dark“ ist wahrscheinlich der bis jetzt berühmteste Digitalfilm. Gedreht im Jahr 2000 mit der isländischen Sängerin Björk in der Hauptrolle und der hochverehrten französischen Schauspielerin Catherine Deneuve in einer Nebenrolle, erzählt uns der Film die Abwandlung einer altbekannten Form: Die einfache Geschichte einer armen Immigrantin, die arbeitet, um ihr Kind durchzubringen. Der Film gewann die Goldene Palme und wurde damit zum Startschuss für die globale DV-Bewegung.

Der Einzug in China

Die Entwicklung von DV in China kann in drei Etappen eingeteilt werden. Zwischen 1996 und 2000 kam DV nach China und kurbelte hier die Entwicklung des individuellen Filmschaffens an. Die frühen Werke waren hauptsächlich Dokumentarfilme -Yang Tianzis „Old Men“, Wu Wenguangs „Jiang Hu“, Ju Anqis „There is a strong Wind in Beijing“ und Zhu Chuanmings „Beijing Cotton Fluffing Artisan“.

Die zweite Etappe von 2001 bis 2002 brachte die Teilnahme der Medien mit sich: DV wurde viel Aufmerksamkeit entgegengebracht und ein Wettbewerbssystem wurde etabliert. Mit der Zunahme der Werke nahm die Qualität ab. Im Mai 2001 eröffnete das Kunstmagazin Art World die Kolumne DV Image Workstation, die DV-Arbeiten und Grundlagenwissen über DV vorstellte. Ihr erster Kolumnist war Wu Wenguang, ein DV-Filmemacher und Pionier des chinesischen Digitalfilms. Da sich die Leserschaft hauptsächlich aus Angestellten und urbanen Intellektuellen zusammensetzte, war DV anfangs eine elitäre Ausdrucksform. 2001 hielt Phoenix Satellitenfernsehen den Universitätswettbewerb „Chinese Youth Video Exhibition: DV New Age“ ab und bat um DV-Werke aus dem Universitätscampus. Studenten wurden mit DV-Ausrüstungen und einem Budget ausgestattet und dazu ermuntert, Digitalfilme zu drehen. Die ausgewählten Werke wurden ab Januar 2001 im Fernsehen ausgestrahlt und stießen auf großes Interesse. Mit der täglichen Zunahme der Einschaltquote nahm auch die Beliebtheit von DV bei den chinesischen Intellektuellen und Jugendlichen zu, und DV wurde zum Mittelpunkt verschiedener Druckmedien, Fernsehstationen und des Internets. Leute riefen das „DV-Zeitalter“ aus und Filmliebhaber gründeten Organisationen wie die „Beijinger Jugendgesellschaft für Filmpraxis“, die im April 2000 in Beijing gegründet wurde, das „Shanghai Filmstudio“ und das „Heckfenster Nanjing, Studiengesellschaft für Kunstfilm“. Sie stellten Kunstfilme vor, produzierten und verbreiteten Digitalfilme, organisierten Veranstaltungen und schrieben Artikel, um die Bewegung publik zu machen.

Die dritte Phase der DV-Bewegung begann 2002 und setzt sich bis heute fort. Die DV-Welle hat sich abgekühlt und DV-Filmemacher, Organisatoren und Kritiker haben sich einer Selbstprüfung unterzogen. Die Leute verlieren das Interesse an DV, weil diese Filme in ihren Augen zu wenig individuell oder übertrieben sind. Die Vertreter der Massenmedien rufen die DV-Macher dazu auf, sich auf das Erlernen der Videosprache und die Beherrschung der technischen Grundkenntnisse zu konzentrieren. Obwohl DV seinen Glanz verloren hat, sagen Experten voraus, dass nach diesem Zyklus der Selbstprüfung und einer Rückkehr zu den Grundlagen das Medium nach neuen Vorstößen verjüngt hervorgehen wird.

Das chinesische DV-Drama „Dream Night“, koproduziert von Xiao Qi und seinen Klassenkameraden aus der Beijinger Filmakademie, gewann den Digitalpreis des 2. Samsung Digitalman Wettbewerb. Xiao, der vier Jahre professioneller Ausbildung an der Filmakademie Beijing hinter sich hat, findet, dass DV mit einer professionellen Ausstattung bezüglich der Filmqualität nicht mithalten kann, aber was die Zweckmäßigkeit und Flexibilität angeht, führt DV bei weitem. Die neue Erfindung lässt der Kreativität freien Lauf.

Li Xiao studiert an der Landwirtschaftsuniversität des Südwestens, nicht an einer Filmakademie, aber er drehte dennoch gemeinsam mit einigen Freunden den Digitalfilm „Hybrid Rice“. Li sagt, dass DV die Kluft zwischen Professionellen und Amateuren verringert, da es weniger Zeit und ein kleineres Budget verlangt und einfach zu handhaben ist. DV bietet eine Bühne für Universitätsstudenten, auf der sie ihre Ideen austauschen  können.

 

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